Zum Glück gibt es den Eiskanal: Was uns von den Olympischen Winterspielen in Erinnerung bleibt

Die Olympischen Winterspiele in Peking sind vorüber. Viel wurde diskutiert über Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Über Corona-Infektionen und Chancengleichheit.
Nebenbei wurde auch Sport getrieben. Aus deutscher Sicht ist das drittbeste Ergebnis der Geschichte hängengeblieben. Was wird uns in Erinnerung bleiben? Gute – aber auch schlechte Zeiten.
Gute Zeit im Eiskanal: 27 Medaillen gingen an Deutschland – davon allein 16 im Bob, beim Rodeln und im Skeleton. Die Athleten des Bob- und Schlittenverbandes allein hätten den zweiten Rang hinter Norwegen im Medaillenspiegel erreicht. Neun von zwölf Goldmedaillen gab es in diesen drei Disziplinen. Herausragend war dabei einmal mehr Francesco Friedrich, der sich erneut zum Doppel-Olympiasieger kürte – als erster Pilot überhaupt. Im Skeleton rasten Christopher Grotheer und Debütantin Hannah Neise zu den ersten Siegen für Team D überhaupt.
Schlechte Zeit auf dem Eis: Sie ist der aufgehende Stern des Eiskunstlaufs. Doch die 15 Jahre alte Russin Kamila Walijewa wird diese Spiele wohl nicht in bester Erinnerung behalten. Nach Gold im Team galt sie auch im Einzel als Favoritin, konnte dem Druck nach ihrem positiven Doping-Test und einem weltweiten medialen Echo nicht standhalten, wurde Vierte. Das alles stieß die Diskussion an, ob es nicht ein Mindestalter 16 oder 18 für Olympische Winterspiele geben sollte?
Gute Zeit auf der Schanze: Bronze von der Großschanze für Karl Geiger, Bronze im Team mit dem Willinger Stephan Leyhe und Silber für Katharina Althaus. Drei Medaillen für die deutschen Skispringer sind solide – machen die Enttäuschungen aber auch nicht vergessen.
Schlechte Zeit von der Schanze: Was wahrscheinlich eher in Erinnerung bleibt, ist das Drama um Althaus’ Anzug und die folgende Disqualifikation im Mixed-Wettbewerb. Aber auch die Pleite der Männer von der Normalschanze – wo Geiger eigentlich Favorit war.
Gute Zeit in der Loipe: Diese Medaillen waren wohl die größte Sensation im deutschen Team: Erst holten die Langlauf-Frauen Staffel-Silber, dann rasten Katharina Hennig und Victoria Carl völlig überraschend auch noch zum Teamsprint-Gold.
Schlechte Zeit mit dem Puck: Das Ziel der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft war klar: Eine Medaille sollte wieder her, so wie 2018 in Pyeongchang. Das Ergebnis war dann doch sehr ernüchternd: Vier Spiele, drei Niederlagen – nur gegen Gastgeber China gab es einen knappen 3:2-Erfolg.
Gute Zeit beim Biathlon: Gold und Bronze brachten die Biathletinnen aus Peking mit. In der Staffel wurden sie Dritter, Denise Herrmann gelang im Einzel mit Platz eins der große Coup. Danach freute sie sich auf Zuhause – und auf eine Leberkässemmel.
Schlechte Zeit beim Biathlon: Weniger gut lief es für die deutschen Herren. Sie blieben erstmals seit 2010 ohne Medaille. Erik Lesser nahm kein Blatt vor den Mund, kritisierte die Spiele im Deutschlandfunk: „Ich bin einfach nur enttäuscht, dass Thomas Bach kritische Nachfragen einfach so wegwischt. Dass die Olympischen Spiele unpolitisch sind, das ist ja völliger Quatsch. Dass man immer noch einer Lüge weiter hinterherreitet, das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.“
Gute Zeit für Geiger: Vinzenz Geiger führte die Nordischen Kombinierer zu zwei Medaillen – und das, obwohl er den Beginn der Spiele als Kontaktperson von Eric Frenzel in Corona-Isolation verbrachte. Aus der Quarantäne heraus stürmte er mit einem Endspurt zu Gold von der Normalschanze, sicherte zudem Silber mit der Staffel.
Schlechte Zeit für Frenzel: Angereist, positiv getestet, elf Tage Isolation im Quarantäne-Hotel, Rückkehr zur Staffel, Zusammenbruch – trotzdem Silber. Eric Frenzel, bester deutscher Kombinierer der Geschichte, erlebte filmreife Tage in China. Der Horrorstreifen nahm mit der Medaille ein gutes Ende – Frenzel will die Spiele dennoch schnell abhaken.
Gute Zeit für Claudia Pechstein: Deutsche Fahnenträgerin, Rekordteilnahme, heute der 50. Geburtstag. Für die fünfmalige Olympiasiegerin waren es die achten Spiele – Rekord. Um die Medaillen lief sie nicht, dennoch gehört Pechstein zu den Gewinnern.
Schlechte Zeit für Ästhetiker: Die Bilder der aus dem Boden gestampften Big-Air-Rampe mitten in einem Industriegebiet gingen um die Welt. Das war nichts fürs Auge, auch sonst gab es viel Kritik für die Austragungsorte. Einige wurden einzig für die Spiele erbaut, haben in Zukunft keine Funktion mehr. (Björn Friedrichs und Maximilian Bülau)