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Nach Kasseler OB-Wahl: Druck auf SPD-Chef Hechelmann steigt

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Von: Matthias Lohr

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Welche Rolle spielt sie künftig in der SPD? Am Sonntag erhielt OB-Kandidatin Isabel Carqueville Applaus von Parteichef Ron-Hendrik Hechelmann.
Welche Rolle spielt sie künftig in der SPD? Am Sonntag erhielt OB-Kandidatin Isabel Carqueville Applaus von Parteichef Ron-Hendrik Hechelmann. © Andreas Fischer

Die Kasseler SPD hat das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Im Unterbezirksausschuss nächste Woche wird wohl der Rücktritt des Parteichefs gefordert.

Die Zukunft der zerstrittenen Kasseler SPD könnte sich am 23. März im Philipp-Scheidemann-Haus entscheiden. Um 18 Uhr wird dort der Unterbezirksausschuss zusammenkommen. Alle Parteimitglieder können kommen, die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Der vorgezogene Termin ist ein Ergebnis der Sitzung des Unterbezirksvorstands von Montagabend.

Der wichtigste von fünf Tagesordnungspunkten ist an dritter Stelle notiert: „Wahlanalyse OB-Wahl“. In seiner Einladung an die Genossen erklärt Parteichef Ron-Hendrik Hechelmann: „Wir wollen eine sachliche Analyse der Ergebnisse durchführen und gemeinsam eine Perspektive für das Zusammenfinden als eine Partei erörtern.“

Es könnte also hoch hergehen. Seit dem Bruch der grün-roten Koalition im Vorjahr sind die Sozialdemokraten heillos zerstritten. Der linke Flügel wirft Oberbürgermeister Christian Geselle vor, das Aus des Bündnisses mit den Grünen provoziert zu haben. Das Geselle-Lager verzeiht der anderen Seite die Absage an mögliche Koalitionsgespräche nicht.

Am Wahl-Sonntag ist die Partei am Tiefpunkt angekommen: Kandidatin Isabel Carqueville fuhr mit 12,8 Prozent das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Kasseler SPD ein. Amtsinhaber Geselle wiederum, der als unabhängiger Bewerber wiedergewählt werden wollte, verkündete überraschend seinen Rückzug. Letzter verbliebener Kandidat in der Stichwahl am 26. März ist der Grüne Sven Schoeller. Wäre das Ganze ein Spielfilm, würde man als Zuschauer fragen: Haben die Drehbuchautoren nicht ein bisschen zu dick aufgetragen?

Die Geschichte der Kasseler SPD ist jedenfalls noch nicht zu Ende erzählt. Nach all den negativen Schlagzeilen der vergangenen Monate geben sich die Protagonisten jedoch Mühe, nicht für noch mehr Unruhe zu sorgen. Parteichef Hechelmann erklärt auf Anfrage: „In den nächsten Tagen wird es einige wichtige Gespräche geben.“

Vorrangige Aufgabe wird es sein, die Vertreter des rechten Flügels in den Vorstand einzubinden. Nach dem Streit vorigen Sommer waren sie zurückgetreten. Hechelmann gibt zu, dass „unser Vorstand etwas einseitig besetzt ist“.

Die Frage ist, wer aus dem Geselle-Lager nun wieder mehr Verantwortung übernehmen will. Oft fällt der Name von Esther Kalveram. Die Landtagsabgeordnete will im Oktober wieder in das Landesparlament gewählt werden, möchte derzeit aber nichts sagen. Einige wollen, dass Isabel Carqueville künftig eine Rolle spielt. Andere geben zu bedenken, dass ihr schlechtes Ergebnis nicht für sie spreche.

Als sicher gilt zudem, dass einige den Rücktritt von Hechelmann fordern werden. Der gibt sich gelassen: „Ich stelle mich gerne dem Votum des SPD-Parteitags am 3. Juni.“ Alternativ könnte eine Doppelspitze mit ihm installiert werden. Der Bezirksvorsitzende Timon Gremmels findet: „Eine Doppelspitze kann eine Lösung sein. Dazu ist aber ein wechselseitiges Grundvertrauen unabdingbar.“ Vom Unterbezirksausschuss nächste Woche erhofft sich der Bundestagsabgeordnete eine „ehrliche Analyse“, nach der „entsprechende Schlussfolgerungen gezogen werden müssen“.

Geklärt werden müsste auch, ob die SPD vor der Stichwahl eine Wahlempfehlung abgibt. Laut Hechelmann kann die Partei das bislang nicht: Erst einmal sei Schoeller gefragt, „aufzuzeigen, wie er bis zur Stichwahl die Themenlücke hin zu einem Verkehrsfrieden, Schulneubauten und insbesondere Soziales überbrücken möchte“. (Matthias Lohr)

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