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Wegen Flammen-Inferno in Griechenland: Minister für Bürgerschutz tritt zurück

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Von: Markus Büttner

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Dramatische Suche nach Opfern der Waldbrände
Dramatische Suche nach Opfern der Waldbrände © AFP / VALERIE GACHE

Die außer Kontrolle geratenen Waldbrände nahe Athen haben neuen Angaben zufolge mindestens 86 Menschen das Leben gekostet.

Update, 03. August 2018

Nach den verheerenden Bränden im Raum Athen mit etwa 90 Toten ist der griechische Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, zurückgetreten. „Sein Rücktritt wurde akzeptiert“, teilte das Büro des Regierungschefs Alexis Tsipras am Freitagabend mit. Toskas, der für die Polizei, die Feuerwehr und den Zivilschutz zuständig war, erklärte, er könne angesichts der großen Opferzahl nicht weitermachen. Bei den Bränden sind auch große Teile des Ferienorts Mati im Osten Athens zerstört worden. Tausende Menschen haben ihre Häuser verloren. Die Justiz ermittelt.

Update, 27. Juli 2018

Update, 13.45 Uhr: Bei den verheerenden Bränden in Griechenland sind mindestens 86 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte am Freitag der Gerichtsmediziner Nikos Karakousis in Athen mit. „Wir haben 86 Tote“, sagte er im Staatsfernsehen (ERT). Unterdessen wird an der Identifizierung der Opfer gearbeitet. Verwandte gaben DNA-Proben im Leichenschauhaus von Athen ab. Die Polizei geht davon aus, dass die Identifizierung in den Labors mehrere Tage dauern werde. Erst dann werde auch Klarheit über die genaue Zahl der Vermissten herrschen.

Update, 26. Juli 2018

Update 21.24 Uhr: Die verheerenden Brände in der Umgebung von Athen könnten nach den Worten eines griechischen Regierungspolitikers das Werk von Brandstiftern sein. „Es gibt Indizien, die uns zu diesen Gedanken führen“, sagte der stellvertretende Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, am Donnerstagabend. Aus Aufnahmen von Satelliten ergebe sich, dass westlich von Athen binnen kürzester Zeit mehrere Brände entlang einer Straße ausgebrochen waren.

Östlich von Athen, wo mehr als 83 Menschen starben, habe sich der Brand wegen enorm starker Winde rasch ausgebreitet. „Es gibt auch hier nicht nur Indizien, sondern auch Anzeichen der Brandstiftung“, sagte Toskas. Details wollte er aber nicht nennen. Er wollte damit die Ermittlungen nicht behindern. Festnahmen von Verdächtigen habe es bislang nicht gegeben, teilte der stellvertretende Minister für Bürgerschutz weiter mit.

Auch Fehler der Feuerwehr und der Polizei schloss der Minister nicht aus. „Es wehten Winde der Stärke zehn bis elf. Sowas hatten wir noch nie gehabt“, sagte Toskas weiter. Er habe dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras seinen Rücktritt angeboten. Tsipras habe ihm gesagt, dass jetzt „die Stunde des Kampfes sei“, und seinen Rücktritt nicht angenommen.

Update 14.55 Uhr: Die Spitze der Linken in Deutschland hat der Bundesregierung eine Mitschuld an den Waldbränden im Osten Athens mit mindestens 82 Toten gegeben. „Die deutsche #Regierung trägt eine Mitschuld!“, twitterte Parteichef Bernd Riexinger am Donnerstag. Die Waldbrände seien zwar von der Hitze verursacht. „Die Einsparungen bei der Brandbekämpfung wurden aber durch u.a. deutsche Sparprogramme in #Griechenland verordnet“, schrieb Riexinger.

Kipping twitterte: „Die Feuerwehr wurde kaputt gespart durch Schäubles Spardiktat.“ Damit meint sie die Sparauflagen der internationalen Geldgeber, die im Gegenzug Kredite für das pleitebedrohte Griechenland gegeben hatten. In Deutschland war Wolfgang Schäuble (CDU) damals Finanzminister.

Lesen Sie auch: Riesiger Waldbrand bedroht Fichtenwalde bei Potsdam

Update 12.30 Uhr: Athen - Bei den verheerenden Waldbränden in Griechenland sind nach neuen Angaben mindestens 82 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte eine Sprecherin der griechischen Feuerwehr am Donnerstagmorgen mit. Allerdings gebe es bislang noch zahlreiche Vermisste. 

