Ja oder Nein? Sven Schoeller ist einziger Kandidat in zweitem Wahlgang
So eine OB-Wahl hat es in Kassel noch nicht gegeben. In der Stichwahl am Sonntag ist Sven Schoeller der einzige Kandidat.
Kassel – Im ersten Durchgang vor zwei Wochen lag der Grünen-Politiker mit 27,8 Prozent hinter Amtsinhaber Christian Geselle (31,5) nur auf Rang zwei. Doch der bisherige Sozialdemokrat, der als unabhängiger Bewerber wiedergewählt werden wollte, zog sich überraschend zurück.
So kommt es in Kassel zum Novum auf Landesebene. Die 145 785 Wahlberechtigten können nur mit „Ja“ oder „Nein“ abstimmen. Erhält Schoeller mehr als 50 Prozent der Stimmen, wird er Geselle als Chef des Rathauses ablösen. Dessen Amtszeit läuft noch bis zum 21. Juli.

Verfehlt Schoeller indes die Mehrheit, gibt es Neuwahlen. Die Stadtverordneten müssten den Wahltermin beschließen. Die Wahlbekanntmachung hätte mindestens 90 Tage vor der Wahl zu erfolgen. Geselle könnte die Amtsgeschäfte weiterführen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Der 47-Jährige, der zum Ende des Monats aus der SPD austritt, könnte ebenso noch einmal zur Wahl antreten wie die fünf anderen Bewerber.
OB-Wahl in Kassel: FDP und SPD geben keine Wahlempfehlung ab
Schoeller hat seit dem ersten Durchgang unter anderem mit dem Argument für sich geworben, dass er die zerstrittene Stadt einen wolle. Sollte er die Mehrheit verfehlen, würde das bedeuten, „dass unsere Stadt in die politische Orientierungslosigkeit verfällt und ein Stillstand stattfinden würde“.
Auf Unterstützung der Konkurrenz kann sich der 50 Jahre alte Anwalt nicht verlassen. FDP und SPD geben keine Wahlempfehlung ab. Die CDU forderte dazu auf, zur Stichwahl zu gehen. Ihre Vorsitzende Eva Kühne-Hörmann betonte nur, man stehe weiter hinter der Jamaika-Koalition, die die CDU mit Grünen und FDP bildet. Dagegen sagen die Linken „Nein“ zu einem OB, der Jamaika verkörpere, wie es in einer Mitteilung heißt. Die AfD ruft auf Plakaten dazu auf, mit „Nein“ zu stimmen.
Beobachter gehen davon aus, dass die Wahlbeteiligung, die im ersten Durchgang bei 40,9 Prozent lag, nun deutlich geringer ausfällt. Auch deshalb sagt Schoeller: „Ich wäre lieber gegen einen Menschen angetreten statt gegen ein Nein.“ (Matthias Lohr)