1. Startseite
  2. Welt

Warnung vor „Versorgungschaos“: Mega-Streik am Montag legt Deutschland lahm - rigorose Bahn-Ankündigung

Erstellt:

Von: Helmi Krappitz, Christoph Gschoßmann

Kommentare

Gewerkschaften wollen am 27. März den Nah- und Fernverkehr lahmlegen. Die Bahn reagiert. Welche Sektoren noch vom Streik betroffen sind und worauf Sie achten müssen.

Update vom 24. März, 6.50 Uhr: Wegen des am Montag (27. März) geplanten bundesweiten Warnstreiks im Verkehrssektor warnt die Logistikbranche vor einem „Versorgungschaos“ und fordert die Aufhebung des Lkw-Fahrverbots am Sonntag. „Der Streik wird auch viele Lkw-Fahrer und -Fahrten massiv treffen“, sagte der Präsident des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, der Bild. „Es droht Versorgungschaos und ein Schaden von zig Millionen, wenn Waren nicht rechtzeitig geliefert werden können.“

Die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben für Montag zu einem großangelegten bundesweiten Warnstreik im Verkehrssektor aufgerufen. Betroffen sind der Fern- und Regionalverkehr auf der Schiene, nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft. Befürchtungen, dass es zu Tunnelsperrungen kommen könnte, wies die Autobahngesellschaft am Donnerstag indes zurück. Damit dürfte Deutschland auf der Schiene, auf Flüssen und an Flughäfen weitgehend still stehen.

Update vom 23. März, 20.48 Uhr: Der für Montag angekündigte Generalstreik in Deutschland wirbelt auch die Pläne der Fußball-Nationalmannschaft durcheinander. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick wollte ursprünglich nach dem Abschlusstraining auf dem Campus in Frankfurt/Main am Montag mit dem Zug nach Köln fahren, wo am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) das Länderspiel gegen Belgien stattfindet. Nun werden Joshua Kimmich, Mario Götze und Co. mit dem Bus reisen. Das teilte der DFB auf SID-Anfrage mit. Am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) startet der viermalige Weltmeister in Mainz gegen Peru ins Länderspieljahr. Vor der Sommerpause soll es im Juni noch drei weitere Länderspiele geben. Als Gastgeber ist Deutschland automatisch für die EM 2024 qualifiziert.

Großer Streik in Deutschland: Bahn reagiert mit Ankündigung

Update vom 23. März, 17.10 Uhr: Die Deutsche Bahn reagiert auf den ausgerufenen großflächigen Streik mit der Ankündigung, den Fernverkehr am Montag komplett einzustellen. Wie der Konzern weiter mitteilt, wird auch im Regionalverkehr „größtenteils kein Zug fahren“. Betroffen seien aber nicht nur Fahrten am 27. März. „Bereits am Sonntagabend sind laut Aussagen der Gewerkschaft erste Auswirkungen durch streikende Mitarbeitende möglich“, hieß es. Demnach wird sich der Warnstreik auch am Dienstag noch auf den Bahnverkehr auswirken.

Die Bahn kündigte weiter an: Fahrgäste, die für Montag oder Dienstag eine Bahnreise geplant haben, könnten ihr Ticket bis einschließlich 4. April flexibel nutzen. Zudem könnten Sitzplatzreservierungen kostenlos storniert werden. Ausführlichere Informationen zu den Auswirkungen des Warnstreiks sollen so bald wie möglich erfolgen.

Ein ICE steht an einem Bahnhof
Die ICEs dürfen sich am Montag schonen: Wegen des Streiks stellt die Deutsche Bahn ihren Fernverkehr komplett ein. © IMAGO / Smith

Erstmeldung vom 23. März: Berlin/München – Im eskalierenden Tarifstreit wollen die Eisenbahngewerkschaft EVG und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) gemeinsam den öffentlichen Nah- und Fernverkehr lahmlegen. Auch der Flugverkehr soll betroffen sein. Für mindestens einen halben Tag soll am 27. März die Reise per Zug, Bus und Flugzeug nicht möglich sein. Das haben die Gewerkschaften am Donnerstag, 23. März, verkündet.

Gewerkschaften Verdi und EVG planen einen Mega-Streik am Montag

„Dieser Streiktag wird massive Wirkung haben“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Donnerstag in Berlin. Nicht nur der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr, sowie einige Busbetriebe sind laut EVG vom Mega-Streik betroffen. Auch im Bereich des Schiffsverkehrs soll es zu Einschränkungen kommen. Außerdem seien im Verdi-Organisationsbereich – mit Ausnahme von Berlin – die Beschäftigten aller deutschen Verkehrsflughäfen zum Ausstand aufgerufen. Der Luftverkehr wird daher im gesamten Zeitraum eingeschränkt sein.

