1. Startseite
  2. Welt

Corona-Wut in Großbritannien? Demonstrant attackiert Regierungs-Konvoi - Johnsons Wagen in Unfall verwickelt

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Patrick Mayer

Kommentare

Großbritannien: Boris Johnson steht wegen seines Umgangs mit dem Coronavirus in der Kritik. Hat der Angriff auf ihn damit zu tun?
Großbritannien: Boris Johnson steht wegen seines Umgangs mit dem Coronavirus in der Kritik. Hat der Angriff auf ihn damit zu tun? © picture alliance/dpa / John Nguyen/Daily Telegraph

Die Briten verlieren in der Corona-Krise das Vertrauen in die Regierung von Boris Johnson. Hat der Angriff auf ihn damit zu tun?

Update vom 17. Juni: In der Corona-Krise wächst die Wut der britischen Bevölkerung auf Premierminister Boris Johnson spürbar an. Seine Politik zur Bewältigung der Pandemie steht massiv in der Kritik

Ob der aufsehenerregende Vorfall vom Mittwochabend damit zu tun hat, ist nicht sicher. Auf dem Heimweg von der der wöchentlichen Regierungsbefragung im Parlament wurde der Johnson-Konvoi von einem Demonstranten gestoppt

Großbritannien: Corona-Wut? Boris Johnson in Unfall verwickelt - Verursacher ist politisch engagiert

Ein Fotograf der Nachrichtenagentur „AFP“ berichtet, ein Demonstrant sei plötzlich auf die Fahrbahn gesprungen. Der graue Jaguar, in dem der Regierungschef saß, musste deshalb scharf bremsen. Der Fahrer des Range Rovers hinter ihm wurde davon überrascht und konnte nicht rechtzeitig reagieren und so knallte der Security-Wagen auf den des Premiers

Boris Johnson blieb bei dem Auffahrunfall unverletzt. Der Kofferraum seines Dienstfahrzeugs ist aber hinüber. Den Verursacher nahmen die Beamten sofort fest. Es soll sich um einen Aktivisten für die Rechte von Kurden in der Türkei handeln. Sein Motiv für den Sprung vor den Wagen ist aber noch ungeklärt.

Corona in Großbritannien: Stimmung kippt - und die Wut auf Premier Boris Johnson wächst

Update vom 23. Mai, 20.43 Uhr: Premierminister Boris Johnson bangt um seinen Wahlkampfstrategen und einflussreichsten Berater. Dominic Cummings sieht sich angesichts eines Vergehens gegen die Corona-Ausgangsbeschränkungen den Forderungen nach seinem Rücktritt konfrontiert.

München/London - Wie gefährlich Covid-19 wirklich ist, weiß Boris Johnson nur zu genau. Der britische Premier war selbst am Coronavirus erkrankt, und musste zwischenzeitlich zur Behandlung sogar auf die Intensivstation eines Krankenhauses.

Geschont wird er deshalb nicht: In der Corona-Krise wächst in Großbritannien die Kritik an seiner Politik zur Bewältigung der immensen Herausforderungen. 

Corona in Großbritannien: Schottland, Nordirland und Wales wenden sich ab

Mehr noch: Zwischen Edinburgh, London, Cardiff und Belfast kippt die Stimmung im Vereinigten Königreich rasant.

Umstritten: der britische Premier Boris Johnson.
Umstritten: der britische Premier Boris Johnson. © AFP / DANIEL LEAL-OLIVAS

Die britischen Landesteile Schottland, Nordirland und Wales haben sich von den Vorgaben aus der englischen Hauptstadt mittlerweile weitgehend abgewandt und verfolgen bei den Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen ihren eigenen Weg.

Dabei ist die Angst vor einer zweiten Corona-Welle groß. Großbritannien hat in der Corona-Krise in Europa laut offiziellen Zahlen seit geraumer Zeit die meisten Todesopfer sowie Infizierten in der Coronavirus- Pandemie zu beklagen.

