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OB-Wahl in Kassel: Mit Violetta Bock (Linke) durch Rothenditmold und die Nordstadt

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Von: Anna Weyh

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Liegen die Bedürfnisse der Kasseler am Herzen: Violetta Bock steht vor der
Liegen die Bedürfnisse der Kasseler am Herzen: Violetta Bock steht vor der © wand in der Rothen Ecke in Rothenditmold. Die Fotos von den Menschen aus dem Stadtteil hat die OB-Kandidatin vor einigen Jahren selbst gemacht. Foto: anna weyh

Am 12. März ist OB-Wahl in Kassel. Wir haben die Kandidatinnen und Kandidaten vorab an ihre Kasseler Lieblingsplätze begleitet. Heute im Porträt: Violetta Bock von „Die Linke“.

Kassel – Violetta Bock ist schon am vereinbarten Treffpunkt. Sie lächelt breit, drückt ihre selbstgedrehte Zigarette aus und geht hinein in die Rothe Ecke an der Naumburger Straße im Kasseler Stadtteil Rothenditmold. Ein kleiner Heizkörper bollert leise, es riecht nach Kaffee in dem Stadtteilzentrum, das die 34-Jährige vor einiger Zeit mitbegründet hat. Es soll ein „Ort zum Zusammenkommen“ sein, sagt sie. „Im Stadtteil gibt es viele Probleme, zum Beispiel ist die Kinderarmut hier sehr groß. Wir wollen die Menschen unterstützen.“

Auf dem Tisch in der Mitte des Raums steht ein Teller mit Teigtaschen. „Eine Nachbarin hat das eben vorbeigebracht, weil ich ihr mit einigen Dokumenten geholfen habe“, sagt die OB-Kandidatin, die das Haar streng zum Knoten gebunden trägt. Streng ist an Violetta Bock sonst jedoch nichts. Der warme Wintermantel und das Tuch, das sie eng um ihren Hals gebunden hat, sind gemustert. Ihre Augen schauen erwartungsvoll.

Violetta Bock verbringt viel Zeit in der Rothen Ecke, die voller Plakate, Flipcharts und Bücher ist. Der Blick bleibt an der großen Fotowand hängen. Sie zeigt Menschen, die im Stadtteil leben und arbeiten. „Die Bilder habe ich damals zum Stadtjubiläum gemacht“, sagt Violetta Bock. „Ich fotografiere gern. Früher wollte ich Kamerafrau werden.“ Ihr Berufswunsch war damals auch der Grund, warum es die gebürtige Passauerin nach Kassel zog. „Ich habe hier ein halbes Jahr lang ein Praktikum als Kamerafrau gemacht. Unentgeltlich, das hat mich politisch geprägt“, erinnert sie sich schmunzelnd.

Das Porträt

Am 12. März wählen die Einwohner Kassels einen neuen Oberbürgermeister. Zur Wahl haben sich sechs Personen aufstellen lassen. Ihre politischen Ziele stehen oft im Fokus unserer Berichterstattung. In dieser Serie geht es jedoch darum, wie die Kandidatinnen und Kandidaten ticken, was Kassel für sie bedeutet und was ihnen wichtig ist in der Stadt, die sie in den kommenden sechs Jahren repräsentieren möchten. Dazu haben wir sie an ihre Lieblingsplätze in der documenta-Stadt begleitet – Treffpunkt, Route und Verkehrsmittel haben sie frei gewählt.

Danach wollte Violetta Bock die nordhessische Großstadt schnell hinter sich lassen. „Letztendlich wusste ich aber dann doch, was ich an Kassel habe. Ich beendete mein Studium hier an der Uni und blieb“, sagt sie. Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrem Partner in Rothenditmold. Ihren Heimatstadtteil möchte uns Violetta Bock nun zeigen. Zu Fuß führt unser Weg zunächst an den Henschel-Hallen vorbei bis vor zur Kreuzung Brandaustraße/ Wolfhager Straße. „Hier wünschen wir uns die Tram und dafür weniger Autos“, sagt sie mit erhobener Stimme gegen den Verkehrslärm.

Der Öffentliche Nahverkehr ist ein großes Thema für die OB-Kandidatin, die den Ausbau von Bus und Bahn fordert und Unterschriften für die Einführung eines Sozialtickets sammelt. Auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle wird Violetta Bock von entgegenkommenden Menschen begrüßt. „Ich schätze den Kontakt zu den Leuten. So bekomme ich unterschiedliche Lebenswelten mit und damit auch ihre Probleme“, sagt sie und nennt fehlende Kita-Plätze und zu engen Wohnraum für Großfamilien als Beispiele.

Wir steigen ein in die Buslinie 13 in Richtung Weserspitze. „Die Busse verbinden die Menschen aus dem Stadtteil mit dem Vorderen Westen, dem Auestadion und dem Klinikum. Diese Anbindung ist wichtig“, sagt sie und verbucht es als gemeinsamen Erfolg des Stadtteils, dass die Buslinie nicht, wie einst geplant, abgeschafft wurde.

An der Haltestelle Wiener Straße steigen wir um in die RT1 und fahren bis zum Halitplatz. Von dort geht es zum Kulturzentrum Schlachthof, vorbei am Campus und über den Holländischen Platz. „Hier in der Gegend verbringe ich auch viel Zeit“, sagt Violetta Bock. Sie schätzt die Nordstadt. „Auf kleiner Strecke begegnet man vielen Themen, die die ganze Stadt betreffen“, sagt sie.

Unsere Tour endet am Parteibüro der Linken an der Schillerstraße. „Das war jetzt mit einem kleinen Umweg die Strecke, die ich fast jeden Tag zurücklege“, sagt Violetta Bock. Auch hier im Zentrum der Fraktion stapeln sich Wahlplakate von der OB-Kandidatin. Ob es eigentlich komisch ist, sich selbst überall in der Stadt zu sehen? „Es fühlt sich gar nicht so an, als ob ich das selbst bin. Ich fühle mich auch nicht wie eine Politikerin, sondern einfach als Mensch.“

Alle Kandidaten-Porträts finden Sie in unserem Themen-Spezial zur Oberbürgermeisterwahl in Kassel.

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