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OB-Wahl in Kassel: Sven Schoeller geht allein in die Stichwahl - und will ein OB für alle sein

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Von: Matthias Lohr, Ulrike Pflüger-Scherb

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Sven Schoeller wird nach Christian Geselles Rückzug als Kandidat in zwei Wochen allein bei der Stichwahl antreten. Dann hat er die Chance, der erste grüne OB Kassels zu werden.

Kassel – Um 18.36 Uhr erhält Sven Schoeller das erste Mal an diesem denkwürdigen Wahlabend lauten Applaus. Es ist noch nicht mal ein Drittel der 244 Wahlergebnisse zur OB-Wahl in Kassel ausgezählt, aber es zeichnet sich schon ab, dass es der Grünen-Kandidat in die Stichwahl schaffen wird. So sieht es jedenfalls sein Team, das ihn in den Stadtverordnetensaal begleitet.

Der Rechtsanwalt ist gefühlt zwei Meter groß und überragt nicht nur seine Parteifreunde, sondern alle anderen im Saal. Auf Siegerfotos macht sich so eine Größe gut. Später wird es noch andere gute Motive geben. Als alle Anwesenden immer noch auf das vorläufige Endergebnis warten, postieren sich die Grünen-Politikerinnen Vanessa Gronemann, Eva Koch und Marina van den Hövel-Hanemann im Halbkreis und legen die Hände auf die Schultern der jeweils anderen. Es sieht aus wie ein Siegerfoto eines Fußball-Teams nach einem gewonnen Spiel.

Grünen-Freude im Stadtverordnetensaal: Sven Schoeller mit seiner Frau Judith Ehret (ganz rechts) sowie (von links) Stadtverordnetenvorsteherin Martina van den Hövel-Hanemann, die Landtagsabgeordneten Jürgen Frömmrich und Vanessa Gronemann sowie die Landesvorsitzende Sigrid Erfurth.
Grünen-Freude im Stadtverordnetensaal: Sven Schoeller mit seiner Frau Judith Ehret (ganz rechts) sowie (von links) Stadtverordnetenvorsteherin Martina van den Hövel-Hanemann, die Landtagsabgeordneten Jürgen Frömmrich und Vanessa Gronemann sowie die Landesvorsitzende Sigrid Erfurth. © Andreas Fischer

Schoeller landet bei Ob-Wahl auf dem zweiten Platz

Schoeller ist an diesem Abend „nur“ auf Rang zwei gelandet hinter dem Amtsinhaber Christian Geselle. Auch ohne dessen überraschenden Verzicht auf die Stichwahl hätte er aber gute Chancen gehabt, im zweiten Durchgang zu gewinnen. Da sind sich viele einig im Raum. „Alle, die Geselle wollten, haben ihn bereits im ersten Wahlgang gewählt“, sagt zum Beispiel der Alt-Grüne Reinhold Weist.

Entsprechend gut war die Stimmung im Rathaus, wo die Grünen ihren Kandidaten feierten und „Sven“ johlten. So erfolgreich wie er war noch kein OB-Kandidat der Grünen in Kassel. „Das beste Ergebnis der Grünen war bislang bei einer OB-Wahl 15 Prozent. Das haben wir fast verdoppelt“, sagte Schoeller.

Nach Wahlerfolg: Grünen-Kandidat Schoeller feiert im Irish Pub

Er sei von dem Szenario ausgegangen, dass er mit Geselle in die Stichwahl kommt. Danach sah es da bereits aus. Seinen Erfolg wollte Schoeller am Abend mit einer Karaoke-Einlage im „Irish Pub“ feiern, und zwar mit „(You Gotta) Fight for Your Right (to Party)“ von den US-Rappern Beastie Boys.

In der Kneipe auf der Friedrich-Ebert-Straße feierten die Grünen später Schoellers Einzug in die Stichwahl. Dass er dort als einziger Kandidat in zwei Wochen antreten wird, damit hatte aber wohl kaum jemand gerechnet. Alle hatten sich auf ein Duell mit Geselle eingestellt, Schoeller jedoch bereits in der Favoritenrolle gesehen.

Nun wird der 50-Jährige aller Voraussicht nach Oberbürgermeister werden. Dabei sitzt der Rechtsanwalt erst seit April 2021 in der Stadtverordnetenversammlung. Dort hat er bislang vor allem zu Verkehrsthemen gesprochen. Jetzt wird er eine Stadtverwaltung und einen Stadtkonzern leiten müssen. Zunächst wolle er einen Blick nach innen in die Verwaltung werfen und sich mit dem Personal vertraut machen. Ganz wichtige Themen seien die Schulsanierungen und Klimaschutzmaßnahmen.

Ein OB Schoeller wird sich sicher auch noch mal mit dem Thema Fahrradständer auseinandersetzen müssen, das in den vergangenen Wochen in Kassel die Emotionen hat hochkochen lassen. Schoeller räumte ein, dass es sicherlich einige Flächen im Vorderen Westen gebe, auf denen die neuen Fahrradständer nicht genutzt werden. Er macht aber auch deutlich, dass die Mobilitätswende vorankommen muss.

Schoeller geht alleine in die Stichwahl und will ein OB für alle sein

An diesem Abend lobt Schoeller auch sein Team für den engagierten Wahlkampf. Er habe sehr viel Wert darauf gelegt, Vereine, Institutionen und Unternehmen in der Stadt aufzusuchen. Er wolle ein Oberbürgermeister für alle Menschen in Kassel sein.

Auch die anderen Kandidaten erhalten an diesem Abend Applaus. Für Geselle klatschen nach seinem Rückzug alle Anwesenden. Auch für Eva Kühne-Hörmann (CDU), Isabel Carqueville (SPD) und Violetta Bock (Linke) wird applaudiert. Nur Stefan Käufler von der Satirepartei „Die Partei“ bleibt dem Rathaus fern.

Unseren Newsticker zum Wahlabend finden Sie hier.

In unserem Themen-Spezial zur OB-Wahl in Kassel sammeln wir alle Artikel zur Wahl am 12. März – und zur Stichwahl zwei Wochen später. Dort beantworten wir auch allgemeine Fragen zur Abstimmung und erklären sowohl die Brief- als auch die Stichwahl.

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