Die Suche nach diesen Menschen in den zerstörten Häusern im Raum der Ferienorte Mati, Rafina, Nea Makri und Neos Voutzas dauere an. „Wir werden jedes Haus durchsuchen“, sagte die Sprecherin im Fernsehen. Die Brände, die bewohnte Gebiete bedrohen könnten, seien unter Kontrolle oder vollständig gelöscht.

Unterdessen wird an der Identifizierung der Opfer gearbeitet. Verwandte geben DNA-Proben im Leichenschauhaus von Athen ab. Die Zahl der Vermissten wird auf etwa 30 geschätzt. Die Polizei geht davon aus, dass mit der Identifizierung der Leichen Klarheit über die genaue Zahl der Vermissten herrschen wird.

Unter den Toten sind auch mehrere Touristen. Nach Behördenangaben kam ein junger Ire in den Flammen ums Leben, der sich in den Flitterwochen befand. Britischen Medienberichten zufolge starb er in seinem Auto im Ferienort Mati in der Nähe von Athen. Seine Frau entkam demnach zwar den Flammen, wurde aber mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Unter den Toten sind zudem drei weitere Touristen: Eine Mutter und ihr Sohn aus Polen sowie ein Belgier, dessen Tochter überlebte.

Verheerende Waldbrände in Griechenland haben mindestens 82 Menschen das Leben gekostet. Das Foto zeigt verbrannte Autos auf einem Parkplatz im Ferienort Rafina.
Verheerende Waldbrände in Griechenland haben mindestens 82 Menschen das Leben gekostet. Das Foto zeigt verbrannte Autos auf einem Parkplatz im Ferienort Rafina. © AFP / ANGELOS TZORTZINIS

Update, 25. Juli 2018 

13.34 Uhr: „Klarheit ist hier noch lange nicht“ 

11.57 Uhr: Wegen der verheerenden Waldbrände in einigen Teilen Europas hat Deutschland den betroffenen Ländern seine Unterstützung zugesagt. „Wir stehen in diesen schweren Stunden fest an der Seite unserer europäischen Partner und Freunde“, versicherte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin. „Griechenland, Schweden und Lettland können sich unserer Unterstützung bei der Bewältigung der Brandkatastrophe gewiss sein.“ Am Vortag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits ein Kondolenztelegramm an den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras geschickt und ihm Deutschlands Solidarität zugesichert.

10.14 Uhr: Bei den verheerenden Bränden in Griechenland sind mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte eine Sprecherin der griechischen Feuerwehr am Mittwochmorgen mit. Allerdings gebe es bislang noch Dutzende Vermisste. Die Suche nach diesen Menschen dauere an, teilte die Sprecherin mit. Die meisten Brände, die bewohnte Gebiete bedrohten, seien unter Kontrolle. Lediglich auf dem Berg Gerania im Westen Athens tobt ein Brand auf dem Gipfel. Zyprische Feuerwehrleute und zwei Löschflugzeuge aus Italien sind bei den Löscharbeiten dabei. Am Nachmittag wird auch ein rumänisches Flugzeug erwartet, hieß es.

10.03 Uhr: Verheerende Waldbrände wie in Schweden und Griechenland sind nach Einschätzung des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) in Deutschland kaum möglich. Hierzulande sei die Vegetation völlig anders, dazu kämen Präventionsmaßnahmen wie Brandschneisen sowie eine im internationalen Vergleich sehr stark aufgestellte Feuerwehr, sagte Verbandspräsident Hartmut Ziebs der "Passauer Neuen Presse" vom Mittwoch.

"Nach menschlichem Ermessen sind solche dramatischen Brände wie in Schweden oder Griechenland bei uns nicht möglich", betonte er. Unter anderem würden bei der Aufforstung Brandschneisen angelegt, die eine schnelle Ausbreitung verhinderten. Mit einer Million Feuerwehrleuten sei Deutschland europaweit führend. Frankreich etwa habe nur 250.000 Kräfte. "Wir sind schnell vor Ort und bekommen solche Brände vergleichsweise schnell in den Griff", sagte Ziebs.

09.15 Uhr: In Griechenland haben Rettungskräfte am Mittwoch die Suche nach möglichen weiteren Opfern der verheerenden Waldbrände mit mindestens 74 Toten fortgesetzt. Es wurde damit gerechnet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt. Die Regierung teilte zunächst nicht mit, wie viele Menschen nach dem am Montag ausgebrochenen Flammeninferno vermisst werden.