Der Warnstreik soll in der Nacht vom 26. auf den 27. März um Mitternacht beginnen und am 27. März um 24 Uhr enden. Doch das Ausmaß des Streiks könnte auch an den Tagen zuvor zu spüren sein. Schon Stunden vor Streikbeginn werden Züge aus dem Verkehr genommen – mit der Folge von Verspätungen und Fahrplanabweichungen. Auch der Autobahnverkehr am 27. März soll lahmgelegt werden, da die Beschäftigten der Autobahngesellschaften des Bundes ebenfalls zum Ausstand aufgerufen sind. Einschränkungen kommen insbesondere im Bereich von Tunnelverbindungen auf die Autofahrer zu.

Laut Werneke sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und weite Teile Bayerns von dem Warnstreik betroffen. In diesen Teilen Deutschlands sind großflächige Ausfälle zu erwarten. Da diese besonders den Nahverkehr betreffen, kommt man womöglich nicht zur Arbeit oder Schule.

Deutsche Bahn rechnet mit „massiven Beeinträchtigungen“ im Bahnbetrieb

Aufgrund der Ankündigungen rechnet die Deutsche Bahn (DB) mit „massiven Beeinträchtigungen“ am Streiktag. „Genauere Informationen zu Auswirkungen auf den Verkehr folgen“, teilte der Konzern am Donnerstag mit. „Klar ist bereits jetzt, dass für die betroffenen Fahrgäste umfangreiche Kulanzregelungen vorgesehen sind.“

Den Streik selbst bezeichnete die Bahn als „grundlos und unnötig“. Personalvorstand Seiler findet, dass sich die EVG „ihrer Verantwortung stellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren“ muss. „Unsere Mitarbeitenden und Fahrgäste brauchen jetzt eine zügige Lösung, keinen großen Warnstreik“, sagt er.

Warnstreiks in Niedersachsen
Mega-Streik droht Ende März – Diese Städte, Bereiche und Institutionen sind betroffen © Moritz Frankenberg/dpa

Lahmgelegter Verkehr: Streik ist keine Entschuldigung für Verspätungen am Arbeitsplatz

Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, empfiehlt Reisenden bereits am Sonntag frühzeitig ans Ziel zu kommen. „Weil es durchaus Schichten geben kann, die schon ab Sonntagabend in den Montag hineingehen“, sagte er am Donnerstag bei der Ankündigung des gemeinsamen Arbeitskampfs mit der Gewerkschaft Verdi in Berlin.

Um am Streiktag selbst pünktlich zur Arbeit zu kommen, sollen Arbeitnehmer sich rechtzeitig auf den Weg machen, erklärte der Heidelberger Rechtsanwalt Michael Eckert focus.de: „Das kann auch bedeuten, ein, zwei Stunden früher loszufahren. Und auf jeden Fall sollte man dem Chef sagen, dass es später wird. So lässt sich Ärger vermeiden.“ Denn eine Entschuldigung für eine Verspätung sei ein Streik rechtlich nicht. Urlaub nehmen, Überstunden abbauen oder ins Homeoffice gehen – das sind die Möglichkeiten für Arbeitnehmer, die auf ihre Kinder aufpassen müssen.

Mega-Streik: Schulpflicht bleibt trotzdem bestehen

Kinder haben kein schulfrei, denn die Schulpflicht bestehe bei Streiks im öffentlichen Nahverkehr, so ein Sprecher des Kultusministeriums. Wenn Schüler auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, können Schulen selbst entscheiden, ob Schüler bei Streik vom Unterricht befreit werden.

Politiker haben bereits dafür plädiert, dass Schulen bei streikbedingten Fehlzeiten Verständnis zeigen. Eine Gestaltung des Unterrichts in digitaler Form ist auch eine Möglichkeit Fehlzeiten zu entgehen. Bei Bekanntgabe des Streiks sollten Eltern auf Informationen der jeweiligen Schule achten.

Züge und Busse fahren nicht: Fahrradfahren und Carsharing als Alternative

Bei Streik gilt es bei Möglichkeit auf andere Transportmittel umzusteigen. Im Fall von kurzen Strecken: Fahrrad, E-Scooter und ähnliche Angebote von Sharing-Anbietern sind eine gute Alternative zu Bus und Bahn. Auch Fahrgemeinschaften sind eine Option, wenn die Schule weit vom Wohnort entfernt ist. Bei der Fahrt mit dem Auto sollten im Vorfeld Staumelder und Stauprognosen gecheckt werden.

Am besten fahren Sie auch früher los, um Verspätungen zu vermeiden. Womöglich bietet sich eine Homeoffice-Lösung an. Wenn Flüge streikbedingt ausfallen, muss die Fluggesellschaft eine Alternative anbieten. Eine Umbuchung fällt im Streikfall meist auf den nächsten Tag.

Rund drei Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind von den Verhandlungen der Gewerkschaften mit den Arbeitgeberverbänden betroffen. Die nächste wichtige Tarifrunde von Verdi ist am 27. März. Bei der Post hat es bereits eine Einigung auf einen Tarifvertrag gegeben. (dpa/hk/rrm)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion