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Corona-Pandemie: Krankschreibung ohne Arztbesuch endet – Änderung erntet Kritik

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Von: Tanja Koch

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Ab Mittwoch (1. Juni) müssen Patienten und Patientinnen wieder eine Praxis aufsuchen oder eine Videosprechstunde wahrnehmen, um den AU-Schein zu erhalten.
Ab Mittwoch (1. Juni) müssen Patienten und Patientinnen wieder eine Praxis aufsuchen oder eine Videosprechstunde wahrnehmen, um den AU-Schein zu erhalten. © Lobeca/Imago

Nach zwei Jahren Coronavirus hat sich die Lage wieder entspannt. Die Krankschreibung per Telefon soll nun auslaufen – doch das stößt auf Kritik.

Berlin – Aufgrund der entspannteren Corona-Lage bedingt durch mildere Varianten und Coronavirus-Impfungen sind Krankschreibungen wegen Erkältungsbeschwerden vorerst nicht mehr generell auch per Telefon möglich. Ab diesem Mittwoch (1. Juni) müssen Patientinnen und Patienten wieder in Arztpraxen gehen oder Videosprechstunden nutzen. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen hatte entschieden, eine zuvor mehrfach verlängerte Sonderregelung auslaufen zu lassen.

Das Gremium betonte zugleich, dass solche Sonderregelungen für bestimmte Regionen oder bundesweit wieder aktiviert werden könnten, sollte die Coronavirus-Pandemie in den nächsten Monaten erneut an Fahrt gewinnen. Telefonische Krankschreibungen waren aufgrund der Infektionsgefahr und der hohen Belastung in Arztpraxen seit Ende März 2020 fast durchgehend möglich gewesen. Da durch das Angebot unnötige Kontakte reduziert wurden, sank die Gefahr, sich im Wartezimmer anzustecken.

Krankschreibung per Telefon: Auch außerhalb der Corona-Pandemie viele Patienten

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, äußerte Unverständnis darüber, dass die Regelung „ohne Not“ wieder abgeschafft werde. „Die Telefon-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hat sich bewährt“, sagte Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das Patientenaufkommen in den Hausarztpraxen sei auch außerhalb der Corona-Pandemie sehr hoch. Die telefonische Krankschreibung wäre eine „echte Entlastung“, unterstrich Weigeldt und kritisierte: „Es wird zwar viel über Entbürokratisierung gesprochen, wenn es dann aber mal konkret wird, verfallen viele Akteure im Gesundheitswesen dann doch wieder in alte Muster.“

Patienten müssten aus medizinischer Sicht nicht mit jedem grippalen Infekt zwingend in der Hausarztpraxis vorstellig werden. „Viele müssen sich dann trotzdem krank in die Praxen schleppen, vor allem weil viele Arbeitgeber schon ab dem ersten Tag eine Krankschreibung verlangen“, sagte er weiter. „In den Fällen, in denen sich Patient und Arzt kennen, es sich also nicht um einen Erstkontakt handelt, würde es absolut Sinn ergeben, wenn die Hausärztinnen und Hausärzte die Möglichkeit hätten, diese Patientinnen und Patienten nach einer Telefonkonsultation bei Bedarf für einige Tage krank zu schreiben.“

Warum das zwar per Video möglich sein solle, per Telefon jedoch nicht, erschließe sich überhaupt nicht. Wie Ärzte berichteten, stieg die Anzahl der Krankschreibungen auch nicht an. Ein Missbrauch des Angebots ist also nicht erkennbar. (tk mit afp/dpa)

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