OB-Wahl in Kassel: Mit Isabel Carqueville (SPD) vom Forstfeld bis in die Kasseler Innenstadt

Am 12. März ist OB-Wahl in Kassel. Wir haben die Kandidatinnen und Kandidaten vorab an ihre Kasseler Lieblingsplätze begleitet. Heute im Porträt: Isabel Carqueville von der SPD.
Kassel – An der Tramhaltestelle Am Kupferhammer steht Isabel Carqueville in blauem Mantel und pinkfarbener Strickmütze. Unser Termin beginnt eigentlich erst in zehn Minuten. „Ich fahre oft und gern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da habe ich mir angewöhnt, immer ein paar Minuten früher zu sein. Man hat ja doch oft ein bisschen Verspätung mit Bus und Bahn“, sagt die OB-Kandidatin, die mit ihrer Familie im Kasseler Stadtteil Forstfeld lebt.
Der Weg, den wir gemeinsam auf der Linie 4 nehmen, ist ihr Weg in die Kasseler Innenstadt. Egal, ob sie privat oder beruflich unterwegs ist, die Tram ist Isabel Carquevilles favorisiertes Verkehrsmittel.
„Auch wenn man fremdbestimmt ist, ist es für mich auch ein Freiraum. Ich kann meine Batterien aufladen oder mich auf einen Termin vorbereiten.“ Auf längeren Strecken liest die OB-Kandidatin, die in Gera aufgewachsen ist und vor genau 20 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann zum Studieren nach Kassel kam, oder hört ein Hörbuch – außerdem nutzt sie die freien Minuten, um zu stricken.
Auch heute trägt sie selbst gestrickte Handschuhe in weiß und rosa. Mütze und Socken sind ebenfalls aus der eigenen Produktion. „Beim Stricken kann ich entspannen und abschalten. Andere meditieren, ich stricke“, sagt die 39-Jährige und steigt am Rathaus aus der Tram.
„Ich mag an der Straßenbahn sehr, dass alle gleich sind. Anzugträger, Leute in Jeans und T-Shirt und auch Menschen ohne festen Wohnsitz sitzen nebeneinander“, sagt Isabel Carqueville. Sie arbeitet bei der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft im Landesverband Hessen.
Das Porträt
Am 12. März wählen die Einwohner Kassels einen neuen Oberbürgermeister. Zur Wahl haben sich sechs Personen aufstellen lassen. Ihre politischen Ziele stehen oft im Fokus unserer Berichterstattung. In dieser Serie geht es jedoch darum, wie die Kandidatinnen und Kandidaten ticken, was Kassel für sie bedeutet und was ihnen wichtig ist in der Stadt, die sie in den kommenden sechs Jahren repräsentieren möchten. Dazu haben wir sie an ihre Lieblingsplätze in der documenta-Stadt begleitet – Treffpunkt, Route und Verkehrsmittel haben sie frei gewählt.
Der SPD trat die OB-Kandidatin im Jahr 2012 bei. „Ich habe durch meinen Mann, der ebenfalls politisch aktiv ist, auch schon vorher beim Wahlkampf geholfen“, sagt sie. Ihre OB-Kandidatur in Kassel kam auch für sie nun überraschend. „Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich nur gelacht“, sagt sie. Isabel Carqueville ist ein zurückhaltender Mensch, sie ist bislang politisch noch nicht in der ersten Reihe aufgetreten.
Das ist jetzt anders. „Ich sage immer: ganz oder gar nicht. Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig“, sagt die OB-Kandidatin. „Mir fehlt der Bekanntheitsgrad, aber ich bin kein unbeschriebenes Blatt.“ Viel Unterstützung bekommt Isabel Carqueville im Wahlkampf auch von ihrer Familie und aus dem Freundeskreis. „Sie stehen hinter mir. Sonst hätte ich das auch nicht gemacht“, sagt sie.
Ihre Kinder sind beide im Kita-Alter. Isabel Carqueville versucht, sie aus dem öffentlichen Trubel so weit wie möglich rauszuhalten. Die beiden sind begeistert von den Plakaten, worauf ihre Mama in der Stadt zu sehen ist. „Meine Tochter möchte mich auch wählen. Ich erkläre ihr dann, warum das nicht geht, aber sie sagt, sie fühlt sich schon alt genug dazu.“
Unser Weg führt uns durch die Obere Königsstraße bis zum Brüder-Grimm-Platz. „Die Innenstadt ist das Herzstück von Kassel. Ich habe die Vision, sie auch durch die Umgestaltung des Brüder-Grimm-Platzes vom Landesmuseum bis zur Universität zu erweitern“, sagt sie. Hier, nahe der Torwache, hat auch der Wahlkampf von Isabel Carqueville vor einigen Wochen begonnen.
„Ich möchte als OB neue Impulse in Kassel setzen. Als Frau und Mutter mit kleinen Kindern habe ich noch mal andere Sichtweisen“, sagt sie und nennt als Beispiel den Aspekt der Sicherheit am Grimm-Platz. „Wenn man nachts allein nach Hause läuft, muss genug Licht da sein. Die Bäume dürfen nicht zu dicht stehen.“
Insgesamt sei sie ein großer Fan von Fakten. „Ich lese lieber noch einmal nach, anstatt etwas zu sagen, das nicht stimmt“, sagt Isabel Carqueville, während sie in Richtung Weinberg geht. „Hier oben ist auch ein Motiv der Wahlplakate entstanden. Kassel hat viele schöne Orte. Dieser hier ist einer von ihnen.“
Alle Kandidaten-Porträts finden Sie in unserem Themen-Spezial zur Oberbürgermeisterwahl in Kassel.