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Coronavirus: Zweite Infektions-Welle „im Herbst oder Winter“? - Ex-Berater der Bundesregierung warnt

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Von: Antonio José Riether

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Coronavirus Krankenhaus Zweite Welle
Leere Krankenhausbetten könnten bei einer zweiten Welle wieder belegt werden. © AFP / BERND VON JUTRCZENKA

Der Britische Epidemiologe Jeremy Farrar sprach über die aktuelle Corona-Lage und rechnet mit einer zweiten Corona-Welle.

London - Der britische Infektionsexperte und Epidemiologe Jeremy Farrar gehört zu den einflussreichsten Experten in seinen Fachbereichen. Er sprach nun mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie*.

Corona-Experte: Pandemie-Ausbreitung ist „in der Geschichte einmalig.“

In seiner langjährigen Tätigkeit als Tropenmediziner und Wissenschaftler begleitete er die Schweine- sowie die Vogelgrippe und das Sars-Virus in Asien. Außerdem betreute der in Singapur geborene Farrar bereits Impfstoff-Entwicklungsprogramme gegen Denguefieber und Ebola. Er warnt im FAZ-Interview davor, das Virus nicht ernst zu nehmen. „Jeder muss verstehen, dass wir gerade etwas erleben, was in der Geschichte einmalig ist“, meint Farrar und betont, dass sich das Virus „in sechs Wochen praktisch auf alle Kontinente ausgebreitet hat“.

Der ehemalige Berater der Bundesregierung ist auch Direktor des Wellcome Trust, einer privaten Förderorganisation für die Erforschung von Biomedizin. Nur die Bill & Melinda-Gates-Stiftung ist größer. „Ich arbeite seit 25 Jahren international in der Infektionsbekämpfung und habe so etwas nicht erwartet“, so Farrar und fügte hinzu, „wir haben erst die ersten fünf Monate hinter uns“.

Corona-Experte: Großbritannien war „zu langsam“ - Wende im Mai?

Die aktuelle Lage schätzt der Wissenschaftler skeptisch ein. „Europa ist immer noch im Griff der Pandemie. Obwohl die meisten Staaten den Höhepunkt der ersten Welle hinter sich haben, ist die Epidemie noch nicht beendet. Rückschläge oder sogar zweite Wellen sind unvermeidlich.“ Er betonte auch, dass die Pandemie vielerorts noch nicht „mit voller Gewalt erreicht“ wurde und nennt „Lateinamerika, Afrika, Indien und Südostasien“.

Farrars Heimatland Großbritannien steckt tief in der Corona-Krise* und verzeichnet mit mehr als 34.000 Verstorbenen (Stand 15. Mai, 20.45 Uhr) europaweit die meisten Todesfälle. „Wir waren zu langsam und haben die entscheidenden sechs Wochen am Anfang verloren“, resümiert der Epidemiologe. Farrar hofft, durch „weitere Testkapazitäten, mit dem Kontakt-Tracing und den Isolationsmaßnahmen“ im Mai die Wende zu schaffen. 

Corona-Experte: Zweite Welle „im Herbst oder Winter“ - Optimismus bei Impfstoff

Angesprochen auf eine zweite und eventuell heftigere Infektionswelle, zieht der Experte sein Herkunftsland als Beispiel heran. „Was wir jetzt etwa in Singapur sehen, sind Rückschläge in der ersten Welle“, doch „mit der zweiten Welle rechne ich erst im Herbst oder Winter*“. Anfangs betroffene Länder wie China seien noch lange nicht im „Normalbetrieb“. Auch der deutsche Virologe Prof. Drosten erwartet eine zweite Welle.

Bezüglich der Impfstoff-Forschung* ist Farrar „optimistisch“, warnt jedoch, „wenn er kommt, muss uns allen klar sein, dass ihn die ganze Welt braucht und nicht ein bestimmtes Land“. Sieben Milliarden Menschen zu impfen wäre „eine historische Leistung“, so Farrar.

Das Coronavirus überträgt sich offenbar auch über Aerosole - damit würde die Abstandsregel keinen Schutz mehr vor einer Ansteckung bieten.

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