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Die Vorstufe zum Burnout oder längst Alltag? Das steckt hinter dem Burn-On-Syndrom

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Von: Michelle Mantey

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Erschöpft arbeiten sie immer weiter und gehen an ihre Grenzen. Burn-on-Betroffene leiden oft Jahre unter dem Dauerstress mit gesundheitlichen Folgen.

Frankfurt – Berufstätige, die sich ausgebrannt fühlen, leiden häufig unter einem Burnout. Sie fühlen sich erschöpft und antriebslos und können meist ihre Arbeit nicht mehr ausführen. Doch was ist mit den Personen, die trotz Erschöpfung immer weiter arbeiten? Der Psychotherapeut Timo Schiele hat nun gemeinsam mit dem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Prof. Bert te Wildt in ihrem Buch „Burn On: Immer kurz vorm Burn Out“ den Begriff des Burn-ons definiert. Es bezeichnet eine Vorstufe des Burnout-Syndroms, die für Betroffene gefährlich werden kann.

Bereits 1970 entstand der Begriff Burnout durch den Psychotherapeuten Herbert Freudenberger. Erkrankte Personen sind oft in ihrem Berufsalltag überlastet und überfordert. Sie fühlen sich zunehmend erschöpft und schließlich „ausgebrannt“. So entwickeln sie mit der Zeit eine innere Ablehnung gegen die Arbeit und können diese nicht mehr ausführen. Auch die Umstellung auf Homeoffice birgt eine Gefahr an Burn-out zu erkranken, da Pausenzeiten häufig nicht eingehalten werden. Aber nicht nur die Arbeit, auch andere überfordernde Lebensumstände können laut gesundheitsinformationen.de zu einem Burnout führen.

Eine Frau sitzt auf der Couch und weint
Beim Burn-on-Syndrom werden anders als beim Burn-out-Syndrom erste Anzeichen übersehen, da Betroffene im Alltag weiterhin funktionieren. (Symbolbild) © Westend61/IMAGO

So unterscheidet sich Burnout vom Burn-on-Syndrom

Eine langanhaltende Burn-on-Phase stellt eine Vorstufe des Burnouts dar, ohne dass die Betroffenen zwingen an Burnout erkranken. In beiden Fällen leiden die Patenten unter permanent Stress- und Erschöpfungszuständen. Doch im Fall dies Burn-on-Syndroms brennen die Menschen nicht aus, sondern einfach weiter. Diese Merkmale sind daher charakteristisch:

Burn-on-SyndromBurnout-Syndrom
Kopfschmerzen, Verspannungen, Funktionieren auf der ArbeitKraft- und Antriebslosigkeit, verringerte Leistungsfähigkeit
Geringe Abgrenzung zur ArbeitAbneigung gegen die Arbeit
Quelle: Barmer

Laut gesundheitsinformationen.de wird in Fachkreisen noch immer darüber diskutiert, wie genau ein Burnout festgestellt werden und durch welche Symptome es definiert werden kann. Das macht die Einordnung des Krankheitsbildes für Psychotherapeut:innen und Psychiater sehr schwierig, da ein Burnout nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt ist. Es soll sich vielmehr um einen Faktor handeln, der die Gesundheit negativ beeinflusst und in einigen Fällen mit anderen psychosomatischen Erkrankungen, wie Angsterkrankungen oder Depressionen einhergeht.

So wirkt sich das Burn-On-Syndrom auf die Psyche aus

Doch Bert te Wildt definiert das Burn-on als ein Erschöpfungszustand und eine Depressivität, die hinter einem Lächeln versteckt wird. Häufig befinden sich die Betroffen kurz vor einem Zusammenbruch, doch anders als Burnout-Patienten, die sich krankschreiben lassen, machen sie einfach weiter. Das führt zu einem langjährigen Leidensdruck, der auch das Privatleben beeinflussen kann. So können laut Barmer Beziehungen, Freundschaften oder das Ausüben von Hobbys durch den Stress vernachlässigt werden. Betroffene leiden häufig an folgenden psychosomatischen Symptomen:

So kann das Burn-On-Syndroms behandelt werden

Ein Ansatz, um dem Dauerstress entgegenzuwirken, ist die 4-Tage-Woche, die gerade viel in den Medien diskutiert wird. Doch oft liegt die Ursache an der inneren Einstellung zur Arbeit. Häufig geht es laut der Barmer Krankenkasse um das Gefühl des Erfolgs, Anerkennung und den Druck der heutigen Arbeitswelt gerecht zu werden. Daher kann das sogenannte Hamsterrad nur durch eine langfristige Änderung der Arbeitseinstellung gestoppt werden. Häufig werden die Anzeichen auf ein Burn-on übersehen, doch eine Psychotherapie kann helfen Muster zu erkennen und diese zu ändern.

Andernfalls kann der Dauerstress auch schwere körperliche Folgen haben. Nach dem Bundesministerium für Gesundheit ist der Körper durch Stress in ständiger Alarmbereitschaft und dies kann zu Bluthochdruck, Magen-Darm-Beschwerden und einem geschwächten Immunsystem führen. Auch Atemnot, Kopfschmerzen, Zähneknirschen und Hautprobleme können die Folge sein. Daher sollten Betroffene auch in der Burn-on-Phase auf erste Anzeichen reagieren.

Hinweis der Redaktion

Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.

Richtiges Entspannen muss erst wieder erlernt werden, sowie die Abgrenzung zur Arbeit. „Man muss sich fragen: Was bin ich bereit zu geben, zu leisten und was übersteigt ganz klar meine Grenzen und das dann auch zu markieren“, sagt Bert te Wildt und rät dazu, dies in einer Psychotherapie zu erarbeiten. Zudem fördern viele Krankenkassen Präventionsprogramme zur Stressbewertung durch Entspannungstechniken. (mima)

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