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Skisprung-Weltcup in Willingen: 53.000 Fans kommen zur Schanze - alle Infos

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Von: Matthias Lohr, Rebekka Knoll

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An diesem Wochenende schaut die Sportwelt nach Willingen: Beste Aussichten an der Mühlenkopfschanze.
An diesem Wochenende schaut die Sportwelt nach Willingen: Beste Aussichten an der Mühlenkopfschanze. © Arne Dedert/dpa

Vom 15. bis 17. Februar 2019 findet in Willingen der Skisprung-Weltcup statt. Wir stellen das Programm und alle wichtigen Infos für das Sportspektakel vor.

Aktualisiert am 15. Februar 2019 - Mit 53.000 Fans rechnen die Veranstalter am Wochenende in Willingen. Am Freitag, Samstag und Sonntag verfolgen sie das Team-Weltcup und die beiden Einzelspringen des Weltcups im Upland. Zur Eröffnungsfeier lockt außerdem DJ Felix Jaehn. Alle wichtigen Infos im Überblick.

Skispringen Willingen 2019: Programm

Freitag, 15. Februar: 

Samstag, 16. Februar:

Sonntag, 17. Februar

10.30 Uhr Einlass14.45 Uhr Probedurchgang15.15 Uhr 1. Wertungsdurchganganschließend Finaldurchganganschließend Siegerehrung im Stadion an der Mühlenkopfschanze

Skispringen Willingen 2019 - Tickets

Bis 8. Februar konnte man Tickets im Ticketshop des SC Willingen bestellen, der Ticketshop ist nun geschlossen. Eintrittskarten für Freitag und Sonntag können noch bis 14. Februar in der Geschäftsstelle in Willingen erworben werden. Ab Freitag können Sie Tickets an den Tageskassen vor dem Stadion kaufen.

Skispringen Willingen 2019: Eröffnungsfeier mit Felix Jaehn

Bei der Eröffnungsfeier tritt in diesem Jahr der DJ und Musikproduzent Felix Jaehn auf. Mit "Cheerleader" war der Norddeutsche sogar in den USA auf Platz 1 der Charts. Seine aktuelle Single heißt" Jennie". Die Skifans können sich in Willingen auf ein 45-minütiges Konzert zur Eröffnung des Weltcups freuen, im Anschluss gibt es ein Feuerwerk.

Skispringen Willingen 2019: Adresse

Zur Mühlenkopfschanze 1, 34508 Willingen (Upland)

Die Mühlenkopfschanze ist ganz einfach zu finden. Sie hat die Adresse Zur Mühlenkopfschanze 1. Alle ausgewiesenen Parkplätze sind kostenlos. Für den Schienenverkehr gibt es jedes Jahr einen Sonderfahrplan. Wer aus Richtung Korbach anreist, steigt am besten am Haltepunkt Stryck („Weltcup-Bahnhof“) aus. Ab dort sind es wenige Gehminuten bis zum Skisprung-Stadion. Besucher, die mit den Zügen aus Richtung Hagen/Dortmund über Brilon-Wald anreisen, fahren bis Bahnhof Willingen. Von Marburg und Frankenberg kommt man alle zwei Stunden mit der Linie R42 nach Willingen und auch von Kassel fährt die R4 alle ein bis zwei Stunden nach Korbach. Dort muss man nur noch nach Willingen umsteigen. 

Lesen Sie auch: Entspannt zum Weltcup in Willingen: Alle Infos zu Anreise und Sperrungen

Skispringen Willingen 2019 im Fernsehen

Das ZDF überträgt den Teamwettbewerb der Herren am Freitag, 15. Februar. Samstag und Sonntag sind beide Durchgänge der Herren und Damen im ZDF zu sehen. 

Willingen hat 1200 Free Willis

Die 1200 freiwilligen Helfer werden in Willingen Free Willis genannt. Einer von ihnen ist Holger Dietzel, dessen Arbeitgeber Renault Trucks aus Lohfelden bei Kassel das Sportspektakel zum zweiten Mal mit einem 520 PS starken Baufahrzeug für den Schneetransport unterstützt. Der Kipper, ein Renault Truck 6x4, ist seit Tagen im Einsatz, um für beste Schneeverhältnisse zu sorgen. Dietzel ist Betriebsleiter des Volvo-Standorts in Lohfelden und wohnt in der Nähe von Willingen. Sein Arbeitseinsatz ist "für mich ein Heimspiel", wie er sagt. 

