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Patienten außer sich: Stars spritzen sich Diabetes-Medikament als Abnehm-Wundermittel

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Von: Nadja Zinsmeister

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Seit einiger Zeit werben Stars mit einem Diabetes-Medikament, das beim Abnehmen hilft. Jetzt kündigt der Hersteller Versorgungsknappheit an. Darunter leiden Patienten.

Bagsvaerd/Kassel – Ein umstrittener Diät-Trend aus den USA hat dazu geführt, dass der dänische Insulinhersteller Novo Nordisk bei der Produktion seines Diät-Medikaments Ozempic nicht mehr hinterherkommt. Am Donnerstag teilte das Unternehmen mit, dass das Angebot bei einigen Dosierungen nur noch beschränkt erhältlich ist. Dabei leiden besonders Diabetes-Patienten unter den Lieferengpässen. Ursprünglich war das Mittel als Medikament für Patienten mit Diabetes Typ 2 auf den Markt gekommen.

Neuer Trend um Diabetes-Medikament: Wirkstoff Semaglutid führt zu Gewichtsabnahme

Ozempic ist in Europa seit 2018 zugelassen und enthält unter anderem den Wirkstoff Semaglutid, der bei Diabetes Typ 2 den Blutzuckerspiegel senkt. Dieser hat bei der Einnahme den Nebeneffekt, dass beim Essen schneller ein Sättigungsgefühl eintritt und dieses länger anhält. Es hilft somit beim Abnehmen. Mehrere Studien, darunter eine von März 2021 mit 1.961 Probanden sowie eine weitere von April 2021 mit 803 Testpersonen, kamen demnach zu dem Ergebnis, dass auch Adipositas-Patienten von dem Wirkstoff Semaglutid profitieren und leichter abnehmen können.

Das Medikament Ozempic
Ozempic ist ein Medikament, das Diabetes-Patienten verschrieben wird. Doch es gibt auch Menschen, die es zweckentfremden. © Remko de Waal/Imago

„Bei Teilnehmern mit Übergewicht oder Adipositas führte die einmal wöchentliche Gabe von 2,4 mg Semaglutid zusammen mit einer Lebensstilintervention zu einer anhaltenden, klinisch relevanten Reduzierung des Körpergewichts“, heißt es unter anderem in der Studie mit 1.961 Probanten. Sie wurde vom Hersteller Novo Nordisk finanziert. Die Testpersonen hätten demnach durchschnittlich 15 Prozent ihres Körpergewichtes verloren.

Stars spritzen sich Diabetes-Medikament Ozempic als Abnehm-Wundermittel

Doch seit einiger Zeit sorgt das Medikament für einen regelrechten Abnehmtrend, der seinen Ursprung in den USA hat. So schwärmte beispielsweise der Multimillionär Elon Musk bereits letztes Jahr davon, mit der Einnahme von Ozempic abgenommen zu haben. Auf Twitter wurde Musk im November 2022 gefragt, was ihm zu seinem aktuellen Gewicht verholfen hat.

„Fasten + Ozempic + kein leckeres Essen in der Nähe“, antwortete er darauf. Bei den Oscar-Verleihungen im März machte Moderator Jimmy Kimmel einen Spaß über die „Abnehm-Spritze“ Ozempic, die angeblich unter den Stars kursiere. Und auf Tiktok werben mittlerweile tausende Menschen für das Medikament, indem sie über ihren erfolgreichen Gewichtsverlust durch Ozempic berichten.

Ein neuer Hype war geboren. Berichten zufolge sollen besonders in den USA auch gesunde und sogar nicht übergewichtige Menschen Ozempic erhalten haben. Dabei wird oft nicht erwähnt, dass durch die Einnahme des Medikaments auch mögliche Nebenwirkungen wie Erbrechen und Durchfall auftreten können. „Bei normalgewichtigen Menschen kann die Einnahme gefährlich werden“, sagte auch Professor Harald Schneider im Gespräch mit stern.de. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). „Die Nebenwirkungen reichen von Übelkeit über spezifische Bauchschmerzen, Völlegefühl bis Erbrechen.“

Diabetes-Medikament Ozempic: Hohe Nachfrage belastet Diabetes-Patienten

Adipositas

„Übergewicht und Adipositas sind definiert als abnorme oder übermäßige Fettansammlung, die ein Gesundheitsrisiko darstellt. Ein Body-Mass-Index (BMI) über 25 gilt als übergewichtig, über 30 als fettleibig.“

Quelle: WHO

Die hohe Nachfrage sorgt nun dafür, dass Novo Nordisk mit der Produktion nachhängt. Einem ARD-Bericht zufolge verschreiben Ärzte Ozempic zunehmend auf Privatrezept für Menschen, die abnehmen wollen. Das sei laut der Internistin und Diabetologin Manuela Nader insgesamt zwar legal, der Patient müsse das Medikament in dem Fall selbst bezahlen. Die hohe Nachfrage bedeutet aber gleichzeitig, dass das Mittel für Diabetes-Patienten knapp wird. (nz mit dpa-Material)

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