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„Geht‘s noch?“ ARD-Jugendnetzwerk Funk verursacht Ärger mit 1.-Mai-Post – jetzt folgt Reaktion

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Von: Romina Kunze

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Darf ein öffentlich-rechtliches Medium satirisch über politische Ausschreitungen berichten? Darüber streitet sich derzeit das Netz. Auslöser: ein Beitrag der Funk-Redaktion.

München – Gewiss, vielen wird der 1. Mai und der damit verbundene Feiertag eine gelegene Auszeit sein. Ob nun mit einem Bollerwagen und Kaltgetränken umherziehend, mit einem Ausflug das deutschlandweite Angebot des 49-Euro-Tickets erstmals austestend oder beim Maibaumaufstellen – es bieten sich viele Möglichkeiten, den Feiertag zu feiern.

Ein „Feiertags-Gruß“ in den Sozialen Medien, der eine solche Liste mit Möglichkeiten aufzählt, spaltet derzeit das Netz. Grund: ein aus Sicht vieler User verunglückter Satire-Versuch des öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerks Funk.

„Geht‘s noch, Funk?!“: Instagram-Beitrag zum 1. Mai sorgt für Unmut im Netz

Auf Instagram postete Funk einen Beitrag, in dem die Redaktion einen schönen 1. Mai wünscht: „Viel Spaß, wie auch immer ihr feiert“, lautet die Bildunterschrift zu der Collage, die die verschiedenen „Gepflogenheiten“ deutscher Städte zum Tag der Arbeit zeigt. Ein lächelndes Emoji mit Schweißtropfen schließt den Post ab. So weit, so nett. Der Grund für den Netz-Aufreger ist, was die Redaktion unter „Feierlichkeiten“ zum 1. Mai in Berlin versteht: das Bild zeigt einen brennenden Müllcontainer; eine Anspielung auf die regelmäßig zum 1. Mai ausschreitenden Demonstrationen in der Hauptstadt.

Eine Reaktion hat nicht lange auf sich warten lassen. Während die einen Nutzer eine grundsätzliche Diskussion über die Mai-Demonstrationen führen, stellen andere die Art und Weise der Berichterstattung durch Funk infrage. „Könnt ihr linksextreme Ausschreitungen und Gewalt bitte nicht verharmlosen, indem ihr es ‚feiern‘ nennt?“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer bedient sich dem Zynismus: „Viel Spaß beim Autos anzünden? Gehts noch funk????????“

Einige Nutzer sehen den gesetzlich formulierten Bildungsauftrag der Rundfunkanstalt fehlinterpretiert. Fragt einer noch vorsichtig, ob nicht besser der politische Hintergrund der Mai-Demonstrationen aufgeklärt und kritisch eingeordnet werden sollte, sind andere Kommentare schon deutlich kritischer formuliert: „Dieser Beitrag als Öffentlich Rechtliches ist unfassbar.“ Ein User nutzt die Kommentarspalte unter dem Beitrag, um seinem Ärger über die Rundfunkbeiträge Luft zu machen.

Wie viel Satire darf ein Öffentlich-Rechtlicher mit Bildungsautrag?

Zur Einordnung: Funk, als Teil von ARD und ZDF, die Inhalte für eine Zielgruppe im Alter von 14 und 29 in den sozialen Netzwerken aufbereitet, finanziert sich wie andere öffentlich-rechtliche Medien durch den Rundfunkbeitrag. Das jährliche Budget beziffert Funk auf der eigenen Homepage mit „etwa 45 Millionen Euro“, von denen sich rund ein Drittel aus dem Etat des ZDF speist und zwei Drittel von der ARD kommen.

Und auch auf den „öffentlich-rechtlichen Auftrag“ verweist das Content-Netzwerk auf ihrer Website. Durch den Verzicht von Werbung und Produktplatzierung könne es „jungen Talenten ermöglichen, Inhalte zu erstellen, die unabhängig von finanziellen und politischen Einflüssen“ seien.

Funk-Redaktion verteidigt umstrittenen Beitrag: „Das ist ein Meme, keine Empfehlung“

Doch genau diese „politischen Einflüsse“ sind Kern der Kritik vieler Kommentare. „Es geht um den Text von Funk zu dem Inhalt des Bildes. Es ist einfach falsch, ein Bild einer Straftat zu zeigen und es mit ‚Viel Spaß‘ zu kommentieren“, findet ein Instagram-Nutzer. Die Funk-Redaktion verweist auf die satirische Absicht des Posts. In den Kommentaren antwortet sie mit: „Das ist ein Meme (Satire, Witz), keine Empfehlung“.

Ein Beitrag zum 1. Mai des ARD-Jugend-Netzwerks Funk sorgt für Wirbel. (Symbolbilder/Foto-Montage)
Ein Beitrag zum 1. Mai des ARD-Jugend-Netzwerks Funk sorgt für Wirbel. (Symbolbilder/Foto-Montage) © Maurizio Gambarini/dpa/Michael Kappeler

Auf Anfrage durch IPPEN.MEDIA bezieht Funk folgendermaßen Stellung: „Das Meme sollte humoristisch darstellen, wie unterschiedlich der 1. Mai begangen wird“. Dass der Beitrag missverständlich interpretiert wurde, sei bedauerlich. „Wir distanzieren uns von Gewalt und möchten klarstellen, dass wir die Ausschreitungen in Berlin keineswegs als legitime Feier ansehen“, so die Redaktion weiter. Aus diesem Grund sei die Bildunterschrift des betreffenden Beitrags mittlerweile angepasst und die Änderung transparent kommuniziert worden.

Neben der Kritik gibt es aber auch Zuspruch unter den Kommentaren. Satire sei ein legitimes Mittel, gesellschaftlich kritische Zustände darzustellen, so der Konsens einiger. Denn die Gesellschaft kritisieren und auf Fehlverhalten hinweisen, das solle Satire schließlich ja auch, merkt ein Nutzer unter dem Beitrag an.

Erst kürzlich hat ein anderer öffentlich-rechtlicher TV-Sender für Kritik in den sozialen Netzwerken gesorgt, als in der Tagesschau von einer „entbindenden Person“ anstelle der Mutter die Rede war. (rku)

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