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So schmeckt der älteste Champagner der Welt

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Champagner
Insgesamt 145 Flaschen bestens erhaltenen Champagners hatten Taucher vor den Åland-Inseln an die Meeresoberfläche geholt. © Anders Näsman/The Government of Åland

Paris - Rund 170 Jahre alt und trotzdem noch ein Hochgenuss: Forscher haben den ältesten Champagner der Welt verkostet und sind dabei ins Schwärmen geraten. Etwas gewöhnungsbedürftig ist er dennoch.

Fünf Jahre nach dem Fund des ältesten Champagners der Welt in einem Schiffswrack auf dem Grund der Ostsee vor Finnland haben französische Wissenschaftler diesen chemisch analysiert, verkostet und für sehr gut erhalten befunden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie am Montag in der US-Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". Sie geben Einblick in die Herstellungsmethoden und Geschmäcker zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

"Für unsere Analysen haben wir zwei Milliliter benutzt, und ich selbst habe hundert Mikroliter verkostet, also zwei Tropfen", sagte Philippe Jeandet, Professor für Biochemie der Ernährung an der Universität von Reims und an der Analyse beteiligter Forscher, der Nachrichtenagentur AFP. Die beiden Tropfen aus dem Fund von insgesamt 168 Flaschen in 50 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund wurden ihm demnach mit einer Spritze auf die Hand gegeben, so dass er Geruch und Geschmack testen konnte.

"Aroma von Tabak und Leder"

"Es war ein sehr guter Wein, es war beeindruckend", sagte Jeandet. Dessen Aroma von Tabak und Leder habe er noch lange im Mund behalten. Professionelle Weinkenner, die Proben zur Verkostung bekamen, befanden den Champagner demnach für "sehr jung und frisch mit einer floralen oder fruchtigen Note". Bei dem im Jahr 2010 geborgenen Champagner handelte es sich laut Korkenaufschrift um die Marken Veuve Clicquot-Ponsardin und Heidsieck sowie um Juglar, die es inzwischen nicht mehr gibt.

"Wir waren wirklich überrascht davon, dass der verkostete Champagner tadellos erhalten war", sagte Jeandet. Dies gelte sowohl für die chemische Zusammensetzung, die der des heutigen Champagners gleiche, als auch für das Aroma. Lediglich der Gehalt an Essigsäure und Kupfer - letzteres die Folge einer vorbeugenden Behandlung gegen Pilze - sei ein wenig höher gewesen. "Aus gesundheitlicher Sicht gehe ich davon aus, dass die Champagner fast so einwandfrei waren wie heutige Weine", sagte Jeandet.

Champagner dreimal so süß wie Cola

Der Champagner war jedoch mit 150 Gramm Zucker pro Liter - dem Dreifachen von Cola - sehr süß. Die Archive von Veuve Clicquot zeigten allerdings, dass dies dem Geschmack der damaligen Zeit in Frankreich und Deutschland entsprochen habe, sagte Jeandet. Die Lieferung dürfte demnach nicht für Russland bestimmt gewesen sein, wo Champagner mit einem Zuckergehalt von bis zu 300 Gramm getrunken worden sei. Heutige halbtrockene Champagner enthalten etwa 50 Gramm, trockenem Perlwein wird kein Zucker beigegeben.

15.000 Euro für eine Flasche des edlen Tropfens

15.000 Euro hatte ein Käufer in Mariehamn im Jahr 2012 auf den Åland-Inseln am Freitag für eine der Veuve-Clicquot-Flaschen auf den Tisch geblättert. Insgesamt gingen bei der Auktion acht Flaschen des edlen Tropfens für 96.500 Euro über den Tisch. Das Schiff war wahrscheinlich zwischen 1825 und 1830 gesunken.

Einige Hersteller von Champagner gingen auf die Wünsche zahlungswilliger und -kräftiger Kunden hin bereits dazu über, das edle Getränk über längere Zeit bei gleichbleibend kühlen Temperaturen und ohne Lichteinwirkung am Meeresgrund zu lagern. Jeandet hält dies jedoch für übertrieben. Die in der Champagne üblichen dunklen Erdkeller in rund 30 Metern Tiefe mit Temperaturen zwischen zehn und zwölf Grad Celsius sind nach seiner Meinung auch für die Zukunft völlig ausreichend.

afp

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