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Virologe Streeck fordert: „Keinen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften mehr“

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Von: Florian Dörr

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Die Corona-Lage in Deutschland ist weiter angespannt, für Geimpfte und Ungeimpfte gelten unterschiedliche Regeln. Virologe Hendrik Streeck stellt diesen Weg in Frage.

Kassel – In Sachen Corona-Impfung ist Deutschland weiterhin zwiegespalten: Während für die einen bereits die vierte Dosis ansteht, ist weiterhin ein nicht zu vernachlässigender Teil der Bevölkerung ungeimpft. Im Mai dieses Jahres könnte sogar ein spezieller Omikron-Impfstoff zur Verfügung stehen, der die Kluft vielleicht sogar noch weiter auseinanderziehen würde.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht eine Vielzahl an Impfungen gegen das Coronavirus jedoch skeptisch: „Das Impfschema unserer Impfstoffe ist für zwei Impfungen zugelassen. Der Booster hilft eindeutig. Ein sehr häufiges und hochfrequentes Impfen immer wieder gegen die gleiche Variante sehe ich aber skeptisch“, erklärt er. Entsprechende „immunologische Phänomene“ seien bisher wenig erforscht.

Virologe Hendrik Streeck meint: „Letztlich werden wir alle in Kontakt mit dem Virus kommen.“
Virologe Hendrik Streeck meint: „Letztlich werden wir alle in Kontakt mit dem Virus kommen.“ © Oliver Berg/dpa

Möglich sei etwa eine Ermüdung der T-Zellantworten oder sogar eine „Antigen-Erbsünde des Immunsystems, die – einfach gesagt – entstehen kann, wenn das Immunsystem verlernt, Unterschiede des Virus zu erkennen.“ Beides sei nicht belegt, aber möglich. Nach der dritten Impfung, dem ersten Booster also, bestehe die Gefahr laut Streeck aber nicht.

Corona: Virologe Hendrik Streeck kritisiert Stellenwert der Inzidenz

Statt den Inzidenzen eine „absolute Aussagekraft“ zur Corona-Lage zuzuschreiben, müsse die Hospitalisierungsrate wieder stärker in den Fokus rücken. „Und hierbei muss sichergestellt werden, dass wir hier klar erfassen, ob jemand wegen symptomatischer Corona-Infektion behandelt wird oder aus anderen Gründen im Krankenhaus ist.“ Deutschland müsse sich zudem auf Maßnahmen der Pandemiebekämpfung fokussieren, die wissenschaftlich begründet sind. Die G-Regeln stellt Streeck in Frage: „Doppelt Geimpfte übertragen das Virus wie Ungeimpfte. Das ändert sich mit der Boosterung ein wenig, aber gesichert nur für ein paar Monate.“

Hendrik Streeck zu Corona-Lage: „Müssen vorsichtig zur Normalität zurück“

Letztlich fordert der Virologe eine Aufhebung der Unterscheidung zwischen Geimpften und Ungeimpften bei den Corona-Regeln. „Wir müssen vorsichtig zur Normalität zurück. Da darf es aus meiner Sicht keinen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften mehr geben“, fordert er gegenüber merkur.de*. Einen genauen Zeitpunkt dafür möchte er nicht nennen, wirft aber Ostern als symbolischen Zeitpunkt – vielleicht sogar vorher – in die Diskussion.

Zudem plädiert er für einen Sommer- und einen Winter-Modus der Pandemiebekämpfung: „Im Sommer könnten wir daher auf Maßnahmen verzichten, im Herbst und Winter wiederum müssten Maßnahmen sein. Ich vergleiche das gerne mit Sommer- und Winterreifen-Modus, bei dem es selbstverständlich ist, dass man im Winter bei Schnee langsamer fahren muss als im Sommer.“

Zwar gehen die Corona-Zahlen aktuell nicht nachhaltig zurück, wohl aber sinkt das Wachstum der täglichen Neuinfektionen. Vor diesem Hintergrund sei weiter Vorsicht geboten, der Umgang mit vulnerablen Gruppen besonders wichtig. „Aber letztlich werden wir alle in Kontakt mit dem Virus kommen.“ (Florian Dörr) *merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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