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Geschmack ändert sich: Das steckt hinter der „Wunderbeere“

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Von: Felina Wellner

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Kleine, rote Früchte am Strauch: Die Wunderbeeren gleichen auf den ersten Blick Hagebutten.
Kleine, rote Früchte am Strauch: Die Wunderbeeren gleichen auf den ersten Blick Hagebutten. © Imago

Hierzulande ist Açai als vermeintliche Wunderbeere in aller Munde. Doch wussten Sie, dass eine ganz andere Beerenart diese Bezeichnung als Namen trägt?

Kassel – Bei dem Begriff Wunderbeere denken viele vermutlich an trendiges Superfood wie Açai- oder Goji-Beeren. Tatsächlich ist aber ein Kleinstrauch gemeint, der ursprünglich in den Tropen Westafrikas beheimatet ist. An diesem wachsen kleine rote Kügelchen mit magischen Fähigkeiten: Beeren, die Bitteres und Scharfes süß schmecken lassen. Die Wunderbeerchen lassen sich viel Zeit, bis sie sich an den Ästen der immergrünen Sträucher blicken lassen – bis zu drei Jahre.

Wunderbeere
Wissenschaftlicher Name:Synsepalum dulcificum
Vorkommen:heißen und feuchten Tropen in Westafrika
Besonderheit:Geschmacksumkehr nach Verzehr

Über die bittersüße Geschmacksverirrung durch Wunderbeeren

Die Beeren werden auch als „Miracle Fruit“ bezeichnet. Angelehnt an das in ihnen enthaltene Protein „Miraculin“, das für die außergewöhnliche Geschmacksverzerrung verantwortlich ist: Wunderbeeren lassen nach ihrem Verzehr etwa eine Stunde lang Saures oder Scharfes plötzlich süß werden. Zitronen werden schmecken somit nach einer Nascherei und trockener Wein nach Traubensaft.

Das Online-Wissenschaftsportal Spektrum.de legt die Ursache offen: Aktuellen Forschungserkenntnissen zufolge bindet sich das neutral schmeckende Miraculin an die Geschmacksknospen der Zunge, die normalerweise nur auf Süßes reagieren. Bei dem anschließenden Verzehr von sauren Speisen sinkt der pH-Wert und die Süßrezeptoren werden aktiviert.

Wunderbeere als Heilmittel? Das müssen Sie noch über die „Miracle Fruit“ wissen

Die Wunderbeeren sind nicht nur als Vitaminbombe für all diejenigen geeignet, die das besondere Geschmackserlebnis nacherleben und sich gesund ernähren wollen. Das Wissensmagazin Galileo deckt Potenziale in der Medizin auf:

In den Fängen von Lobbyismus? Darum ist die Wunderbeere in Deutschland unbekannt

Japan, USA, Taiwan: In vielen Ländern der Erde sind Wunderbeeren schon lange als Süßungsmittel bekannt. Sie könnten eine gute Alternative zu Süßstoffen darstellen, denen einige Nebenwirkungen zugesprochen werden. In Europa sind die Beeren allerdings zunächst nicht zugelassen worden. Und das, obwohl die Beeren nicht einmal giftig sind. Laut Galileo könnten Lobby-Absichten von Zucker- und Süßstoff-Herstellern hinter dem Verbot gesteckt haben.

Im normalen Zustand sind die kirschgroßen Beeren leicht verderblich, doch gefriergetrocknet lassen sie sich zu einer praktischen Tablettenform weiterverarbeiten und könnten so herkömmlichen Herstellern Konkurrenz machen. Ende 2021 hat die EU die getrockneten Früchte schließlich dann doch zugelassen. Viele internationale und nationale Online-Anbieter verkaufen seither Wunderbeeren getrocknet oder in Tablettenform. Dazu zählen unter anderem Amazon, Etsy und gesonderte Shops nur für Wunderbeeren.

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