Lebensmittel werden teurer: Auch Ukraine-Krieg wird zum Faktor für höhere Kosten

Aufgrund hoher Energie- und Beschaffungskosten prognostizieren Fachleute auch weiterhin steigende Lebensmittelpreise.
Berlin – Seit Wochen machen sich die steigenden Kosten von Energie, Logistik und Rohstoffen bei Verbrauchern bemerkbar. Gestiegene Energiepreise bei Strom und Gas, hohe Spritpreise und erhöhte Beschaffungskosten sind auch zum Faktor bei der Entwicklung von Lebensmittelpreisen geworden. Nun rechnen Expertinnen und Experten damit, dass der Krieg in der Ukraine die weltweiten Entwicklungen weiter vorantreibt.
Zu den Gründen, dass die Lebensmittelpreise auch in Deutschland gestiegen sind, zählten bereits vor Kriegsbeginn in der Ukraine steigende Energiekosten und Rohstoffpreise sowie Lieferketten, die durch die Corona-Krise außer Kontrolle geraten waren. Für Februar 2022 berechnete das Statistische Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus bei Nahrungsmittelpreisen um 5,3 Prozent. Zu den Produkten, bei denen die Preise laut eines Berichts der Deutschen Presse-Agentur besonders angezogen haben, zählen etwa Rindfleisch und Kaffee, Geflügel, Tomaten und Toilettenpapier.
Steigende Lebensmittelpreise: Supermärkte und Discounter konkurrieren um Kundschaft
Dass sich die steigenden Lebensmittel-Kosten beim Verbraucher bemerkbar machen, liegt laut Rewe-Chef Lionel Souque an „Forderungen nach Preiserhöhungen von der Industrie“, die 2021 einen neuen Höchststand erreicht hätten, wie die Agentur berichtet. Boris Hedde, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), prognostiziert: „Der Anstieg der Energiepreise und der Logistikkosten durch den Ukraine-Krieg wird sich bei den Menschen im Alltag bemerkbar machen – bei jedem Einkauf im Supermarkt oder beim Discounter“. Gerade für sozial schwächere Familien würde das zur Herausforderung.
Laut Hedde könnte das gerade in einem Punkt des Einkaufsverhaltens eine Trendumkehr bewirken: Während in der Corona-Pandemie Discounter massiv Marktanteile einbüßen mussten, weil ein großer Teil der Kundschaft den Gang in den Supermarkt vorzog, könnten die günstigeren Anbieter wie Lidl oder Aldi wieder vermehrt Kundinnen und Kunden zurückgewinnen. Zudem dürften die Verbraucher wieder häufiger als in den vergangenen Jahren zu den Eigenmarken der Händler statt zu den kostspieligeren Markenartikeln greifen, prognostiziert Robert Kecskes von Marktforschungsunternehmen GfK.
Höhere Lebensmittelpreise Im Supermarkt: Gibt es bald mehr Sonderangebote?
Ganz einfach dürfte es jedoch für Hersteller und Handel nicht werden, die gestiegenen Kosten an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Denn die großen Handelsketten wie Edeka, Rewe, Aldi oder Lidl sind sich durchaus bewusst, dass der Preis beim Einkauf in den nächsten Monaten wieder ein deutlich größere Rolle spielen dürfte als in der Vergangenheit. Und sie wollen nicht durch allzu große Preiszugeständnisse an die Hersteller ihre eigene Wettbewerbsposition untergraben. Bereits in den vergangenen Monaten waren die Preisverhandlungen zwischen Händlern und Herstellern ungewöhnlich hart und hatten zuweilen zu Auslistungen und Lieferstopps geführt.
Was die steigenden Preise nach Einschätzung der Branchenkenner zunächst befeuern dürften sind Sonderangebote: Weil sich der Wettbewerb um das knapper werdende Haushaltsgeld der Kunden noch verschärfen dürfte, könnte es in Zukunft sogar mehr Preisaktionen geben als in den vergangenen Jahren, glaubt der Marktforscher Kecskes. (ska mit dpa)