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Studie zeigt spektakuläres Ergebnis: Vitamin D erhöht Überlebenschance bei Krebs

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Von: Andreas Beez

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Sonnenlicht ist der wichtigste Lieferant von Vitamin D. Bis zu 90 Prozent seines Bedarfs deckt der menschliche Körper darüber ab.
Sonnenlicht ist der wichtigste Lieferant von Vitamin D. Bis zu 90 Prozent seines Bedarfs deckt der menschliche Körper darüber ab. © Michael Vogl/dpa

Krebspatienten werden diese Studie gespannt verfolgen: Wissenschaftler haben statistisch belegt, dass Vitamin D die Chance vergrößert, die Krankheit zu überleben.

Heidelberg/München – Wer täglich Vitamin D einnimmt, hat im Falle einer Krebserkrankung bessere Überlebenschancen. Das Sterblichkeitsrisiko sinkt um zwölf Prozent. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums nach einer Auswertung hochwertiger Studien. Ein Krebsforscher erklärt die spektakulären Ergebnisse.

Vitamin D kann Überlebenschance bei Krebs erhöhen

Jeder siebte Deutsche hat einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel, genauer gesagt sind rund 15 Prozent der Erwachsenen betroffen. Bei Krebspatienten liegen die Vitamin-D-Blutwerte besonders häufig unter dem Schwellenwert. So stellten Wissenschaftler im Rahmen einer Studie fest, dass 59 Prozent der dabei untersuchten Darmkrebspatienten zu wenig Vitamin D im Blut hatten. Diese Patienten hatten zudem eine ungünstige Prognose.

Eine Krebs-Diagnose fürchten viele Menschen. Besonders Frühwarnzeichen sollten bekannt sein. Bei Männern gibt es ganz spezifische. Und auch bei Frauen gibt es ganz bestimmte Symptome.

Umgekehrt gilt: Eine tägliche Einnahme von Vitamin D erhöht im Falle einer Krebserkrankung – rein statistisch gesehen – die Überlebenschance. Das ergab eine Auswertung von 14 Studien der höchsten Qualitätsstufe, die Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit Sitz in Heidelberg vorgenommen haben. Dabei flossen die Daten von knapp 105 000 Studienteilnehmern ein.

Studie belegt: Tägliche Einnahme von Vitamin D in niedriger Dosis zeigt beste Wirkung

Das spektakuläre Ergebnis: „Zwar schützt Vitamin D wahrscheinlich nicht davor, an Krebs zu erkranken. Aber die Wahrscheinlichkeit, daran zu versterben, sinkt rein statistisch gesehen um zwölf Prozent“, sagte der DKFZ-Epidemiologe Ben Schöttker unserer Zeitung.

Bei der Studien-Analyse der DKFZ-Wissenschaftler kristallisierte sich auch heraus, dass die tägliche Einnahme in niedriger Dosierung zwischen 400 und 4000 internationalen Einheiten mit Blick auf die besseren Überlebenschancen entscheidend war. „Die meisten Studien nutzten die auch heutzutage in der Praxis üblichen Dosierungen zwischen 800 und 2000 internationalen Einheiten Vitamin D3 pro Tag“, erläutert Schöttker. Dagegen verringerte sich die Sterblichkeit bei seltenen hohen Einzeldosen nicht. In diesen Studiengruppen hatten die Teilnehmer einmal im Monat oder seltener zwischen 60 000 und 120 000 internationale Einheiten Vitamin D3 erhalten.

Vitamin D hemmt Krebswachstum

Zur Erklärung: Internationale Einheit (Abkürzung i. E.) ist eine Maßeinheit für die Wirkung einer medizinischen Substanz. Sie wird für einige Vitamine, aber auch für bestimmte Hormone, Impfstoffe und Antibiotika verwendet.

Warum die tägliche Vitamin-D-Einnahme die Sterblichkeit bei Krebserkrankungen senkt, muss noch genauer erforscht werden. Wissenschaftler wie Schöttker sehen einen Zusammenhang mit Reaktionen des Vitamin D im Körper. Durch Vitamins D entsteht ein Hormon mit der wissenschaftlichen Bezeichnung 1,25-Dihydroxyvitamin D. „Es kann vermutlich das Tumorwachstum hemmen“, sagt Schöttker. Vor diesem Hintergrund hält es der Wissenschaftler für sinnvoll, wenn vor allem über 50-Jährige ihren Vitamin-D-Spiegel im Blut beim Hausarzt checken lassen und einen möglichen Mangel ausgleichen.

Eigenen Vitamin-D-Spiegel öfter beim Hausarzt checken lassen

Das große Problem dabei: Ein Vitamin-D-Mangel ruft keine eindeutig zuzuordnenden Symptome hervor. Das ist einer der Gründe dafür, dass viele Menschen gar nichts von ihrem zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut wissen. „Vor dem 50. Lebensjahr ist das Risiko, an Krebs zu erkranken, noch vergleichsweise gering, weshalb der positive Effekt durch eine Vitamin-D-Einnahme eher für die ältere Altersgruppe zu erwarten ist“, sagt Schöttker.

In der DKFZ-Studie zeigte sich, dass vor allem Studienteilnehmer über 70 Jahre von der Vitamin-D-Einnahme profitierten. Studien aus Deutschland haben gezeigt, dass etwas mehr als die Hälfte der Erwachsenen zumindest leicht unter dem Schwellenwert für einen optimalen Vitamin-D-Spiegel im Blut liegen.

