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Ärzte entfernen Haarknäuel aus Magen von Mädchen (11) – Das steckt hinter dem Rapunzel-Syndrom

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Von: Helena Gries

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Ein 11-jähriges Mädchen klagt über Bauchschmerzen. Was die Ärzte bei einer Operation finden, ist erstaunlich. Das Mädchen hat zwanghaft ihre Haare gegessen.

Kassel/Opava – Ein 11-jähriges Mädchen in Tschechien klagt über starke Bauchschmerzen. Die Ärzte im Krankenhaus machen daraufhin eine interessante Entdeckung und retten dem Kind somit das Leben.

Bei einer Operation entfernen sie einen verfilzten Haarklumpen von der Größe eines Bierkrugs aus dem Magen des Mädchens. Wie die Klinik in Opava berichtete, leidet die 11-Jährige am sogenannten Rapunzel-Syndrom, einer seltenen psychischen Störung, bei der Betroffene zwanghaft ihre Haare ausreißen und essen und somit ihre Gesundheit gefährden.

Mädchen isst ihre eigenen Haare: Rapunzel-Syndrom ist seltene psychische Störung

Über das Rapunzel-Syndrom, welches nach dem Märchen der Brüder Grimm benannt wurde, ist im Jahr 1968 erstmals berichtet worden. Weltweit seien nur einige Dutzend Fälle dokumentiert. Die Krankheit äußert sich dadurch, dass eine Person ihre eigenen Haare isst (Trichophagie).

Rapunzel-Syndrom
AnzeichenPerson isst (eigene) Haare, diese sammeln sich im Magen an
Erstbeschreibung1968
Therapieoperative Entfernung des Haarknäuels

Laut Ärzteblatt zählen Erbrechen, Appetit- und Gewichtsverlust sowie Blähungen zu häufigen Symptomen. Das Rapunzel-Syndrom geht nicht selten mit Depressionen, Bulimie, Persönlichkeitsstörung oder Schizophrenie einher. Nach Angaben des leitenden Chirurgen der Klinik in Opava, Matus Peteja, betreffe es vor allem junge Mädchen und Frauen unter 20 Jahren.

Der Name des Syndroms kommt vermutlich daher, dass das Haarknäuel im Magen des Betroffenen dem Haar von Rapunzel ähnlich sieht, welches normalerweise die Form eines Zopfes. Es spiele keine Rolle, welche Haarfarbe die betroffene Person hat. Das Haarknäuel sei immer schwarz und könne zudem unverdaute Lebensmittel beinhalten. „Die Haarmassen können bis zu 3 Kilogramm ausmachen“, schreibt der Schweizer Arzt Richard Altorfer in der aktuellen Ausgabe der Schweizer Fachzeitschrift Ars Medici.

Blick in einen OP-Saal während einer Operation.
Bei einer Operation haben Ärzte einen verfilzten Haarklumpen aus dem Magen eines 11-jährigen Mädchens entfernt. (Symbolbild) © Marcus Brandt/dpa

11-Jährige leidet an Rapunzel-Syndrom: Ärzte retten Mädchen das Leben

Das zylinderförmige Haarknäuel im Magen des Mädchens war nach Angaben der Ärzte 20 Zentimeter lang und hatte einen Durchmesser von acht Zentimetern. Haare sind unverdaulich und sammeln sich nach und nach im Magen an. Hätten die Ärzte nicht eingegriffen, hätte die 11-Jährige zunehmend Schmerzen bekommen und an Gewicht verloren, sagte Peteja. „Im Extremfall hätte die Magenwand beschädigt oder sogar perforiert werden können.“ Die junge Patientin habe die Operation gut überstanden, sie werde nun psychiatrisch und psychologisch behandelt. (hg/afp)

Auch ein 16 Monate alter Junge aus den USA leidet unter einem seltenen Syndrom. Erst nach mehreren Arzt-Besuchen steht eine Diagnose. Ein Psychologe warnt vor einer Generation unglücklicher Kinder. In seinem Buch „Generation lebensunfähig“ erklärt Psychologe und Philosoph Rüdiger Maas, inwiefern der aktuelle Zeitgeist Kindern schadet.

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