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Verbraucherschutz warnt vor 6 Dingen, mit denen Online-Shops ihre Kunden manipulieren

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Von: Jana Stäbener

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Online-Shops manipulieren oft, kritisiert die EU-Kommission. Eine Verbraucherschützerin erklärt BuzzFeed News DE, wobei Online-Shops überall lügen.

Nicht nur Lebensmittelkonzerne manipulieren ihre Kunden (weshalb Ökonomen ein Übergewinnsteuer von bis zu 90 Prozent fordern). Auch viele Online-Shops versuchen der EU-Kommission zufolge, Verbraucherinnen und Verbraucher mit verbotenen Mitteln zu beeinflussen und beispielsweise zu Kaufentscheidungen zu drängen. Eine Kontrolle der Brüsseler Behörde sowie der zuständigen Behörden von 25 europäischen Ländern habe ergeben, dass 148 von 399 untersuchten Websites mindestens eine manipulative Taktik nutzten, teilte die EU-Kommission am Montag, 30. Januar 2023, mit.

Online-Shops lügen uns ziemlich oft an. Wo genau, erklärt eine Vebraucherschützerin.
Online-Shops lügen uns ziemlich oft an. Wo genau, erklärt eine Vebraucherschützerin. © Cavan Images/IMAGO

Nicht nur bei Online-Shops ist Vorsicht vor Abzocke geboten. Auch bei Balkonkraftwerken, mit denen sich Solarstrom als erneuerbare Energie produzieren lässt, warnen Experten vor Betrügern.

Online-Shops manipulieren oft, kritisiert die EU-Kommission

Kontrolliert wurden 2022 laut Deutscher Presseagentur (dpa) Einzelhändler etwa im Textil- oder Elektro-Bereich. Die Online-Shops wurden vor allem auf drei manipulative Methoden untersucht: verborgene Informationen, das Drängen zu Käufen oder Abonnements sowie Countdown-Zähler, die falsche Fristen für den Kauf bestimmter Produkte angeben.

Laut Untersuchung verwendeten 42 Websites falsche Countdown-Zähler, 54 drängten die Verbraucher durch visuelle Gestaltung oder sprachliche Mittel zu bestimmten Entscheidungen – von Abonnements bis hin zu teureren Produkten oder Lieferoptionen. Zudem hätten 70 Online-Shops wichtige Informationen versteckt oder schlecht erkennbar gemacht. Dazu gehörten etwa Angaben zu Lieferkosten, zur Produktzusammensetzung oder zu einer billigeren Alternative.

All das verstoße gegen Verbraucherschutzregeln, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders laut dpa und forderte die nationalen Behörden dazu auf, gegen die Praktiken vorzugehen. Parallel dazu überprüfe die Kommission alle Verbraucherschutzvorschriften, um sicherzustellen, dass diese an das digitale Zeitalter angepasst seien.

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Kritik musste sich auch ein Modeunternehmen anhören, weil es Plus-Size-Mode jetzt verstärkt in Online-Shops gibt. C&A „schiebt hochgewichtige Personen ins Internet ab“, findet ein Soziologe.

Verbraucherschutz warnt vor sechs Problemen bei Manipulation durch Online-Shops

Aber wie sieht es eigentlich in Deutschland aus? Mit welchen manipulativen Methoden versuchen Online-Shops hierzulande ihre Kunden zum Kauf zu überreden? Das fragt BuzzFeed News DE von IPPEN.MEDIA die Verbraucherschutzzentrale. Carola Elbrecht, Referentin im Team Marktbeobachtung Digitales beim Bundesverband der Verbraucherschutzzentrale (vzbv), antwortet. Laut der Verbraucherschützerin gebe es sechs große Problemfelder, bei denen Online-Shops manipulieren würden.

  1. Lockangebote:

    Viele Webseiten versprächen kurze Lieferfristen (zwei bis drei Werktage) und halten Verbraucher wochenlang hin, weil es angeblich Lieferschwierigkeiten gebe. Im Extremfall bleibe eine Lieferung sogar ganz aus. Das passiere vor allem, wenn Kunden per Vorkasse zahlen würden.
  2. Kaufen unter Zeitdruck:

    „Stichproben ergeben immer wieder, dass Countdownzähler willkürlich eingesetzt werden, beziehungsweise manipuliert sind“, sagt Carola Elbrecht gegenüber BuzzFeed News DE. Das Ziel: Verbraucher sollen auf diese Weise „von einer informierten Kaufentscheidung abgehalten werden“.
  3. Dark Patterns:

    Eine eher unterschwellige Gefahr geht (wie der Name schon sagt) von diesen manipulativen Methoden aus. „Dark Patterns sind manipulative Designs oder Prozesse, die Nutzer:innen einer Website oder App zu einer Handlung überreden sollen“, schreibt der vzbv auf seiner Website. Mit dieser Methode werden zum Beispiel bewusst Abos untergeschoben oder das Kündigen von Verträgen erschwert.
  4. Schnäppchen und Mondpreise:

    „Kaufpreise werden vor Rabattaktionen höher gesetzt und an Aktionstagen als Schnäppchenpreis heruntergesetzt“, erklärt Elbrecht. Manchmal werde auch mit einer unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) geworben, unabhängig davon, dass der angegebene UVP mittlerweile drei Jahre alt sei und es die Ware auf anderen Händlerseiten ebenfalls günstiger zu kaufen gebe.
  5. Retouren nach China:

    Kunden würden manchmal teils bewusst in einem deutschen oder europäischen Webshop kaufen. Dann, wenn sie die Ware zurückgeben möchten, kommt die Überraschung: Die Retoure müsse nach China erfolgen, heißt es dann nicht selten. „Die Rücksendekosten (inkl. Zoll etc.) übersteigen teils den Warenwert, sodass Verbraucherinnen immer wieder von ihrem Widerrufsrecht keinen Gebrauch machen und an der Durchsetzung ihrer Rechte gehindert werden.“
  6.  Test- und Vergleichsportale:

    „Deren Neutralität muss immer wieder infrage gestellt werden, da unseriöse Portale unter anderem auch Provisionszahlungen erhalten und dieses nicht transparent kenntlich machen“, so Elbrecht. Zum Glück, sagt die Verbraucherschützerin gegenüber BuzzFeed News DE, gebe es seit Mai 2022 zumindest einige Transparenzpflichten.

Elbrecht gibt noch weitere Tipps, wie man sich bei Online-Shops am besten verhalten sollte. Am besten man lasse sich „nicht vorschnell von Werbung, Rabattaktionen, Geschenken, angeblich befristeten Angeboten blenden“. Es sei immer wichtig, Preis und Leistung auf neutralem Wege zu prüfen – zum Beispiel bei den Bewertungen anderer. Bei Problemen helfe im Notfall auch ein Anwalt oder die Vebraucherzentrale, so Elbrecht und verweist auf Musterbriefe der Verbraucherzentralen.

Mehr zum Thema Online-Shops: 29 Ebay-Kleinanzeigen, die direkt eskaliert sind.

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