Weil der Vitamin-D-Spiegel vor allem von der direkten Sonneneinstrahlung auf die Haut abhängt, sind im Winter noch mehr Menschen betroffen als im Sommer. Über die normale Ernährung nimmt der Körper nur zu einem geringen Teil Vitamin D auf.

So wirkt Vitamin D in unserem Körper

In der Werbung wird Vitamin D oft als Alleskönner gepriesen. Fakt ist: Die Formen Vitamin D 2 und Vitamin D 3 spielen eine Schlüsselrolle bei wichtigen Stoffwechselvorgängen im Körper. So sorgt Vitamin D für gesunde Knochen. Zudem ist es an der Bildung von Proteinen bzw. der Steuerung einer Vielzahl von Genen beteiligt. Studien deuten darauf hin, dass es möglicherweise bei der Prävention von Bluthochdruck und Diabetes helfen könnte. Beweise dafür liegen aber noch nicht vor, erläutert das Robert-Koch-Institut. Die Gesundheitsbehörde liefert Antworten auf häufige Fragen zu Vitamin D.

Wie gelangt Vitamin-D in den Körper?

In der Regel bildet der Körper in der Haut 80 bis 90 Prozent des Vitamins selbst – mithilfe von Sonnenlicht, genauer gesagt UVB-Strahlung. Die Ernährung trägt mit einem geschätzten Anteil von zehn bis 20 Prozent nur einen relativ geringen Anteil zur Vitamin-D-Versorgung bei.

Die Ernährung ist nur zu einem geringen Teil an der Produktion beteiligt

Welche Folgen kann ein Vitamin-D-Mangel haben?

Gefürchtet ist eine Erweichung und Verformung der Knochen. Daraus entstehen unter anderem zum Teil schwere Knochenschmerzen, Muskelschwäche und Kraftminderung. Auch die Entstehung von Osteoporose wird mitunter durch einen Vitamin-D-Mangel befördert – vor allem im höheren Lebensalter. Bei Kindern können gravierende Störungen des Knochenwachstums sowie bleibende Verformungen des Skeletts auftreten. Zudem haben Wissenschaftler bei Menschen mit einem zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel eine erhöhte Infektanfälligkeit beobachtet.

Woran erkennt man einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel?

Klarheit schafft nur eine Kontrolle der Blutwerte durch den Arzt. Häufig bemerken die Betroffenen ihren niedrigen Vitamin-D-Spiegel nicht, weil die Symptome eines Mangels unspezifisch sind. Dazu gehören eine erhöhte Infektanfälligkeit, Muskelschwäche, Muskel- und Gliederschmerzen. Auch Missempfinden, etwa an Lippen und Fingern, Muskelkrämpfe und Migräne können vorkommen, ebenso wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Möglicherweise kann ein Vitamin-D-Mangel auch Depressionen fördern.

Welche Lebensmittel enthalten viel Vitamin D?

Fetter Seefisch, beispielsweise Hering, Makrele oder Lachs, bestimmte Speisepilze, manche Innereien, Eigelb und speziell angereicherte Lebensmittel wie Margarine sind reich an Vitamin D.

Vitamin-D-Ergänzungsmittel nur nach Rücksprache mit dem Arzt ratsam

Wie kann man seinen Vitamin-D-Speicher füllen?

In Deutschland ist die körpereigene Produktion nur von März bis Oktober bei einem Aufenthalt im Freien möglich. In dieser Zeit kann der Körper auch Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe anlegen und im Winterhalbjahr darauf zurückgreifen. Deshalb empfehlen Experten, Gesicht, Hände und Arme im Sommer zwei- bis dreimal pro Woche der Sonne auszusetzen – allerdings nur kurz, um einen Sonnenbrand mit schlimmen Folgen wie Hautkrebs zu vermeiden. Als Faustregel gilt nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts: Um die Vitamin-D-Produktion in Gang zu setzen, reicht bereits die Hälfte der Zeit, die die Haut ungeschützt ohne Sonnenbrand verkraften würde. Wer länger in die Sonne geht, sollte sich unbedingt gründlich mit hohem Lichtschutzfaktor eincremen.

Doch auch im Sommer ist die natürliche Vitamin-D-Produktion nicht garantiert. Bei schlechtem Wetter mit vielen Wolken kann die nötige UVB-Strahlung um bis zu 90 Prozent verringert werden. Nahrungsergänzungsmittel können einen Mangel ausgleichen. Die Einnahme ist aber nur dann sinnvoll, wenn man durch Aufenthalte in der Sonne und die Ernährung nicht ausreichend Vitamin D bekommt. Deshalb sollte man zuvor unbedingt seinen Vitamin-D-Spiegel im Blut vom Hausarzt checken lassen, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Ist zu viel Vitamin D schädlich?

Ja. Wer zu viel Vitamin D einnimmt, riskiert einen erhöhten Kalziumspiegel. Diese sogenannte Hyperkalzämie kann zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen und in schweren Fällen zu Nierenschädigungen, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und sogar zum Tod führen, warnt das Robert-Koch-Institut. Weil der menschliche Körper Vitamin D speichern kann, ist auch eine schleichende Überdosierung möglich. (A. BEEZ)

In Deutschland sterben jedes Jahr Hunderttausende Menschen an den Folgen einer Krebs-Erkrankung. Dabei gibt es bestimmte Krebsformen, die besonders gefährlich sind und meist tödlich enden.

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