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Revolution beim Einkaufen: Tegut, Lidl und Edeka planen drastische Veränderungen

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Von: Yannick Wenig

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Supermarkt-Ketten wie Lidl, Edeka und Tegut testen neue Konzepte. Das Einkaufen könnte sich für immer verändern.

Kassel – Einkaufen rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche. Alleine das klingt hierzulande eher verrückt. Werden dann noch Filialen erwähnt, in denen nicht das Personal, sondern Robotertechnik für den reibungslosen Ablauf des Einkaufs verantwortlich ist, denken die meisten wohl eher an eine Szenerie aus einem Science-Fiction-Film. Aber weit gefehlt: Denn derzeit testen unter anderem die Supermarkt-Ketten Lidl, Kaufland, Tegut und Edeka ein solches Konzept – mit dem Potenzial, das Einkaufen regelrecht revolutionieren zu können.

In einigen großen asiatischen und US-amerikanischen Städten haben sich solche „Rund-um-die-Uhr-Supermärkte bereits etabliert. In den USA hat Online-Gigant Amazon beispielsweise das innovative Einkaufen mit Namen „Amazon Go“ ins Leben gerufen. Auch in London gibt es eine „Amazon Fresh“-Filiale. In Deutschland betreten Lidl, Edeka und Co. dagegen Neuland. Erst seit dem Frühjahr 2021 laufen erste Modellprojekte an ausgewählten Standorten der Discounter. Aber wie läuft ein Einkauf in einem solchen Supermarkt überhaupt ab?

So könnte das Einkaufen in den Supermärkten der Zukunft ablaufen. Ohne Personal, dafür am Automaten oder sogar via App. (Archivbild)
So könnte das Einkaufen in den Supermärkten der Zukunft ablaufen. Ohne Personal, dafür am Automaten oder sogar via App. (Archivbild) © Sebastian Gollnow/dpa

Lidl, Edeka, Kaufland und Co.: Supermarkt-Ketten testen das Einkaufen der Zukunft

Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Kunden können sich nach Betreten der Filiale in dem Supermarkt umsehen und die gewünschten Produkte aus den Regalen nehmen. Die Bezahlung der Ware erfolgt entweder an einem Automaten oder aber nach vorheriger Registrierung unkompliziert über eine App. Lidl, Edeka und Co. setzen dabei die Vertrauenswürdigkeit ihrer Kunden voraus.

Die Schwarz-Gruppe – unter anderem verantwortlich für Lidl und Kaufland – testet nach diesem Prinzip auf dem Bildungscampus in Heilbronn bereits zwei neue Einkaufsmodelle, „shop.box“ und „collect.box“*. Beim Einkaufen nach dem „shop-box“-Modell wird eine entsprechende App benötigt, mit der sich Kunden beim Betreten mithilfe eines QR-Codes anmelden können.

NameAlpha Schwarz Beteiligungs-GmbH
SitzNeckarsulm
Anzahl der Mitarbeiter458.000
BrancheLebensmitteleinzelhandel
MarkenLidl, Kaufland, Pre zero, Schwarz Produktion

Infolgedessen können sich Kunden an den Produktregalen bedienen. Die Auswahl der Ware wird über Kameras und Sensoren genau erfasst. Nach dem Einkauf können die Besucher die Filiale also einfach wieder verlassen, ganz ohne Wartezeiten beim Bezahlen. Denn eine Kasse oder einen Kassenautomaten gibt es nicht. Die Bezahlung erfolgt automatisch via App.

Lidl, Kaufland, Edeka und Co.: Supermarkt-Filialen der Zukunft – Einkaufen ohne Kassenpersonal

Etwas anders ist der Ablauf beim Prinzip „collect.box“. Dabei wählen die Kunden die gewünschten Produkte im Vorfeld über die App aus. Diese werden anschließend in der Supermarkt-Filiale bereitgestellt und müssen lediglich abgeholt werden. Die Bezahlung erfolgt auch dabei direkt über die App. Es werden jeweils knapp 250 verschiedene Produkte zum Kauf angeboten.

Auch Edeka hat bereits einen Testlauf mit einer Filiale ohne Personal und ohne Ladenschluss gestartet. Im baden-württembergischen Renningen gibt es seit Februar einen automatisierten Mini-Supermarkt namens „E 24/7“. Auch dort können Kunden via App oder Automat aus gut 300 Produkten auswählen. Robotertechnik sorgt dann dafür, dass die gewünschte Ware in einem dafür vorgesehen Ausgabefach bereitgestellt wird.

Neben Edeka, Lidl und Kaufland: Auch Tegut hat „stationäre Antwort auf das Onlineshopping“

Neben Edeka, Kaufland und Lidl hat auch Tegut einen Schritt in Richtung Supermarkt der Zukunft gewagt*. Das entsprechende Tegut-Pendant zu „shop.box“ oder „E 24/7“ nennt sich „Teo“. Eine entsprechende Filiale gibt es bereits im osthessischen Fulda. Laut Tegut-Geschäftsführer Thomas Gutberlet werden dort die wichtigsten Artikel, die jeder Kunde braucht, auf kleinem Raum, mit wenig Flächenverzehr, unter Einsatz moderner Technik“ angeboten. „Teo“ sei somit so etwas wie die „stationäre Antwort auf Onlineshopping“.

Bezahlen ohne Personal, dafür automatisch beim Verlassen der Supermarkt-Filiale per App. Das testen die Discounter Lidl, Edeka, Kaufland und Co.
Bezahlen ohne Personal, dafür automatisch beim Verlassen der Supermarkt-Filiale per App. Das testen die Discounter Lidl, Edeka, Kaufland und Co. © Imago/Martin Bertrand

In puncto Diebstahlschutz setzt Tegut viel Vertrauen in seine Kunden, während andere Ketten auf Kameras an den Regalen, Chips und Sensoren auf den Produkten installieren. Handelsexperte Frank Horst vom EHI Retail sieht klare Vorteile durch den selbstständigen Bezahlvorgang der Kunden. Im Wesentlichen sind das natürlich wegfallende Wartezeiten an den Kassen und längere Öffnungszeiten in den Filialen. „Es gibt keine Studien, die eine Zunahme von Ladendiebstahl im Zusammenhang mit Self-Checkout-Kassen belegen“, so Horst.

Kommen die Projektmodelle von Lidl, Edeka und Co. nun überall? – Experten äußern sich

Ob die verschiedenen Konzepte der Supermarkt-Ketten zukünftig auch flächendeckend zum Einsatz kommen, ist bisher nicht klar. Vielmehr beobachten die Discounter aktuell, wie das Einkaufen rund um die Uhr und ohne Kassenpersonal angenommen wird. Bislang seien die Modellversuche demnach „reine Forschungs- und Entwicklungsprojekte“, heißt es beispielsweise in einer Mitteilung der Schwarz-Gruppe.

Gegenüber der Zeitung Welt sagte Gerrit Heinemann, Professor für Betriebswirtschaftslehre, Management und Handel an der Hochschule Niederrhein, dass diese Modellprojekte nicht zu einem Massengeschäft werden. „In der Nische machen solche Läden aber Sinn. Da werden sie sich auch etablieren“, so Heinemann. Auch an anderen Stellen versuchen die Supermarkt-Ketten Aldi, Lidl, Edeka und Co. das Einkaufen in der Zukunft kundenfreundlicher und einfacher zu machen. Ein Unternehmen plant beispielsweise einen visionären Einkaufswagen. (Yannick Wenig) *fr.de und 24rhein.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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