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Viel mehr Impfnebenwirkungen als bekannt? Krankenkassen-Vorstand schlägt Alarm - und wird entlassen

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Von: Sophia Lother

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Nach dem umstrittenen Brief zu Impfnebenwirkungen, warf Dirk Heinrich der BKK Provita „peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht“ vor. (Symbolfoto)
Nach dem umstrittenen Brief zu Impfnebenwirkungen, warf Dirk Heinrich der BKK Provita „peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht“ vor. (Symbolfoto) © Sebastian Gollnow/dpa

Die Krankenkasse BKK Provita trennt sich nach einer umstrittenen Analyse zu den Nebenwirkungen einer Corona-Impfung von ihrem Vorstand.

Bergkirchen – Der Brief, den Andreas Schöfbeck an den Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) schickte, hat hohe Wellen geschlagen. Der Vorstand der Krankenkasse BKK Provita hatte darin nach einer eigenen Auswertung der Arztabrechnungen von knapp elf Millionen Versicherten verbreitet, es gebe in Deutschland „eine sehr erhebliche Untererfassung von Verdachtsfällen für Impfnebenwirkungen“.

Nach einer Erhebung der Krankenkasse seien hochgerechnet auf die Bevölkerung etwa 2,5 bis 3 Millionen Geimpfte von Nebenwirkungen betroffen, was einen Anteil von 4 bis 5 Prozent ausmache, heißt es in dem Schreiben. Offiziell listet das PEI Verdachtsfälle in Deutschland auf und berichtet von 0,3 Prozent der Geimpften, die unter Nebenwirkungen leiden. Nun haben die Aussagen von Schöfbeck Konsequenzen.

Laut eigenen Angaben wurde der Vorstand der BKK ProVita Andreas Schöfbeck fristlos gekündigt, berichtet auch die Welt. Auf seiner Sitzung am Dienstag (01.03.2022) habe der Verwaltungsrat beschlossen, „sich mit sofortiger Wirkung vom bisherigen Vorstand Andreas Schöfbeck zu trennen“, wie die Versicherung mit Hauptsitz in Bergkirchen nahe München mitteilte. Nachfolger wurde sein Stellvertreter Walter Redl.

Umstrittene Aussagen zu Impfnebenwirkungen: Krankenkasse trennt sich von Vorstand Schöfbeck

Kritik an der BKK-Provita-Analyse gab es unter anderem vom PEI, dem Virchowbund, der niedergelassene Ärztinnen und Ärzte vertritt, und dem Bundesgesundheitsministerium. Im Fokus: Die Krankenkasse unterschied nicht zwischen vorübergehenden Symptomen nach einer Corona-Impfung wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schmerzen an der Einstichstelle und tatsächlich schweren und anhaltenden Gesundheitsproblemen.

Kurz gesagt: In der BKK-Provita-Erhebung wurden auch milde und erwartbare Impfreaktionen erfasst, etwa wenn ein Patient wegen Unwohlsein nach einer Corona-Impfung eine Krankschreibung für einen oder zwei Tage benötigte. Solche Symptome sind aber nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig beim PEI.

Corona-Impfung: Schöfbeck spricht von „Alarmsignal“ – Kritiker von „Unfug“

Schöfbeck hatte in seinem Brief von einem „erheblichen Alarmsignal“ gesprochen. Gegenüber der Welt berichtet der Krankenkassenbetriebswirt, dass er sich seinen Versicherten verpflichtet fühle, weshalb er die Daten öffentlich gemacht und sich ans PEI gewandt habe: „Die Zahlen, die sich bei unserer Analyse ergeben haben, sind sehr weit weg von den öffentlich verlautbarten Zahlen. Es wäre ethisch falsch, nicht darüber zu sprechen.“ Der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dirk Heinrich, warf daraufhin der BKK Provita „peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht“ vor. Die Schlussfolgerungen aus der Datenlage seien „kompletter Unfug“, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa).

Bei den 150 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland bis Ende 2021 sind dem PEI 244.576 Verdachtsfälle einer Nebenwirkung gemeldet worden. Dies lässt jedoch nicht den Schluss zu, dass auch tatsächlich die Corona-Impfung die Ursache für die Symptome gewesen sein muss. (slo/dpa)

Welche Nebenwirkungen und Corona-Impfreaktionen treten bei Kindern und Jugendlichen auf? Die Arzneimittelkommission gibt eine Übersicht heraus.

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