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Schlimme Überschwemmungen in Italien – Bürgermeister gibt Mini-Tieren Schuld

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Von: Nadja Austel

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Nach den schweren Überschwemmungen der Region Emilia-Romagna in Italien werden Schuldige gesucht – und wohl auch gefunden, im Tierreich.

Bologna – Mehrere Menschen sind bei den extremen Überschwemmungen im Norden Italiens ums Leben gekommen. Über 10.000 Einwohner in den betroffenen Gebieten der Region Emilia-Romagna wurden evakuiert und rund hundert schwere Erdrutsche gemeldet. Zudem wurde das für Sonntag (21. Mai) geplante Formel-1-Rennen in Imola abgesagt.

Allein zwischen dem vergangenen Dienstag (16. Mai) und dem darauffolgenden Mittwoch sind laut Informationen der AFP 21 Flüsse über die Ufer getreten, 36 Städte und Gemeinden waren überflutet. Ganze 48 Lokalverwaltungen in Italien meldeten Erdrutsche. „In 30 Sekunden stieg das Wasser um eineinhalb Meter, wir liefen die Treppe hinauf und das Wasser lief hinter uns her“, so ein Anwohner gegenüber der Deutschen Welle.

Ein Mann und eine Frau waten Arm iin Arm durch das hüfthohe Wasser auf einer Straße.
Für die starken Überschwemmungen in Teilen Italiens werden Ursachen gesucht. © dpa/pa/Luca Bruno

Überschwemmungen in Italien: Ursachensuche im Tierreich

Doch wie konnte es zu diesen extremen Überschwemmungen im nördlichen Italien kommen, mit denen in diesem Ausmaß niemand gerechnet hatte? Verschiedenen italienischen Medienberichten zufolge sollen neben den ungewöhnlich starken Regenfällen auch einige Tiere ihren Beitrag zu der Katastrophe geleistet haben. Denn viele Flüsse der Region sind mit Dämmen aus Erdwallen gesichert, die gegen Hochwasser schützen sollen.

Neben Dachsen und Rotfüchsen würden auch Stachelschweine diese Dämme häufig nutzen, um ihre unterirdischen Höhlensysteme anzulegen. Insbesondere Stachelschweine legen demnach stark verzweigte und lange Gänge in ihren Bauten an, was die Stabilität der Dämme beeinflusst. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Forschenden aus Italien und den USA, die Ursachen für Deichbrüche in der Region Modena im Jahr 2014 untersuchte.

Zwei Stachelschweine an einem Ufer (Symbolbild)
An den Überschwemmungen in Italien sollen auch Stachelschweine Schuld tragen. (Symbolbild) © Imago/Philippe Clement

Italien: Der Risiko-Faktor Stachelschwein für Überschwemmungen ist lange bekannt

Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass der Einsturz des Ufers auf das Verhalten von Wildtieren wie Stachelschweinen, Dachsen und Rotfüchsen zurückzuführen war. Diese Tiere wandern demnach aufgrund der Landnutzung durch den Menschen und klimatischen Veränderungen von den Gebirgen in die Ebenen ein. Die Uferböschungen seien für sie „ideale Plätze, um ihre Höhlen zu graben“. Die Studie aus dem Jahr 2015 bringt zudem deutlich zum Ausdruck, dass es sich bei dem Phänomen um ein „aufkommendes Problem, das wahrscheinlich weitere Überschwemmungen in Italien verursachen wird“, handelt.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass auch bei den aktuellen Überschwemmungen die Schuld bei den Stachelschweinen vermutet wird. Laut einem Bericht der Südtirol News erklärte auch der Bürgermeister des betroffenen Ortes Massa Lombarda, Daniele Bassi, dass nach den ersten Untersuchungen der Dammbruch „möglicherweise durch die Tierbaue der Stachelschweine verursacht“ worden sein könnte.

Überschwemmung in Italien: Stachelschweine müssen umziehen

Nach der Flutkatastrophe 2014 wurde in der Region Italiens zudem damit begonnen, die Dämme regelmäßig auf Höhlen der Tiere zu kontrollieren. Dabei seien Hunderte Tierbauten gefunden worden, sodass die Region Emilia-Romagna begann, die Zahl der Tiere, die Höhlen in die Böschungen der Dämme graben, zu begrenzen. Für jagdbare Tiere wie Füchse und Dachse seien Abschussquoten festgelegt wurden, die streng geschützten Stachelschweine sollen demnach jedoch nur eingefangen und fern der Dämme wieder ausgesetzt werden.

Laut Südtirol News gab es dabei – ähnlich wie bei der Wolf- und Bärendebatte in Südtirol und im Trentino – zwar erheblichen Widerstand der Umwelt- und Tierschützer. Dank der Umsetzung der Abschuss- und Einfangpläne sei in der Provinz Modena das Risiko von Dammbrüchen aber erheblich verringert worden.

Als Hauptursache für die heftigen Überschwemmungen in Italien gelten allerdings weiterhin die extremen Wetterbedingungen in der Region. Insbesondere das anhaltende Tief und die vorhergehende Trockenheit beeinflussen, wie viel Wasser das Erdreich aufnehmen kann. Denn „wenn die Regenmenge von sechs Monaten in 36 Stunden fällt (...), hält das kein Boden aus“, sagte auch der Präsident der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini, gegenüber einem lokalen Fernsehsender. (na/afp)

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