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Chinesische Technik als Sicherheitsrisiko bei superschnellem Mobilfunk

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5G-Mobilfunk: Eine Technologie, die unser Leben revolutionieren kann, aber auch Sicherheitsrisiken birgt.
5G-Mobilfunk: Eine Technologie, die unser Leben revolutionieren kann, aber auch Sicherheitsrisiken birgt. © dpa / Andrea Warnecke

Deutschland schafft derzeit die Grundlagen für 5G - eine Technologie, die unser Leben revolutionieren kann, aber auch Sicherheitsrisiken birgt. Vor allem China wird dabei als Bedrohung angesehen.

WAS KANN 5G?

Der neue Mobilfunkstandard löst weltweit Schritt für Schritt die 4G-Technik (auch als LTE bekannt) ab und soll durch eine enorme Geschwindigkeitssteigerung bis in den Gigabit-Bereich den Weg für zahlreiche Anwendungen ebnen, die eine Datenübertragung in Echtzeit benötigen. So fallen etwa bei selbstfahrenden Autos gewaltige Datenmengen an. Die Wirtschaft setzt ebenfalls auf intelligent vernetzte Fabriken und Maschinen und auch für Verbraucher bietet 5G abseits der immer größer werdenden Datenmengen beim Streamen von Videos neue Möglichkeiten - etwa beim Shopping.

WAS IST DIE GEFAHR BEI MOBILFUNKANWENDUNGEN?

Je stärker die drahtlose Kommunikation ins tägliche Leben und die Wirtschaft vordringt, umso stärker ist die Abhängigkeit. Mobilfunknetze können an vielen Stellen im System angegriffen werden, von der Blockierung der Signale in einer bestimmten Gegend über das Einklinken in Funkmasten, Glasfaserleitungen und Knotenpunkte bis hin zum Hacken der Steuerungssoftware.

Mobilfunknetze sind ein attraktives Ziel für Kriminelle, Staaten, aber auch für Geheimdienste und Polizei, die etwa auf gerichtliche Anordnung hin Smartphones abhören dürfen. Die Netzbetreiber sind sogar verpflichtet, den Behörden einen Zugang bereitzuhalten. Technisch wäre es nicht schwer, neben der "offiziellen" Hintertür noch einen anderen verdeckten Zugang zu schaffen, über den Unberechtigte Daten aus dem Netzwerk leiten könnten. So hat beispielsweise der US-Geheimdienst NSA über Jahre Hintertüren in Geräte des US-Netzwerkausrüsters Cisco eingebaut.

MACHT CHINA DAS GLEICHE BEI SEINEN HERSTELLERN?

Huawei und ZTE aus China gehören mittlerweile zu den weltweit führenden Netzwerkausrüstern. Ein Gesetz aus dem Jahr 2017 besagt, dass chinesische "Organisationen und Bürger gemäß dem Gesetz die nationale Geheimdienstarbeit unterstützen, zusammenarbeiten und daran mitarbeiten müssen". Die Unternehmen bestreiten, dass das Gesetz sie dazu zwinge, der Regierung beim Ausspionieren anderer Länder zu helfen. "Wir sind von keiner Regierung irgendeines Staates jemals um eine derartige Zusammenarbeit gebeten worden", erklärt Huawei.

Auch wenn Beweise fehlen, haben Experten starke Bedenken gegenüber China. Dass Behörden bei der Kommunikation theoretisch immer mithören können, sei klar, sagt Frank Fitzek von der TU Dresden. "Die Frage ist nur, bei wem es am schlimmsten wäre."

WIE KANN DAS MOBILFUNKNETZ GESCHÜTZT WERDEN?

Zum einen könnten die Mobilfunk-Provider auf europäische Ausrüster wie Nokia oder Ericsson ausweichen. Allerdings sind diese nicht so günstig wie die chinesische Konkurrenz und die Kaufentscheidung liegt bei Telekom, Vodafone und Telefónica. Der Bundesregierung sind nach eigener Aussage die Hände gebunden: "Eine konkrete gesetzliche Grundlage mit der Rechtsfolge des kompletten oder teilweisen Ausschlusses eines bestimmten Anbieters vom 5G Ausbau in DEU existiert nicht und ist nicht geplant", heißt es in einer Stellungnahme der Bundesregierung.

Fitzek plädiert an die Provider, aus Sicherheitsgründen nicht die gesamte Technik aus einer Hand, sondern von verschiedenen Ausrüstern zu kaufen. Auch spiele die Steuerungssoftware bei 5G eine viel wichtigere Rolle als früher, weshalb die Netzbetreiber hier besonders vorsichtig sein sollten. Sie könnten beispielsweise Teile davon selber schreiben.

Laut dem Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, Thomas Plückebaum, ist es allein schon aus Wettbewerbsgründen riskant, wenn das 5G-Netz hauptsächlich mit chinesischer Technologie betrieben wird. "Da machen wir uns ganz ohne Hintertüren schon erpressbar." Er fordert mehr staatliche Vorgaben und Kontrollen.

WAS TUT DER STAAT?

Zuständig ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Dort hat Huawei Mitte November extra ein Labor eingerichtet, in dem es mit dem BSI beim Thema 5G und anderen Technologien zusammenarbeitet. Laut einem Sprecher des BSI steht der chinesische Hersteller aber nicht im besonderen Fokus der Behörde: "Das BSI ist mit Huawei nicht enger verbunden als mit anderen Herstellern auch."

Lesen Sie auch: Netzagentur schreibt keinen flächendeckenden 5G-Ausbau fest

AFP

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