Stiftung Warentest prüft Nutri-Score - So funktioniert das neue Bewertungssystem
Der Nutri-Score geht im November offiziell an den Start. Er soll gesunde Ernährung leichter machen. Stiftung Warentest hat den Score geprüft und zeigt, wie die Bewertung funktioniert.
- Am 6. November ist der offizielle Start des Nutri-Score in Deutschland.
- Gesunde Ernährung soll durch die Kennzeichnung einfacher werden. Stiftung Warentest hat die Berechnung geprüft.
- Öko-Test kritisiert die Einführung des Nutri-Score scharf.
Kassel - Farbig, alphabetisch geordnet und seit November 2020 offiziell gestartet: Der Nutri-Score soll gesunde Ernährung einfacher machen. An dem System gibt es allerdings auch Kritik. Auch aus dem Hause Öko-Test kommt Kritik an dem System.
Der Nutri-Score findet bereits in mehreren europäischen Ländern Anwendung. Als Erstes wurde er im Jahr 2016 in Frankreich eingeführt.
Der Nutri-Score: Ernährung soll einfacher werden laut Bundesministerium
Ab dem 06.11.2020 geht der Nutri-Score offiziell in Deutschland an den Start. Die sogenannte Lebensmittel-Ampel soll eine schnelle Orientierung für gesündere Ernährung geben. In einer repräsentativen Studie entschieden sich Verbraucher für den Nutri-Score, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Öko-Test kritisiert das System.
Insgesamt fanden 57 Prozent der Befragten den Nutri-Score besser als die anderen drei erweiterten Nährwertkennzeichnungen. Ausschlaggebend dafür war, das das Label intuitiv und leicht verständlich war.
So soll der Nutri-Score funktionieren - Kritik von Stiftung Warentest und Öko-Test
Zu finden sein soll der Nutri-Score auf der Vorderseite von Lebensmitteln. Der Score soll auf er einer Farb-Skala von A bis E die Nährwertqualität des Lebensmittels angeben. Das Produkt soll somit innerhalb der Produktgruppe vergleichbar sein, so das BMEL. Eine Berechnung von Stiftung Warentest zeigt, Fruchtzwerge bekommen ein B in der Gesamtbewertung.

Das Bundesministerium gibt an, dass die positive Resonanz auf den Nutri-Score auch immer mehr Hersteller von Lebensmitteln überzeugt. Ein weiteres Ziel ist laut dem BMEL auch, dass Unternehmen in Zukunft motiviert werden die Rezepturen ihrer Produkte so zu ändern, das die Lebensmittel gesünder werden. Bisher haben 1000 Hersteller den Nutri-Score für ihre Produkte übernommen.
Nutri-Score: Das fließt in die Bewertung ein
Der Nutri-Score bewertet verschiedene Inhaltsstoffe. Für eine positivere Bewertung sorgen beispielsweise Ballaststoffe, Proteine, Obst, Nüsse und Gemüse. Negativere Bewertungen erhalten Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Zucker, Fett und Salz.
Kritik an dem Vorgehen des Bundesministeriums kommt unter anderem von Öko-Test. Das Verbraucherschützer geben zu bedenken, dass die Verwendung des Nutri-Score für die Hersteller freiwillig ist. Auch Stiftung Warentest äußert Kritik.
Viele Hersteller verwenden den Score auch bereits vor dem offiziellen Start. „Kaum überraschend: Auf weniger gesunden Lebensmittel suchte man die Ampel oft vergebens“, so die Verbraucherschützer von Öko-Test.
Test: Stiftung Warentest zeigt wie die Nutri-Score-Bewertung funktioniert
Der Nutri-Score vergibt für die verschiedenen Inhaltsstoffe Plus- und Minuspunkte und errechnet so eine Gesamtpunktzahl. So bekommen „Danone Fruchtzwerge“ laut Stiftung Warentest bei der Berechnung ein grünes B, also eine Gesamtpunktzahl die besagt, dass das Produkt zum regelmäßigen Verzehr geeignet ist. Die Punktzahl wird bei diesem Beispiel folgendermaßen berechnet: Für die negativen Komponenten bekommen „Fruchtzwerge“ + 4 Punkte (Energie, Gesamtzucker, gesättigte Fettsäuren), für die positiven Komponenten (Protein) werden - 3 Punkte abgezogen. Damit ergibt sich eine Gesamtpunktzahl von 1 (Gesamtrechnung: 4 - 3 = 1) und der Nutri-Score B.

Stiftung Warentest: Das sind die Nutri-Score-Kategorien
Für Lebensmittel: Gesamtpunktzahl | Dieser Buchstabe ist hervorgehoben | Für Getränke: Gesamtpunktzahl |
-15 bis -1 Punkte | A | Gilt nur für Wasser |
0 bis 2 Punkte | B | -15 bis 1 Punkte |
3 bis 10 Punkte | C | 2 bis 5 Punkte |
11 bis 18 Punkte | D | 6 bis 9 Punkte |
19 Punkte und mehr | E | 10 und mehr Punkte |
Stiftung Warentest prüft Berechnung und kritisiert den Nutri-Score
Das Produkt „Danone Dany Schoko + Sahne“ bekommt hingegen ein C. Laut Stiftung Warentest funktioniert die Berechnung hier folgendermaßen: Negative Komponenten: + 7 Punkte (Energie, Gesamtzucker, gesättigte Fettsäuren) werden verrechnet mit den positive Komponenten: - 1 Punkt (Protein). Die Gesamtrechnung (7 - 1 = 6) ergibt den Nutri-Score C.
Stiftung Warentest kritisiert, dass positive Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine nicht in die Nutri-Score-Bewertung einfließen. „Außerdem können Verbraucher im Geschäft nicht nachvollziehen, wie die Berechnung zustande gekommen ist“, so Stiftung Warentest. So bekommt Olivenöl zum Beispiel einen sehr schlechten Nutri-Score, aufgrund des hohen Fettanteils. „Ein Label wie der Nutri-Score eignet sich vor allem für komplex zusammengesetzte und stark verarbeitete Lebensmittel“, sagt die Verbraucherzentrale.
Nutri-Score: Verbraucherzentrale fordert europaweite Einheitlichkeit
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU). Diese hatte eine „klare Erwartung“ an Unternehemen gerichtet den Nutri-Score zu nutzen.
Das Problem an einer nur freiwilligen Verwendung wäre, dass der Erfahrung nach nicht alle Unternehmen dies verwenden werden, so Klaus Müller der Vorstand des vzbz. (luc)