Corona-Pandemie in Europa: Nirgends mehr Covid-19-Tote als in Großbritannien 

Stand Sonntagabend, 17. Mai (18.45 Uhr), waren laut Johns Hopkins Universität mehr als 34.500 Bürger mit Covid-19-Erkrankung gestorben - täglich kommen Hunderte Corona-Todesfälle hinzu. Insgesamt werden mehr als 40.000 Todesfälle mit der heimtückischen Lungenkrankheit in Verbindung gebracht.

Und dennoch zieht es viele Menschen nach draußen. Lokale Behörden in englischen Küstenregionen und anderen ländlichen Gebieten hatten deshalb am Samstag (16. Mai) Ausflügler aus Städten gebeten, fernzubleiben. 

„Überlegen Sie es sich gut“, hieß es auf der Webseite des County Council Network (CCN), einem Zusammenschluss 36 ländlicher Bezirke.

Coronavirus-Pandemie in Großbritannien: Regierung Johnson befürchtet zweite Corona-Welle

Aus gutem Grund: Naturparks und Strände wurden im März, kurz vor Einführung der Ausgangsbeschränkungen, geradezu überrannt. Regierungschef Johnson kommt in dieser Gemengelage nicht gut weg. 

Ihm wird vorgeworfen, seine Corona-Politik sei zu schwammig, viele Menschen in Großbritannien empfinden die Vorgaben laut Deutscher Presse-Agentur als unklar und uneinheitlich.

„Ich weiß, dass dies nicht einfach sein wird - die ersten Babyschritte sind es nie“, schrieb Johnson in seiner typischen Art bei Twitter: „Aber ich hoffe, dass die Veränderungen, die wir in dieser Woche vorgenommen haben, rückblickend als ein wichtiger Moment betrachtet werden.“

Corona-Krise in Großbritannien: Boris Johnson macht sich mit Aussagen angreifbar

In einem Gastbeitrag für die Mail on Sunday rief der 55-jährige britische Premier zu Geduld bei den Lockerungen auf: „Wir versuchen etwas, was noch nie gemacht wurde - das Land aus einem kompletten Lockdown herauszuführen auf eine Weise, die sicher ist und nicht unsere harte Arbeit aufs Spiel setzt.“

Er unterschätze nicht, wie schwierig es für alle gewesen sei, „von Freunden und Eltern, Kindern und Enkeln, Brüdern und Schwestern abgeschnitten zu sein. (...) Wir leben von sozialen Kontakten und davon, die, die wir lieben, um uns zu haben - das liegt in der menschlichen Natur“, meinte er weiter.

Londoner Bürger treffen sich am 17. Mai während der Corona-Pandemie im Londoner St. James Park.
Londoner Bürger treffen sich am 17. Mai während der Corona-Pandemie im Londoner St. James Park. © AFP / GLYN KIRK

Doch auch mit diesem offenen Brief machte er sich angreifbar. So hieß es an einer Stelle zum Beispiel seltsam verschwurbelt: „Die Botschaft lautet: Arbeiten Sie von zu Hause aus, wenn Sie können, aber fahren Sie zur Arbeit, wenn Sie nicht können. Und vermeiden Sie öffentliche Verkehrsmittel, wenn Sie können, aber benutzen Sie sie, wenn Sie nicht können.“

Coronavirus-Krise in Großbritannien: Die Zustimmung zur Corona-Politik kippt 

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Opinium vom 17. Mai zufolge rauscht der Zuspruch für Johnsons Maßnahmen weiter in den Keller. 

Demnach zeigten sich 42 Prozent der Befragten unzufrieden mit der Reaktion der konservativen Regierung auf den Coronavirus-Ausbruch. Nur noch 39 Prozent der Bürger stünden hinter den Entscheidungen in der Downing Street. 

Im Londoner Hyde Park gab es am Wochenende indes Proteste, bei denen Polizeibeamte - oft ohne Mundschutzmasken* und Handschuhe - Gruppen durch einzelne Festnahmen auflösen mussten. Bekommt Johnson keine einheitliche Linie in seine Corona-Politik, droht Großbritannien nach dem Chaos um den Brexit wohl schon bald die nächste Regierungskrise.

In Deutschland werden unterdessen weitere Lockerungsschritte debattiert - ein Ministerpräsident hat gar ein mögliches Datum für Stadionbesuche genannt.

pm

*Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion