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Urlauber-Hotspot in Spanien fast ausgebucht, trotz Schlamm und Algen an den Stränden

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Von: Sandra Gyuratis

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Reinigungskräfte entfernen Schlamm am Strand Los Urrutias am Mar Menor.
Eine Reinigungsbrigade entfernt Schlamm und Algen von den Stränden am Mar Menor. © Felipe G. Pagán/Rathaus Cartagena

Der Zustand des Mar Menor im Südosten von Spanien ist instabil. Immer noch bilden sich massenhaft Algen, keine einzige Blaue Fahne weht an den Stränden. Die Touristen lassen sich davon jedoch nicht abschrecken. Fast alle Ferienwohnungen auf La Manga sind schon vermietet, sagen die Immobilienmakler.

Cartagena – Mengen an abgestorbenen Algen an den Stränden, verschlammte Ufer, unangenehmer Geruch und immer die latente Gefahr, dass sich Algenblüten bilden und dass das Mar Menor im Südosten von Spanien umkippen könnte: Das lädt nicht gerade dazu ein, den Urlaub in Spaniens Touristenhochburg Mar Menor in der Region Murcia an der Costa Cálida zu verbringen. Die Bilder vom massiven Fischsterben im Oktober 2019 und August 2021, nachdem dem Binnenmeer der Sauerstoff ausgegangen war, waren auch international Thema und dürften nicht so schnell vergessen werden.

Oder doch? All diese Unannehmlichkeiten scheinen Touristen nicht davon abzubringen, ihren Sommerurlaub am Mar Menor zu verbringen, das war nicht immer so. Hoch im Kurs stehen La Manga und Cabo de Palos an der Küste von Cartagena in Spanien. Die meisten Ferienapartments seien bereits vermietet, berichteten viele der Immobilienbüros gegenüber der Zeitung „La Verdad“. In der Hauptsaison zwischen der zweiten Woche im Juli bis zur vorletzten im August sei es fast unmöglich, noch eine Unterkunft zu finden, hieß es, berichtet costanachrichten.com.

Mar Menor fast ausgebucht: Kaum noch Ferienapartmenst für den Sommer frei

Die Nachfrage habe stark zugenommen und übersteige das Angebot. Gleichzeitig haben sich die Preise in Grenzen gehalten und nur um fünf Prozent erhöht wegen der Stromkosten. Die meisten Sommerurlauber kommen aus Spanien, aber auch Besucher aus Deutschland, Belgien oder Luxemburg zieht es ans Mar Menor. Im Durchschnitt bleiben die Touristen um die 15 Tage.

Eine Immobilienmaklerin bietet ein Apartment in Cala Reona in Cartagena im August für 3.500 Euro an. Am Ende des Landärmels La Manga in Richtung Norden, weiter weg vom touristischen Trubel, kosten die Apartments 500 bis 1.000 Euro für eine Woche im Juli. Im August wird es dann noch einmal um 100 bis 200 Euro teurer. Auch in Los Urrutias, Punta Brava und Los Nietos am Mar Menor erholt sich der Immobilienmarkt. Fast alle Ferienapartments seien bereits vermietet, sagen die Makler. Das war nicht immer so. Wegen des katastrophalen Zustands des Mar Menor an Spaniens Küste,versuchten die Besitzer in den vergangenen Jahren, ihre Apartments für niedrige Preise zu vermieten oder zu verkaufen.

Doch während der Corona-Pandemie in Spanien wurde die Küste vom Mar Menor offenbar neu entdeckt. Leute von außerhalb kauften die Wohnungen direkt am Meer, nur wenige Fahrzeug-Minuten von den Städten Cartagena und Murcia entfernt. Diejenigen, die das erste Mal ein Apartment mieteten, hätten sofort wieder fürs nächste Mal gebucht.

Mar Menor fast ausgebucht: Keine einzige Blaue Flagge weht an den Stränden der Lagune

Es stört die Urlauber anscheinend auch nicht, dass die Strände am Mar Menor bei der Verteilung der Gütesiegel in Form von Blauen Flaggen bereits zum siebten Mal in Folge leer ausgehen. Während an den Stränden von Spitzenreiter Águilas neun Blaue Fahnen wehen, sind es am Mar Menor genau null. Der Grund ist offensichtlich. Dem Binnenmeer sieht man die Verschmutzung an. Durch die Verschmutzung mit nitrathaltigen Abwässern bilden sich massenhaft Algen und Schleim an den Ufern, die regelmäßig von Reinigungstrupps entfernt werden. Die Gemeinden, die sich das Mar Menor teilen, Cartagena, San Javier, Los Alcázares und San Pedro del Pinatar, haben sich erst gar nicht für ein Gütesiegel beworben.

Die Vereinigung für Umwelterziehung und Verbraucherschutz Adeac verleiht in Spanien die Blauen Flaggen für saubere Strände, gute Wasserqualität, getrennte Müllentsorgung, Informationstafeln über Flora und Fauna sowie Zugänge für Menschen im Rollstuhl. In diesem Jahr flattern insgesamt 34 Fahnen an der Küste von Murcia, 28 an Stränden und sechs in Sporthäfen.

Mar Menor: Zustand ist instabil – Hitzewellen und Unwetter können gefährlich werden

Wie geht’s eigentlich dem Mar Menor kurz vor der Sommersaison? Die wissenschaftliche Diagnose über den Zustand der Lagune, die das spanische Institut für Ozeanographie (IEO) im Auftrag des Umweltministeriums gestellt hat, hört sich wenig beruhigend an. Das Mar Menor befinde sich nach wie vor in einem instabilen Zustand, hieß es. Noch nicht einmal ein minimal belastbares Gleichgewicht sei erreicht. Ungünstige Bedingungen wie Unwetter oder Hitzewellen können das Binnenmeer wieder umkippen lassen.

Ursache ist der kontinuierliche Zustrom von Nährstoffen in Form von Nitraten und Phosphaten aus der Landwirtschaft, die über Ramblas und den hohen Grundwasserspiegel in das Mar Menor gelangen. Hinzu kommen ein zu geringer Salzgehalt, die Trübheit des Wassers, die verhindert, dass sich Seegraswiesen in einer Tiefe von drei Metern bilden. Aus dem Bericht des IEO geht hervor, dass die durchschnittliche Wassertemperatur in den letzten 30 Jahren um zwei Grad Celsius gestiegen ist, besonders seit 2014.

Mar Menor: Schon 2.700 Tonnen Algen in diesem Jahr weggeräumt – ein Zeichen für die hohe Belastung

Das Unternehmen, das von der Landesregierung von Murcia mit der Entfernung der Algen beauftragt wurde, holte vergangenes Jahr 26.000 Tonnen abgestorbene Meerespflanzen aus dem Binnenmeer. Die Kosten betrugen 11,7 Millionen Euro. In diesem Jahr sind bis jetzt schon 2.700 Tonnen aus dem Wasser gefischt worden. Die vermehrte Algenproduktion sei ein nachweisbarer Beweis für einen Nährstoffüberschuss, sagte Wissenschaftler Juan Manuel Ruiz vom IEO.

Die gute Nachricht: Das Mar Menor leidet derzeit nicht unter Sauerstoffmangel. Badegäste brauchen nach Angaben des wissenschaftlichen Komitees keine Bedenken zu haben. Das Wasser habe an allen Stränden des Mar Menor eine sehr gute Qualität, hieß es.

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