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© AFP / VALERIE GACHE

Bei der Feuerwehr gingen nach Angaben von Sprecherin Stavroula Maliri dutzende Anrufe von Menschen ein, die ihre Angehörigen suchten. Insgesamt 187 Menschen wurden nach neuen amtlichen Angaben mit zum Teil schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. 82 von ihnen wurden dort am Dienstagabend weiterhin behandelt, unter ihnen ein Dutzend Kinder.

Hunderte Experten begannen am Mittwoch in den Unglücksorten damit, das Ausmaß der Schäden zu bewerten. Der Brand im Badeort Mati nordöstlich von Athen war am Dienstag eingedämmt, doch im westlich der Hauptstadt gelegenen Küstenort Kineta wütete ein Feuer, das zahlreiche Häuser und Autos zerstörte. Innenminister Panos Skourletis sagte am Dienstagabend, das Löschen dieses Feuers habe jetzt Vorrang. Feuerwehrleute bekämpften am Mittwoch aber auch Brandherde in anderen Gebieten.

Rettungsaktionen in Griechenland
Rettungsaktionen in Griechenland © AFP / VALERIE GACHE

07.38 Uhr: Leichtes Aufatmen in Griechenland. Nach den verheerenden Waldbränden der vergangenen zwei Tage hat sich die Lage in Griechenland leicht entspannt. Feuerwehrkräfte konnten bis zum frühen Mittwochmorgen fast alle Brände unter Kontrolle bringen. Lediglich in einer Region rund 70 Kilometer westlich von Athen gab es noch ein Feuer auf einem Berg, wie der griechische Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, im griechischen Fernsehen (ERT) mitteilte.

Im Katastrophengebiet im Osten Athens um die Hafenstadt Rafina setzten Rettungsmannschaften und freiwillige Helfer die Suche nach weiteren Opfern in den verbrannten Häusern und Wohnungen fort. Nach einer vorläufigen Bilanz der Behörden kamen mindestens 74 Menschen bei den verheerenden Bränden ums Leben. Griechische Medien berichteten am Mittwochmorgen jedoch, es seien weitere drei Leichen entdeckt worden.

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Ein Helikopter der Feuerwehr versucht, eine Feuer nahe Athen zu löschen. © AFP / ANGELOS TZORTZINIS

Update, 24.07.2018

20.17 Uhr: Im Kampf gegen die Waldbrände bei Athen sind am Dienstagabend erste Einsatzkräfte aus dem EU-Katastrophenschutz in Griechenland angekommen. Dabei handelte es sich um 64 Helfer aus Zypern, wie ein Sprecher der EU-Kommission sagte. Weitere Länder sicherten Hilfe zu, darunter Spanien, Bulgarien, Italien, Kroatien und Portugal. Sie werden - falls nötig - Löschflugzeuge, Einsatzkräfte, Ärzte oder Fahrzeuge senden.

Griechenland hatte die anderen EU-Mitgliedsstaaten bereits am Montagabend um Hilfe gebeten. Wird ein EU-Land von einer Katastrophe getroffen, kann es eine solche Unterstützung nach dem EU-Katastrophenschutzverfahren erbitten.

Auch Schweden bekommt derzeit wegen der dortigen Waldbrände Hilfe aus anderen EU-Ländern, unter anderem aus Deutschland. Die Hilfeleistungen werden teilweise von der EU und teilweise von den Ländern finanziert.

Update, 24.07.2018, 17.00 Uhr

Bei den verheerenden Bränden in Griechenland sind mindestens 74 Menschen getötet worden. Dies teilte eine Sprecherin der griechischen Feuerwehr am Dienstagnachmittag mit. Zuvor hatte die Regierung von 50 Toten gesprochen. Zudem seien 164 Erwachsene und 23 Kinder verletzt worden. Alle Kinder seien außer Lebensgefahr, sagte die Sprecherin. Allerdings gebe es noch eine bislang unbekannte Zahl vom Vermissten. Die Feuerwehr rief alle Bürger auf, sich bei den Behörden zu melden, sofern Bekannte oder Verwandte vermisst werden. Die meisten Brände, die bewohnte Gebiete bedrohten, seien unter Kontrolle.

