Steigende Energiekosten: Bei Miete und Strom drohen böse Überraschungen

Russlands Krieg in der Ukraine treibt die Energiekosten in die Höhe. Das müssen Mieterinnen und Mieter bei Heiz- und Stromkosten jetzt beachten.
Kassel – Russlands Krieg gegen die Ukraine treibt die Energiekosten in die Höhe. Nachdem die Energiepreise schon im Winter stark gestiegen waren, treiben der Ukraine-Konflikt und die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland die Preise für Erdgas und Öl und damit die Heizkosten in die Höhe. Und auch der Strompreis steigt, denn der wird indirekt vom Gaspreis beeinflusst. Für Mieter und Mieterinnen kann das eine böse Überraschung bedeuten.
Die Nebenkosten, zu denen auch die Heizkosten gehören, werden in der Regel vom Vermieter auf Basis des Verbrauchs in der Vergangenheit berechnet und monatlich mit der Warmmiete überwiesen. Ähnlich handhaben es auch viele Stromanbieter. Durch geringere Preiserhöhungen der Energielieferanten passiert es immer wieder, dass der monatlich gezahlte Betrag nicht ausreicht, um die tatsächlich monatlich anfallenden Energiekosten zu decken. Vermieter prüfen das meist einmal pro Jahr und bitten die Mieter und Mieterinnen dann, die Differenz nachzuzahlen. Bei kleineren Preisunterschieden hält sich die Nachzahlung in der Erhöhung entsprechenden Grenzen.
Was wir allerdings jetzt an Preiserhöhungen im Energiesektor sehen, kann für die kommende Nebenkostenabrechnung bittere Konsequenzen haben. Und nicht jeder kann diese Zahlung ohne weiteres stemmen. Einige Haushalte stoßen an ihre finanzielle Grenze. Aus diesem Grund hat die Ampel-Regierung am Mittwoch (02.02.2022) einen Heizkostenzuschuss neu beschlossen.
Heizölpreis am 15.03.2022 | 0,64 Euro pro Liter |
Heizölpreis am 14.03.2022 | 1,82 Euro pro Liter |
Quelle: heizoel24.de |
Energiekosten berechnen – Hohe Nachzahlungen bei Heizung und Strom vermeiden
Eine Beispielrechnung: Geht man von einer Wohnung mit 80 Quadratmetern aus, werden durchschnittlich 1200 Liter pro Jahr verheizt. Anfang 2021 lag der Preis für einen Liter Heizöl noch unter einem Euro. Aktuell liegt der durchschnittliche Preis bei rund 1,82 Euro pro Liter (Stand: 14.03.2022).
Für die Wohnung von 80 Quadratmetern heißt das: Die monatlichen Kosten erhöhen sich damit auf etwa 182 Euro. Die Anpassung der Nebenkosten erfolgt allerdings meist erst im Herbst. Es wird also für etwa sechs Monate zu wenig gezahlt. Für Hausbesitzer kann man mit einem Verbrauch von 3000 Litern pro Jahr rechnen. Hier kann sich die Nachzahlung dann schnell auf eine stolze Summe belaufen. Es ist also durchaus ratsam, genau zu prüfen, wie viel Energie tatsächlich genutzt werden muss.
Im Durchschnitt entfallen etwa 70 Prozent des Energieverbrauchs auf das Heizen. Hier kann also ein Großteil des Energieverbrauchs reduziert werden. Man sollte deshalb die Temperatureinstellung der Thermostate genau an die wirklich benötigte Raumtemperatur anpassen, sagt Manfred Schaub von der Energieagentur Energie 2000. „Jedes Grad mehr bedeutet circa sechs Prozent mehr Energie“, sagt er. „Wenn ich um ein Grad herunterdrehe, habe ich also grob sechs Prozent eingespart.“
Energie sparen: Was ist nötig und was kann man sonst noch tun?
Zudem liefen viele Heizungsanlagen unnötig viele Stunden am Tag. „Wenn man die Einstellungen an das eigene Nutzungsverhalten anpasst, kann man einiges einsparen“, sagt Schaub. Denn wenn bis zum Abend niemand zu Hause ist, muss auch nicht geheizt werden. In Mehrfamilienhäusern, in denen die Mieter nicht die Heizungsanlage des gesamten Hauses umstellen können, helfen dabei programmierbare Thermostate an den Heizkörpern.
Deren Griffe können den Heizkörper eigenständig auf- und zudrehen und sind per Funk mit einem kleinen Modul verbunden, das an die Wand gehängt werden kann. Hier kann man einstellen, dass der Heizkörper etwa nur morgens während des Frühstücks aufgedreht wird, während der Abwesenheit über einen Arbeitstag zugedreht wird und sich erst am Abend, kurz bevor man zu Hause eintrifft, wieder öffnet.
Energie-Kosten – Achtung beim Stromanbieterwechsel
Auch die Strompreise sind Ende 2021 heftig angezogen worden. Besonders Kunden und Kundinnen von Billigstromanbietern haben dies vielerorts zu spüren bekommen: Ihnen wurde vom Anbieter ihr Vertrag gekündigt. Denn die hatten mit einer solchen Preiserhöhung nicht gerechnet und konnten die Versorgung zu den vertraglich zugesicherten Preisen nicht mehr leisten.
Hiervon Betroffene sollten jetzt besonders schnell handeln, denn ab der Vertragskündigung bekommen sie vom Grundversorger die sogenannte Ersatzversorgung. Über sie werden Haushalte, deren Stromanbieter kurzfristig ausfällt, mit Strom beliefert. Das ist erst einmal praktisch, denn so muss niemand zwischenzeitlich ohne Strom auskommen. Allerdings ist es ratsam, sich so schnell wie möglich einen neuen Stromanbieter zu suchen und einen neuen Vertrag abzuschließen. Denn die Preise der Belieferung über die Grundversorger sind im oberen Segment angesiedelt. Die Ersatzversorgung ist auf einen Zeitraum von drei Monaten begrenzt. Wer in diesem Zeitraum keinen Vertrag mit einem neuen Energielieferanten abschließt, wird automatisch als Kunde des Grundversorgers übernommen – und zahlt die höheren Preise.
Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt gegenüber Focus Online, dass Kunden aus der Ersatzversorgung grundsätzlich selbst aktiv werden müssen. Der Verbraucherschützer bemängelt, dass die Grundversorger seit vergangenen Herbst extrem hohe Preise bei Strom und Gas aufrufen. „Die Verbraucherpreise sind höher angesetzt als der Strom derzeit auf dem Weltmarkt kostet.“ Ein guter Preis liege bei 30 bis 37 Cent pro Kilowattstunde, Angebote von 45 Cent pro Kilowattstunde oder mehr sollte man aus dem Weg gehen, sagt Matthias Bauer laut Focus Online. (na)
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