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HNA-Lesertreff zur OB-Wahl: Darum geriet Geselle mit Teilnehmern aneinander

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Von: Matthias Lohr

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Voll besetzter Saal: In der Mitte ganz vorn saßen die Anhänger von Christian Geselle um Bettenhausens Ortsvorsteher Volker Zeidler (Zweiter von rechts).
Voll besetzter Saal: In der Mitte ganz vorn saßen die Anhänger von Christian Geselle um Bettenhausens Ortsvorsteher Volker Zeidler (Zweiter von rechts). © Andreas Fischer/Stadt Kassel

Lange wurde beim HNA-Lesertreff zur OB-Wahl in Kassel konstruktiv diskutiert. Dann geriet Amtsinhaber Geselle mit Teilnehmern aneinander. Ein Schüler wurde von ihm hart angegangen.

Kassel – Nach dem HNA-Lesertreff zur Oberbürgermeisterwahl hätte es viele Gesprächsthemen gegeben. Doch nach dem ersten Aufeinandertreffen aller sechs Kandidaten bei einer Podiumsdiskussion in diesem Wahlkampf redeten viele vor allem über zwei Dinge: eine laute Diskussion zwischen Christian Geselle und dem Vorsitzenden des Stadtschulrats, Julius Jasperbrinkmann, sowie einen Vorwurf Christian Geselles an seine Konkurrenten. So hitzig und persönlich wurde selten eine Debatte im Vorfeld einer Kasseler OB-Wahl geführt.

Dabei wurde die längste Zeit der fast zweieinhalbstündigen Veranstaltung sachlich und durchaus konstruktiv miteinander diskutiert. HNA-Chefredakteur Axel Grysczyk und HNA-Lokalchef Florian Hagemann deckten mit ihren Fragen ein großes Themenspektrum ab.

Hitzig wurde es, als Jasperbrinkmann als einer von drei geladenen Experten eine Frage zum Zustand der Kasseler Schulen stellte. Der 17-Jährige, der die Jacob-Grimm-Schule besucht, begrüßte Geselle als „Noch-Oberbürgermeister“. Für den Geselle-Unterstützer Volker Zeidler war das eine Provokation, wie er am Freitag sagte. Der SPD-Stadtverordnete rief aus der ersten Reihe mehrmals laut dazwischen.

Jasperbrinkmann warf Geselle zunächst vor, Sanierungen und Neubauten von Schulgebäuden zu blockieren. Später korrigierte er sich und beklagte Versäumnisse in der Schulbaupolitik. Daraufhin ging der Rathaus-Chef den Schüler hart an, für einige Zuhörer zu hart, wie sie später kritisierten. So sagte Geselle etwa: „Das kann ich überhaupt nicht ab.“

Einen Tag nach dem Lesertreff erklärte Jasperbrinkmann, dass die Vertretung der Kasseler Schülerinnen und Schüler „leider keine guten Erfahrungen mit Christian Geselle gemacht hat. Auch gestern hat er durch lautes Reden meine Kritik kleingeredet. Das kennt man von ihm.“

Erschreckend fand er zudem, dass „alte Herren im Zuschauerraum meine Aussagen als Angriff sehen“. Er ist jedoch überzeugt: „Wenn sie so empört sind, habe ich etwas richtig gemacht.“

Später wurde es ein weiteres Mal turbulent. Grünen-Kandidat Sven Schoeller war gefragt worden, welches Klima er sich im Rathaus wünsche. Er sagte: „Ich möchte einen kollegialen Umgang.“ Geselle erwiderte, dass man jetzt schon hervorragend zusammenarbeite. Den Mitbewerbern ginge es um Macht: „Dabei ist Ihnen im Augenblick scheinbar jedes Mittel recht.“ Damit spielte er auf die Anti-Geselle-Seite an, die seit dieser Woche Schlagzeilen macht, weil die Autoren anonym bleiben.

Eva Kühne-Hörmann (CDU) war danach außer sich. Ihr zu unterstellen, ihr sei jedes Mittel recht und sie stehe mit der Seite in Verbindung, sei eine Unverschämtheit. Selten hat man die erfahrene Politikerin so aufgebracht gesehen. Auch nach der Veranstaltung war sie nicht gut auf Geselle zu sprechen.

Violetta Bock (Linke) wiederum stellte klar, dass sie und die Mitbewerber sich nicht von der Anti-Geselle-Seite distanzieren müssten. Vielmehr müsse man sich mit den vielen inhaltlichen Punkten auseinandersetzen, die dort aufgeführt sind. Zudem sagte sie, dass es im Rathaus und in dessen Umfeld schwierig sei, Kritik zu äußern, da es finanzielle Abhängigkeiten gebe: „Wir brauchen aber Kritik.“

Der Oberbürgermeister verabredete sich nach der Veranstaltung mit Jasperbrinkmann zu einem Gespräch nach der Wahl, wie er gestern auf Anfrage mitteilte. Kommentieren wollte Geselle die Debatte mit dem Vorsitzenden des Stadtschulrats nicht.

Zur Auseinandersetzung mit der CDU-Kandidatin sagte er: „Dass man sich im politischen Diskurs aufregt, ist manchmal unvermeidlich. Ich habe mich in den vergangenen Jahren auch schon über Frau Kühne-Hörmann aufgeregt. Leider hat die HNA dies nie zum Anlass weiterer Berichterstattung genommen.“ Kühne-Hörmann war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (Matthias Lohr)

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