1. Startseite
  2. Welt

Corona-Folgen: Psychische Gesundheit laut neuer Studie lediglich „minimal“ beeinträchtigt

Erstellt:

Von: Karolin Schäfer

Kommentare

Eine Corona-Infektion kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Einer neuen Studie zufolge gab es dabei im Schnitt allerdings nur „minimale“ Veränderungen in der Gesellschaft.
Eine Corona-Infektion kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Einer neuen Studie zufolge gab es dabei im Schnitt allerdings nur „minimale“ Veränderungen in der Gesellschaft. © Alla Azarnikova/imago

Einer Studie zufolge waren psychische Erkrankungen während der Corona-Pandemie nicht so verbreitet, wie anfangs angenommen. Doch einige hat es schwer getroffen.

Kassel – Es ist kein Geheimnis, dass eine Corona-Infektion schwere Folgen mit sich bringen kann. Noch Wochen und Monate nach einer Covid-19-Erkrankung können gesundheitliche Beschwerden auftreten. Dabei kann nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit beeinträchtigt werden.

Zu den häufigsten Beschwerden gelten nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie depressive Symptome und Angstzustände können die Lebensqualität Betroffener einschränken.

Corona-Folgen: Psychische Gesundheit nur „minimal“ beeinträchtigt

Eine aktuelle Studie des Jewish General Hospital in Kanada, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, kam zu einem überraschenden Ergebnis. Demzufolge seien Symptome psychischer Erkrankungen nicht so verbreitet gewesen, wie anfangs vermutet. Die Forschenden verglichen dabei Daten zur allgemeinen psychische Gesundheit sowie Symptome von Angststörungen und Depressionen während der Corona-Pandemie mit den Ergebnissen derselben Kohorten vor der Pandemie.

Insgesamt 137 Studien seien dafür ausgewertet worden. Das Ergebnis: Während der Pandemie konnten „über alle Bevölkerungsgruppen hinweg“ bei der psychischen Gesundheit im Schnitt nur „minimale bis geringe“ Veränderungen festgestellt werden. Es habe vielmehr ein hohes Maß an Resilienz in der Gesellschaft gegeben. Dennoch hätten „einige Bevölkerungsgruppen Probleme mit der psychischen Gesundheit“ gehabt, hieß es im Forschungsbericht. Vor allem Frauen sollen demnach stärker unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten haben.

Die Forschenden betonten, dass es weiterhin wichtig sei, die psychische Gesundheit in diesem Zusammenhang zu untersuchen. „Die Pandemie hat sich auf das Leben vieler Menschen ausgewirkt und einige haben jetzt zum ersten Mal mit psychischen Problemen zu kämpfen“, hieß es weiter.

Corona-Folgen: Bestimmte Risikogruppen besonders betroffen

Familienforscherin Carolin Thönnissen von der Universität Köln überraschte das Ergebnis der Untersuchung, sagte sie gegenüber dem Tagesspiegel. Ihre Studie sei in die Analyse der Forschenden aus Kanada mit eingeflossen. „Der Anteil derer, die Anzeichen einer klinischen Depression zeigten, war von zehn auf 25 Prozent gestiegen, das hat uns erschreckt“, sagte die Forscherin mit Blick auf ihre Untersuchung im Mai 2020. Damals wurde die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen untersucht.

Inzwischen könne sich das aber wieder beruhigt haben, schilderte Thönnissen. Nach außen könne die Studie aus Kanada allerdings eine „verheerende“ Wirkung haben. „Es gibt nun einmal Risikogruppen, die Hilfe brauchen.“

Long Covid: Jeder kann Langzeitfolgen entwickeln

Risiko- und Resilienzforscher Ortwin Renn war hingegen „nicht sehr überrascht“, sagte er gegenüber dem Tagesspiegel. Man wisse zwar, dass psychische Erkrankungen bei älteren Menschen in Europa abgenommen hätten, bei jungen Menschen aber zugenommen haben. An dieser Stelle müsse man differenzieren. „Es gab bestimmte Gruppen, die stärker gelitten haben als andere“, so der Forscher.

Zwar sind der kanadischen Studie zufolge psychische Probleme während der Pandemie im Mittelwert nicht so stark verbreitet gewesen, wie anfangs erwartet. Doch demzufolge empfanden besonders Frauen diese Zeit als größere Belastung. So zeigten Untersuchungen, dass Frauen während der Pandemie deutlich mehr Gewalt erfuhren. Auch der Mehraufwand durch Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit belastete viele in der Pandemie, erklärte die Hans-Böckler-Stiftung. Bei Kindern und Jugendlichen hinterließ die Corona-Zeit ebenfalls psychische Spuren. (kas)

Wenn Sie oder eine Ihnen bekannte Person unter einer existentiellen Lebenskrise oder Depressionen leiden, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer: 0800-1110111. Hilfe bei Depressionen und anderen psychischen Notfall-Situationen gibt es außerdem unter www.deutsche-depressionshilfe.de.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion