OB-Wahl in Kassel: Mit Stefan Käufler (Die Partei) von Kassel-Ost bis Kassel-West

Am 12. März ist OB-Wahl in Kassel. Wir haben die Kandidatinnen und Kandidaten vorab an ihre Kasseler Lieblingsplätze begleitet. Heute im Porträt: Stefan Käufler von „Die Partei“.
Kassel – Mit beschwingtem Schritt nähert sich durch Sturm und Regen ein riesiger blau-gelb-rot gestreifter Regenschirm der alten Salzmannfabrik im Kasseler Osten. Von der Person, die ihn trägt, sind nur Beine und Füße zu sehen, die in grauer Anzughose und schwarzen Lederschuhen stecken. Stefan Käufler lugt unter dem Regenschutz hervor. Auch der Rest von ihm ist in der üblichen Kluft für Mitglieder der satirischen Partei „Die Partei“ gekleidet. Graues Jackett, hellblaues Hemd, rote Krawatte. „So präsentieren wir uns in der Öffentlichkeit, wenn wir als Satiriker auftreten“, sagt der OB-Kandidat.
Er lebt mit seiner Frau und seinem zweijährigen Kind in der Kasseler Südstadt. Aufgewachsen ist der 41-Jährige in Reptich, einem kleinen Ort der Gemeinde Jesberg im Schwalm-Eder-Kreis. „Mein Heimatort bestand aus 180 Einwohnern. Um meinen geistigen Raum zu erweitern, bin ich mit Anfang 20 nach Kassel gekommen“, sagt er, während er sich eine Zigarette dreht. Die documenta-Stadt mit ihren 200 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sei dem OB-Kandidaten dann aber auch groß genug. „Man kriegt schließlich den Jungen aus dem Dorf, aber nicht das Dorf aus dem Jungen.“
Die Freiheit habe er in seiner Anfangszeit als Wahlkasseler vor allem im Stammheim genossen. „In jungen Jahren war ich in dem Techno-Club oft zu Gast“, sagt Stefan Käufler und geht um das langsam verfallende Fabrikgebäude im Kasseler Osten herum. Um wieder in die damalige Stimmung zu kommen, packt er aus seinem Rucksack eine Musikbox und ein paar Flaschen Bier aus. Mit kreischenden Tönen lässt er einen Mix von damals aus dem Lautsprecher auf die Straßen schallen – „diese Musik lief damals rauf und runter im Stammheim“.
Das Porträt
Am 12. März wählen die Einwohner Kassels einen neuen Oberbürgermeister. Zur Wahl haben sich sechs Personen aufstellen lassen. Ihre politischen Ziele stehen oft im Fokus unserer Berichterstattung. In dieser Serie geht es jedoch darum, wie die Kandidatinnen und Kandidaten ticken, was Kassel für sie bedeutet und was ihnen wichtig ist in der Stadt, die sie in den kommenden sechs Jahren repräsentieren möchten. Dazu haben wir sie an ihre Lieblingsplätze in der documenta-Stadt begleitet – Treffpunkt, Route und Verkehrsmittel haben sie frei gewählt.
Mitglied bei der Partei ist Stefan Käufler seit dem Jahr 2018, aktuell ist er dort Kassenwart. „Zur OB-Wahl in Kassel wollte niemand von unseren Mitgliedern antreten. Deshalb mach ich es jetzt selbst“, sagt er. Politisch interessiert sei er schon als Kind gewesen. Als stellvertretender Schülersprecher an der Gustav-Heinemann-Schule in Borken habe er Demos organisiert. „Heute sehe ich die Brüche in der Gesellschaft. Niemand hat wirklich eine Lösung für die Probleme“, sagt der OB-Kandidat, der im Volkswagenwerk Baunatal in der Qualitätssicherung arbeitet.
Seine Partei konzentriere sich nun auf die Nicht-Wähler. „Vielleicht ist die Wahlbeteiligung dann höher als bei der letzten OB-Wahl“, sagt er mit einem Grinsen, während wir in Richtung Leipziger Straße laufen und dort an der Haltestelle Sandershäuser Straße am Hallenbad Ost in die Tramlinie 8 einsteigen.
„Wir kritisieren viel in unserer Partei, wir bieten nur keine Lösungen“, sagt Stefan Käufler, der sich selbst als Politkarikatur bezeichnet. Er öffnet in der Straßenbahn eine Bierflasche. Mit kommunalen Themen befasse er sich dennoch. „Auch wir haben Grenzen und machen uns nicht über alles lustig“, sagt der OB-Kandidat, der gern Festivals besucht. „Politik muss Spaß machen.“ Alles sei mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Und dennoch: „Ich gebe nur den Stuss in die Welt, von dem ich auch überzeugt bin.“
Am Bebelplatz steigen wir aus, laufen gemeinsam den Kirchweg entlang und biegen in die Goethestraße ein. Regen und Wind peitschen uns bei eisigen Temperaturen entgegen. „Die erste Sache, für die ich mich einsetze, wenn ich gewählt werde: Wahlkämpfe gibt es nur noch im Sommer“, sagt Stefan Käufler und zieht eine Winterjacke über den grauen Anzug.
„Hier befindet sich noch einer meiner Lieblingsplätze in Kassel“, sagt er und deutet auf die Goetheanlage. Unter der Japanischen Kirschblüte liege er gern auf Picknickdecken mit seiner Familie und mit Freunden. „Ein bisschen abseits vom Trubel hören wir dann Musik.“ Aber nicht nur die Techno-Playlists aus dem Stammheim. Hier lässt es der OB-Kandidat auch mal ein bisschen ruhiger angehen.
Alle Kandidaten-Porträts finden Sie in unserem Themen-Spezial zur Oberbürgermeisterwahl in Kassel.