Griechenland in Schockstarre

Mindestens 50 Menschen sind bei schweren Bränden in der Nähe von Athen ums Leben gekommen. Rettungskräfte fürchten, in den unzähligen abgebrannten Häusern noch weitere Leichen zu finden. Ministerpräsident Alexis Tsipras rief am Dienstagmittag eine dreitägige Staatstrauer aus und versprach, das „Was“ und „Warum“ der Katastrophe aufzuklären. Viele ausländische Staaten boten Hilfe an.

Unter den Todesopfern sollen viele Kinder sein, berichtete das Staatsfernsehen ERT. Die Zahl der Verletzten gab eine Sprecherin der Feuerwehr am Dienstag mit 156 Menschen an, elf von ihnen sollen in Lebensgefahr schweben. „Es ist eine nationale Tragödie“, sagte Innenminister Panos Skourletis. Das griechische Wirtschaftsministerium sagte den betroffenen Regionen 20 Millionen Euro Soforthilfe zu.

Ministerpräsident Tsipras: „Retten, was zu retten ist“

Ministerpräsident Alexis Tsipras wandte sich am Dienstagmittag über das Fernsehen an die Bevölkerung. Es gehe jetzt darum, noch zu retten, was zu retten sei, und zusammenzustehen, sagte er und kündigte eine dreitägige Staatstrauer an. Tsipras bedankte sich bei den Feuerwehrleuten, den Rettungssanitätern und anderen Helfern und sagte an die Überlebenden gewandt: „Keiner soll ohne Hilfe bleiben - und nichts bleibt ohne Antworten.“

Die Frage der Verantwortlichkeit wird in griechischen Medien bereits heiß diskutiert, unter anderem die Frage, warum die Orte nicht rechtzeitig evakuiert wurden und wie es um Hilfsmittel wie Löschflugzeuge stehe. Tsipras erteilte der Diskussion jedoch vorläufig eine Absage. Jetzt trauere Griechenland, das „Was“ und das „Warum“ würden im Anschluss geklärt.

Solidaritätsbekunden der EU

Aus dem Ausland gab es zahlreiche Solidaritätsbekunden und Hilfsangebote. Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte Tsipras die Solidarität Deutschlands per Kondolenztelegram zu. „Sie können sich unserer Unterstützungsbereitschaft bei der Bewältigung der Brandkatastrophe sicher sein.“ 

Hilfe sei unterwegs von vielen EU-Ländern, twitterte EU-Ratspräsident Donald Tusk, Europa werde in diesen schwierigen Zeiten an der Seite seiner griechischen Freunde stehen.

Auch Papst Franziskus sprach den Betroffenen seine Anteilnahme aus: Er sei „zutiefst betrübt“ angesichts der Brände in Griechenland, teilte der Vatikan mit. Das katholische Kirchenoberhaupt ermutigte die Helfer, ihre Rettungsbemühungen fortzusetzen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Russlands Präsident Wladimir Putin sollen ebenfalls Unterstützung angeboten haben, berichtete die halbstaatliche griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA.

In der Region der Hafenstadt Rafina waren die Menschen in der Nacht zum Dienstag von den Flammen ins Meer getrieben worden - gut 700 Menschen wurden dort von Fischern, privaten Booten und der Küstenwache aus dem Wasser gerettet und in den Hafen von Rafina gebracht, berichtete der Bürgermeister der Stadt. Etliche Menschen harrten noch am Dienstagmorgen auf steilen Küstenabschnitten aus. Luftaufnahmen zeigen, dass ganze Stadtviertel der Ferienorte Rafina, Mati und Nea Makri in Schutt und Asche liegen.

Die Region um die Stadt ist dicht bewaldet, zwischen den Pinien verstreut stehen Tausende Ferienhäuser und Wohnungen. Die Athener verbringen hier ihren Sommerurlaub. Als die Flammen kamen, brach Panik aus. Die Straßen seien von flüchtenden Menschen in Autos verstopft worden, es habe keinen Ausweg gegeben und keine Luft zum Atmen, berichteten Augenzeugen.

Die gewaltigen Rauchwolken, die bis nach Athen zogen und dort am Dienstag den Himmel verdunkelten, erschwerten zusätzlich zum starken Wind die Arbeit der Hubschrauber und Löschflugzeuge. Im Laufe des Tages konnten die Feuer jedoch weitgehend unter Kontrolle gebracht werden; am Dienstagabend dann sollte es in der Region regnen.

dpa

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