Kasselerin zur Corona-Situation in London: „Die Briten sind freiwillig vorsichtig“

Unternehmensgründerin Kayleigh Kuptz aus Kassel lebt seit 2017 in London. Sie berichtet, wie die Briten mit den Corona-Erleichterungen umgehen und vergleicht mit Deutschland.
London – Den legendären „Freedom Day“, den Großbritanniens Premierminister Boris Johnson im vergangenen Jahr immer wieder angekündigt hatte und der mit einem Schlag alle Briten von sämtlichen Corona-Einschränkungen befreien sollte – ihn hat es in der Form auf der Insel gar nicht gegeben. Nach den ersten freudig aufgenommenen Lockerungen kamen Ende 2021 mit dem Anstieg der Infektionen wieder verschärfte Vorsichtsmaßnahmen.
Jetzt verkündete die Regierung erneut: Die Masken können fallen, und Impfnachweise sowie Isolierungen sind nicht mehr nötig. Sie ruft auch nicht mehr dazu auf, von Zuhause zu arbeiten.
Kasselerin zur Corona-Situation in Großbritannien: „Es herrscht nüchterne Vernunft“
Aber als Befreiungsschlag empfindet das kaum jemand mehr, meint Kayleigh Kuptz. Die 33-jährige Unternehmensgründerin aus Kassel lebt und arbeitet seit 2017 in London. Es habe ein zu langes Hin und Her in Sachen Corona gegeben. Statt Euphorie herrsche nüchterne Vernunft. Viele Londoner trügen zu bestimmten Anlässen zur Sicherheit immer noch Masken. Ohne viel Aufhebens.
„Ich sitze gerade im Taxi“, sagt uns Kayleigh Kuptz am Mobiltelefon: „Und klar: Sowohl der Taxifahrer als auch ich tragen eine Maske.“ Viele Menschen setzten sie freiwillig auf, etwa beim U-Bahn-Fahren, aber auch beim Einkaufen hätte rund die Hälfte der Kunden nach wie vor Masken auf. Viele Briten, vor allem in Berufen mit Außenkontakten, testeten sich regelmäßig, obwohl dies nicht mehr vorgeschrieben ist.
Briten in der Corona-Pandemie: Sie wollen einfach wieder ihren Pub besuchen können
Die Briten sähen das pragmatisch und wollten einfach wieder Normalität und ihren Pub besuchen können. Dafür sei man gerne freiwillig vorsichtig. Der strenge Lockdown 2020 stecke noch allen in den Knochen.
Auch die Impfquote sei bei den Briten mit über 75 Prozent höher als in Deutschland, und die Diskussion um Corona-Regeln hätte bei Weitem nicht so einen aufgeheizten Charakter. Als sie Weihnachten ihre Familie in Kassel besucht hat, war sie überrascht über die strengen 2G-plus-Regeln in ihrer Heimat. (Christina Hein)
Zur Person
Kayleigh Kuptz hat im Jahr 2008 an der Europaschule Friedrich-List-Schule in Kassel Abitur gemacht. Danach studierte sie im niederländischen Maastricht „International Business“. Nach Bachelor und Master sowie beruflichen Stationen in Düsseldorf und Berlin ging sie als Business-Managerin zur HSBC-Bank nach London. Davor hatte sie für eine Unternehmensberatung gearbeitet.
Vor zwei Jahren hat sich Kayleigh Kuptz mit zwei Geschäftspartnern mit dem Technologie-Start-up für Software-Entwicklung „deployed“ selbstständig gemacht. Sie wohnt mit ihrem Hund in London.
Auch in Dänemark hat man einen entspannten Umgang mit der Corona-Pandemie: Sämtliche Corona-Maßnahmen wurden vor kurzem aufgehoben. Wir fragten den ehemaligen MT-Kreisläufer Thomas Klitgaard, wie sich das in Dänemark anfühlt.