Freiwillig war auch das ungewöhnliche Video zweier Fans aus dem Schwalm-Eder-Kreis, die die Mühlenkopfschanze mit Playmobil und Pappmaché nachgebaut haben.

Volkmar Hirsch (links) vom SC Willingen und Holger Dietzel mit dem Renault-Truck an der Schanze.
Volkmar Hirsch (links) vom SC Willingen und Holger Dietzel mit dem Renault-Truck an der Schanze. © Renault Trucks/Sven Schütz

Skispringen in Willingen - Geschichte

Als 1995 erstmals ein Weltcup in Willingen ausgetragen wurde, stellte Sepp Weiler fest: "Willingen hat eine der schönsten Schanzen überhaupt." Der Skispringer aus dem Allgäu, der 1997 starb, muss es wissen. In den 40er- und 50er-Jahren war Weiler einer der Weltbesten in seiner Disziplin. Und 1951 gewann er das erste internationale Springen in Willingen, wo schon Anfang des 20. Jahrhunderts weit gesprungen wurde. Beim Skifest im Winter 1912/13 trauten sich einige wagemutige Männer auf einen aus Schnee gebauten Sprunghügel. Es gewann der spätere Bürgermeister Heinrich Figge mit der damals atemberaubenden Weite von 15 Metern. 2005 flog der Finne Janne Ahonen auf der großen Mühlenkopfschanze 152 Meter weit.

Die Geschichte des Weltcup-Standorts Willingen beginnt 1994 mit einem Missgeschick eines Konkurrenten. Ursprünglich sollten sich zwei Orte den neuen Termin im internationalen Wettkampfkalender teilen. Doch weil Oberhof kein gültiges Zertifikat des internationalen Ski-Verbands FIS besaß und die Umbauten nicht rechtzeitig fertig wurden, mussten die Thüringer passen. Die Premiere auf einem Anlaufturm aus Holz gewann 1995 der Österreicher Andreas Goldberger, der Deutsche Dieter Thoma wurde Dritter. Seit der Saison 1998/99 zählte Willingen jedes Jahr zum Weltcup-Zirkus.

Skispringen Willingen: Sieger des Weltcups

Erfolgreichster Skispringer in Willingen ist Noriaki Kasai. Der Japaner gewann gleich dreimal im Upland, zudem feierte er mit seinen Kollegen einen Sieg im Mannschaftswettbewerb. Der 45-Jährige hat miterlebt, wie aus einem ganz normalen Wintersport ein Riesenspektakel wurde. Durch die Erfolge der Deutschen Sven Hannawald und Martin Schmitt um die Jahrtausendwende platzte Willingen bald aus allen Nähten.

Höhepunkt war 2002, als nicht nur das Sauerland für die Boulevard-Presse zu "Hanni-Land" wurde. Hannawald hatte gerade als erster Mensch überhaupt in einer Saison alle Wettbewerbe der Vierschanzentournee gewonnen. Am 12. Januar sorgte er auch vor 35.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Willingen für den ersten Triumph eines Athleten des Deutschen Skiverbands (DSV).

Die deutschen Skispringer Sven Hannawald (r) und Martin Schmitt geben sich am Samstag (12.01.2002) im Zieleinlauf beim Weltcup-Skispringen in Willingen die Hand. Hannawald gewann mit Weiten von 141 und 148 Metern, Schmitt konnte sich nach einem guten ersten Durchgang nur auf Platz 18 positionieren. dpa/lhe |
Deustche Stars: Martin Schmitt (links) und Sven Hannawald 2002. © picture-alliance / dpa/dpaweb

Die DSV-Adler

Die Mühlenkopfschanze war nicht mehr nur eine Sportstätte, sondern Austragungsort einer "Love-Parade im Schnee", wie die Presse jubelte. An den Bildschirmen fieberten mehr als acht Millionen Zuschauer mit. Der Privatsender RTL, der sich wegen des Höhenflugs der DSV-Adler die Übertragungsrechte gesichert hatte, erreichte einen Marktanteil von 40 Prozent. Skispringen war so populär wie Fußball, und Willingen war für manche Wimbledon, mindestens aber das Westfalenstadion.

Bereits im Jahr 2000 war Hannawalds Teamkollege Martin Schmitt auf einem Transparent begrüßt worden, auf dem stand: "Martin, die zarteste Versuchung, seit es Skispringer gibt." Nicht nur für Schmitts Sponsor Milka waren es rosarote Zeiten.

