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Vor der Kasseler OB-Wahl: Fans des KSV Hessen kritisieren Verein

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Von: Matthias Lohr

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Protest im Auestadion: Während des Regionalligaspiels gegen die TSG Hoffenheim II zeigten Fans des KSV Hessen am Dienstag diese Banner.
Protest im Auestadion: Während des Regionalligaspiels gegen die TSG Hoffenheim II zeigten Fans des KSV Hessen am Dienstag diese Banner. © Matthias Lohr

Mit Bannern protestierten Fans des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen gegen die angebliche Vereinnahmung ihres Vereins im OB-Wahlkampf. Die Club-Führung weist die Vorwürfe zurück.

Kassel – Bei Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt ist der hitzige OB-Wahlkampf am Dienstagabend auch im Kasseler Auestadion angekommen. In der zweiten Halbzeit der Regionalligapartie zwischen dem KSV Hessen und der TSG Hoffenheim II (1:1) hielten Ultras der Löwen zwei Banner hoch, auf denen stand: „§2, Abs. 5 Der Verein ist parteipolitisch neutral.“ Und: „Kein Wahlkampf mit unserem Verein.“ Nicht alle der 800 Zuschauer bekamen dies mit. Trotzdem war die Aktion am Mittwoch Gesprächsthema.

Die Ultras, die bei jedem KSV-Spiel mit Gesängen und Sprechchören für Stimmung sorgen, wollten darüber gestern nicht reden. Dafür erklärte Dennis Pfeiffer, Leiter des Fan-Projekts des KSV, die Motive der Fans aus dem Block 30 in der Nordkurve: „Die Ultras legen Wert darauf, dass der KSV nicht parteipolitisch instrumentalisiert wird, zumal viele Ultras auch Vereinsmitglieder sind.“ Das sei ihrer Ansicht nach zuletzt vermehrt geschehen – etwa durch die Unterstützung von Amtsinhaber Christian Geselle durch mehrere Vereinsfunktionäre.

Gemeint ist damit etwa eine Anzeige in der HNA, in dem sich die Vorstandsmitglieder Jens Rose, Swen Meier und Daniel Bettermann sowie die vier Aufsichtsratsmitglieder Enrico Gaede, Jens Lüdecke, Henning Vetter und Fritz Westhelle für Geselle aussprechen.

Bettermann sieht darin kein Problem. Als Aufsichtsratsmitglied habe Geselle natürlich eine gewisse Unterstützung im Verein: „Darum gibt es auch Unterstützung von Privatpersonen. Es wurde kein Druck ausgeübt, dass man die Anzeige mitunterzeichnet.“

In der Ultra-Szene sieht man das offenkundig anders. Dort sorgte auch ein Facebook-Post von Geselle für Unmut, in dem Rose erklärt, warum er den Amtsinhaber unterstützt. Unter seinem Namen steht „Unternehmer“ und „Vorstandssprecher KSV“. Einige Fans kritisieren, dass dies gegen die Vereinssatzung verstoße, in der sich der KSV zur Neutralität verpflichtet.

Bettermann versichert: „Der KSV ist parteipolitisch neutral. Der Verein steht im Austausch mit allen demokratischen Parteien und bekennt sich vor allem zu den demokratischen Werten.“ Auch Vorstandssprecher Rose betont, dass mit dem KSV kein Wahlkampf gemacht werde. Jeder könne seine Meinung sagen: „So können Aufsichtsratsmitglieder in Anzeigen bekennen, dass sie mit der Arbeit von Oberbürgermeister Christian Geselle zufrieden sind. Genauso ist es okay, dass sich Fans aus der Ultra-Szene für Isabel Carqueville stark machen.“

Auch ein HNA-Porträt des Grünen-Kandidaten Sven Schoeller kam in der Fan-Szene nicht gut an. Für das Bild zog sich der Rechtsanwalt einen KSV-Schal an. Einige Ultras finden das unglaubwürdig, da Schoeller nur selten im Stadion ist (was der Politiker damals auch gleich eingestand).

Geselle sah sich zuletzt die Pleite des KSV im Hessenpokal gegen Steinbach an und freute sich dabei über die neue Videoleinwand, wie er auf Facebook schrieb. Dort notierte er auch: „Lieber Stammgast im Auestadion als nie einem Spiel zuzuschauen und gelegentlich mal nen KSV-Schal zu tragen. Oder auch nie den KSV anzufeuern, wie es bei manchen Menschen, die Oberbürgermeister oder -meisterin werden wollen, der Fall ist.“ Auch dies soll bei den Ultras nicht gut angekommen sein.

Bettermann nimmt die Kritik gelassen: „Christian Geselle ist seit Jahren regelmäßig im Stadion. Dass sich manche über seinen Post aufregen, hat sicher auch mit der aufgeheizten Atmosphäre im Wahlkampf zu tun.“

Hitzig dürfte es im Auestadion bereits diesen Samstag wieder werden: Dann empfängt der KSV den VfR Aalen zum Kellerduell. Gut möglich, dass gleich mehrere OB-Kandidaten die Löwen anfeuern werden. (Matthias Lohr)

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