Experte sicher: „Rasen wird aus vielen Gärten verschwinden“

Als Erika Fey einen Bericht über Blühflächen liest, beschließt sie, so ein Paradies für Insekten haben zu wollen. Mit ihrem Gärtner gestaltet sie ihren Rasen um.
Heusenstamm - Umrahmt von Steinen fristet der Rasen auf dem Grünstück von Erika Fey an der Herderstraße in Heusenstamm (Kreis Offenbach) ein ziemlich ruhiges Dasein. Wann immer nötig, wird er gemäht und gegossen, mehr Pflege ist nicht nötig „So ein Rasen verbraucht allerdings sehr viel Wasser“, sagt Fey. Das habe sie von ihrem Gärtner Lothar Mendl erfahren. Er hat sein Geschäft seit 1979 in Heusenstamm. Nach einem Gespräch beschließen die beiden, die Fläche zwischen dem Hoftor und der Haustüre neu zu gestalten. Der Plan steht – doch Fey zögert noch. „Als ich dann den Bericht in der Offenbach-Post gelesen habe, habe ich dann doch beschlossen, meinen Garten auch umzugestalten.“
Der Rasen wird vollständig entfernt, auf die Erde legt Gärtner Lothar Mendl stattdessen Rindenmulch. „Die Schicht muss mindestens zehn Zentimeter dick sein“, weiß der Fachmann. Nur dann fungiere der Mulch als Schutzschicht, die die Hitze abhält und das Wasser darunter langsamer verdunsten lässt. „Es ist vergleichbar mit einem Gewächshaus“, erläutert er. Dadurch bleibe die Erde länger feucht. Ein Tipp: Je grobkörniger der Mulch ist, desto weniger Wildwuchs lasse er hindurch. Ein weiterer Vorteil: Das Wasser kann tiefer in die Erde einsickern. Auf Rasen dringe es hingegen nur in die Oberfläche ein.
Garten-Experte aus Heusenstamm: „Richtige Bepflanzung der Flächen spart Wasser“
Bepflanzt wird die Fläche dann mit Stauden oder Blumen. So setzt Mendl unter anderem Rebhuhnbeeren, Narzissen oder Wald-Sauerklee ein. „Die richtige Bepflanzung der Flächen spart ebenfalls Wasser“, sagt Mendl. Während ein Rasen bei Hitze täglich gewässert werden müssten, benötigten Stauden und andere Pflanzen, die bereits festgewachsen sind, etwa zwei Mal pro Woche das lebenswichtige Nass. „Sind die Stauden oder Blumen neu gepflanzt, muss man sie aber natürlich auch regelmäßig gießen“, schränkt Mendl ein. Zu beachten gilt: Die Pflanzen sollten möglichst dicht beieinander stehen.
Auf lange Sicht benötige eine blühende Landschaft allerdings weniger Wasser. Mendl ist überzeugt: „Rasen wird in Zukunft aus vielen Gärten verschwinden.“ Der Gärtner ist sich zudem sicher, dass die Stadt auch in den kommenden Jahren vermehrt dazu aufrufen wird, Wasser zu sparen und die eigenen Rasenflächen nicht zu gießen, so wie im vergangenen Jahr. „Und wer schaut schon gern auf eine verdorrte Fläche?“, meint Mendl.
Garten-Experte aus Heusenstamm: Starker Geruch hält Wespen fern
Für einen blühenden Garten gilt es, die richtigen Pflanzen auszusuchen. Dabei sollten Hobbygärtner auch auf die Jahreszeit achten. Im Sommer lassen sich besonders gut Stauden aussäßen, die eine Keimtemperatur von etwa 15 bis 18 Grad benötigten. Auch Blühwiesen lassen sich in dieser Zeit anlegen. Sie seien ebenfalls eine gute Alternative zu einer Rasenfläche, meint Mendl. Denn auch Blühwiesen benötigten nur bei der Neupflanzung regelmäßig Wasser. Sind sie ausgewachsen, könne man sie im Grunde der Natur überlassen. „Da reicht das Wasser von oben.“
Mit den richtigen Pflanzen lassen sich auch bestimmte Tiere anlocken. So freuten sich Bienen vor allem über Grün, welches Nektar produziert. Besonders geeignet seien dafür Phacelia, auch Bienenweide genannt, Rhododendron und immergrüne Pflanze wie Efeu. Wer verhindern will, dass sich Wespen im Garten einnisten, dem rät Mendl zu stark riechenden Pflanzen wie Rosmarin oder Lavendel. (Von Joshua Bär)