Die sind längst vorbei. Damals reisten an einem Weltcup-Wochenende 100.000 Zuschauer ins Upland. Als die DSV-Adler nur noch hinterher flogen, nahm das Interesse ab. RTL verabschiedete sich 2006 wegen sinkender Quoten wieder vom Skispringen. 2010, als der Gastgeber SC Willingen sein 100-jähriges Bestehen feierte, kamen an einem Tag gerade mal 7000 Fans.

Dank neuer Helden wie Richard Freitag nimmt das Interesse wieder zu. Und einer aus der goldenen Ära springt immer noch: der 45 Jahre alte Japaner Noriaki Kasai.

Die Mühlenkopfschanze - Definition und wichtige Fakten

Die Webcam in Willingen

Im Fünfzehnminutentakt werden hier aktuelle Fotos von der Schanze in Willingen veröffentlicht. So können Interessierte jederzeit überprüfen, wie die Schneesituation am Adlerhorst, dem Kampfrichterturm und am Loipenstieg aussieht.

Party zum Skispringen in Willingen

Willingen ist mehr als nur Sport. Das war schon um die Jahrtausendwende so, als Mädchen und junge Frauen zu Tausenden an die Schanze pilgerten. Viele zogen sich Windeln an, damit sie schon früh in die erste Reihe konnten und diese nicht mehr verlassen mussten. Die Pampers-Teeanager, wie die jungen Hardcore-Fans genannt wurden, ließen es im Notfall einfach laufen.

Auch sonst lief damals sehr viel. Als im Jahr 2001 sage und schreibe 100.000 Zuschauer nach Willingen kamen, wurde aus der Sportstätte die "Ballermann-Schanze", wie der Boulevard titelte. Leere Schnapsflaschen füllten gleich zwei Container, im Festzelt kam es zu Schlägereien.

Der ganz große Trubel ist mittlerweile Geschichte, aber Feiern lässt sich in Willingen immer noch sehr gut - nicht nur an der Mühlenkopfschanze. Der 6000-Einwohner-Ort gilt ganzjährig als Party-Hochburg. Längst Kult ist "Siggi's Hütte" auf dem 838 Meter hohen Ettelsberg, die 2017 ihren 40. Geburtstag feierte. Das Hotel Sauerland-Stern ist ebenso berühmt. Und in der Dorf-Alm kann man mit Alpenflair feiern. Deren Chefin Gerlinde Scriba verspricht: "In Willingen kann man alles machen." Was will man mehr?

Willingen Wetter zum Weltcup 2019

Skifans erwartet ein sonniges Wochenende: Freitag und Samstag soll der Himmel wolkenfrei bleiben. Bis zu elf Grad für Freitag und zehn Grad für Samstag sind angekündigt. Leicht bewölkt und mit neun Grad soll auch der Sonntag sehr mild werden. 

Dennoch wurden kurz vor dem Weltcup wieder "Free Willis" gesucht. Die freiwilligen Helfer, die Zuschauertribünen von Schnee befreien, mussten anrücken, da es gut 15 Zentimeter Neuschnee gab. Das meldete unter anderem Ran.de. 

Probleme wie in 2002 wird es in diesem Jahr wohl nicht geben: Damals ging ohne die "Free Willis" beim Weltcup gar nichts. Die freiwilligen Helfer sind dafür verantwortlich, die Zuschauertribünen vom Schnee zu befreien. 2002 mussten sie so sehr schippen, dass der Wettbewerb auf der Kippe stand. Ausgefallen ist der Einzel-Weltcup jedoch nur 2013. Weil es stürmte, konnte nur der Team-Wettbewerb ausgetragen werden. Als Ersatz gab es in dem Jahr nur einen Gaudi-Wettkampf von der Minischanze, den Altmeister Martin Schmitt mit 34 Metern gewann.

Wind gibt es in Willingen bisweilen immer noch reichlich, Schnee dagegen immer seltener. Schon 2004 mussten 600 Kubikmeter Schnee aus der Bottroper Skihalle herangekarrt werden. Mittlerweile ist der Klimawandel so weit vorangeschritten, dass Container zur Schneeerzeugung nötig sind, die auch bei Plusgraden arbeiten. Willingen ist immer noch etwas ganz Besonderes, aber in dieser Hinsicht hat es die gleichen Probleme wie andere Wintersportorte in den Mittelgebirgen.

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