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Nah dran an Helikopter-Müttern und Curling-Vätern: Gehören Sie zu den Rasenmäher-Eltern?

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Von: Felina Wellner

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Eltern wollen in den allermeisten Fällen nur das Beste für ihre Kinder. Manche neigen dabei zu einer ungesunden Überfürsorglichkeit – schon einmal etwas von Rasenmäher-Eltern gehört?

München – Von Aufgaben im Haushalt über vereinbarte Fernsehzeiten bis hin zur Organisation der Schularbeiten – die Meinungen von Eltern über die „richtige“ Erziehung gehen weit auseinander. Kinder von Tiger-Eltern bekommen erfolgsorientierte Werte mit und fühlen sich oftmals stark unter Druck gesetzt. Auch das Gegenteil hat seine Tücken: Mit übermäßiger Fürsorge produzieren Helikopter-Eltern eine „Generation lebensunfähig“, sagen Kritiker. In diese Erziehungsart reihen sich auch Rasenmäher-Eltern ein.

Hinterfragen Sie sich selbst: Gehören Sie zu den Rasenmäher-Eltern?

Nach Schätzung des Psychotherapeuten Martin Klett neigen etwa 15 bis 20 Prozent aller Eltern dazu, sich wie ein Propeller um die Bedürfnisse der eigenen Kinder kreisen – Curling-Eltern gehen noch über die Helikopter-Eltern hinaus. Und auch Rasenmäher-Eltern, auf Englisch: Lawnmower Parents, treiben die übermäßige Fürsorglichkeit auf die Spitze. Die englische Bezeichnung wurde laut galaxus.de im Jahr 2018 von einem Lehrer ins Leben gerufen, der einen Artikel über diesen Eltern-Typus auf der Plattform weareteachers.com veröffentlichte.

Charakteristika von Rasenmäher-Eltern

Typischerweise handelt es sich um intellektuelle und gebildete Eltern. Ihnen ist sehr bewusst, dass es für den beruflichen Erfolg wichtig ist, gute Leistungen in der Schule zu erbringen und einen guten Abschluss zu absolvieren. Sie möchten den eigenen Kindern dabei die bestmögliche Unterstützung bieten und sie vor schwierige Phasen durch eigenes Zutun bewahren. Mehr Mütter als Väter lassen sich diesem Typus zuordnen.

Quelle: IFLW, Galaxus, weareteachers.com

Die Charakteristika lassen kaum verwunderlich erscheinen, dass ein Lehrer diesen Eltern-Typus genauer beleuchtet hat. Auf weareteachers.com berichtet er aus eigenen Erfahrungen: Eine Mutter, die ihrem Kind eine Wasserflasche in die Schule bringt, damit es nicht das Schulwasser aus Gläsern trinken muss, sei nur eines vieler Beispiele gewesen, in denen er vom Glauben abgefallen sei. „Rasenmäher-Eltern tun alles, was nötig ist, um zu verhindern, dass ihr Kind mit Widrigkeiten, Kämpfen oder Versagen konfrontiert wird“, beschreibt er weiter. Elterntaxis, die ihre Kinder bis ins Klassenzimmer fahren wollen, Mütter, die Kindern ihre Hausaufgaben abnehmen oder bei schlechten Noten mit Lehrkräften diskutieren – wie weit das „Wegmähen von Hindernissen“ führen kann, führt das Institut für integrative Lerntherapie und Weiterbildung (IFLW) aus.

Nah dran an Helikopter-Müttern und Curling-Vätern: Das sind die Folgen der Rasenmäher-Erziehung

Das IFLW warnt: „Rasenmäher-Erziehung fördert Passivität“ – keine Eigenschaft, die Ihrem Kind zu Erfolg im Leben und Beruf verhelfen wird. Nehmen Eltern den Kindern zu viel ab, bleibt die Entwicklung von Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Zielstrebigkeit auf der Strecke, schreibt das Institut weiter.

Mutter umarmt Tochter beim Bringen zur Schule
Rasenmäher-Eltern agieren überfürsorglich – mit Folgen für die Entwicklung des Kindes. (Symbolfoto) © Imago

Kindern von Rasenmäher-Eltern entgehe die Fähigkeit, an eigenen Herausforderungen zu wachsen, mahnt der Lehrer und vermeintliche Begriffsgründer in seinem Artikel. Sie geraten bei „dem bloßen Gedanken an Versagen in Panik“. Auf den plötzlichen Druck und Psycho-Stress können ungesunde Bewältigungsstrategien wie Schuldzuweisungen und Suchterscheinungen folgen, geht aus dem Lehrer-Artikel weiterhin hervor.

Rasenmäher-Eltern aufgepasst: Das ist wirklich das Beste für Ihre Kinder

Die Intention von Rasenmäher-Eltern ist eine gute: Sie wollen ihre Kinder entlasten und ihnen ermöglichen, sich auf die Lichtseiten des Lebens zu konzentrieren. An dieser Stelle müssen sie allerdings ihr Verhalten überdenken. Denn: Es werden Zeiten kommen, in denen ihre Kinder alleine funktionieren müssen, spätestens im Arbeitsleben. Um eine plötzliche Überforderung zu verhindern, müssen Kinder auch schon vorher herausgefordert werden. Laut IFLW ist es deshalb wichtig, Kindern Freiheiten zu lassen und ihnen dabei Vertrauen sowie Geduld entgegenzubringen – auch hinzufallen gehört eben zu einer glücklichen Kindheit dazu. (Felina Wellner)

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