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Fruchtbarkeit von Männern: Expertin erklärt, ob Sauna oder Radfahren wirklich schädlich ist

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Von: Christoph Gschoßmann

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Was ist wirklich schädlich für die Fruchtbarkeit von Männern? Eine Andrologin räumt mit Vorurteilen auf und gibt Tipps.

München – Radfahren? Sauna? Handy immer in der Hosentasche? Mythen um vermeintlich Fruchtbarkeit-schädliche Praktiken bei Männern gibt es viele. Doch welche alltäglichen Dinge, wirken sich tatsächlich auf die Fähigkeit von Männern aus, Kinder zu zeugen? Die Andrologin Dr. Andrea Salzbrunn räumt im Focus.de -Interview mit diesen Theorien auf.

„Wir haben bislang keine Studienlage, die das klar belegen würde. Zur Handy- oder Laptop-Strahlung gibt es mittlerweile einige Studien, die dafür und einige, die dagegen sprechen. Wie immer wird die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen. Doch auch ohne gesicherte Studienlage würde ich den Laptop jetzt nicht zwingend auf den Schoß stellen oder das Handy ständig mit sämtlichen offenen Apps in der Hosentasche herumtragen“, sagt Salzbrunn.

Sauna und Radfahren – schädlich für die Fruchtbarkeit von Männern?

Für die Sauna sei „ein kurzes, starkes Schwitzen mit anschließender Abkühlung vollkommen fein.“ Sie verweist auf die Finnen, die die beste Fruchtbarkeit in Europa besitzen würden. Die Expertin stellt klar: „Was schädlich – und hierzulande leider häufig gemacht wird – ist, lange in der Sauna auf der untersten Bank vor sich hin schwitzen, dann in den Bademantel mümmeln und ein Nickerchen halten. Das würde ich eher lassen.“

Und zum Radfahren sagt die Andrologin: „Wenn Sie vom Sattel steigen und sich nicht mehr bewegen können, ist der Sattel verkehrt, aber nicht das Radfahren.“ Ihre Meinung: „Ich finde, ein gesunder Hoden muss das normale Leben abkönnen!“

Und was kann man tun, um generell die Fruchtbarkeit zu steigern? „Es gibt keine Zauberpille für bessere Fruchtbarkeit – auch wenn sich das viele Männer wünschen“, so die Medizinerin. Und weiter: „Ich sage dann immer, ich kann die Sünden von 40 Jahren Leben nicht wettmachen. Rauchen, Saufen, Kiffen, Futtern aus Plastikschüsseln und wenig Bewegung – all das ist sehr schädlich. Der Körper funktioniert als Ganzes, der Fokus auf nur ein Organ – wie den Hoden – reicht da oft nicht aus.“ (Lesen Sie hier, welchen Einfluss Corona auf die Samenqualität haben könnte.)

Fruchtbarkeit steigern: Ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, wenig Alkohol

Sie startet mit ihren Patienten mit einem Fragebogen. „Wie ernähren sie sich, wie viel Sport machen sie.“ Ihre Empfehlung sei immer ein „‚Leben wie die Urgroßmutter‘ mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und wenig Alkohol.“

Nicht immer jedoch sei nur der Lebenswandel ausschlaggebend für die Fruchtbarkeit von Männern. Salzbrunn sagt, Männer schleppen einen „angeborenen Rucksack“ mit. Dazu zählen mögliche epigenetische Veränderungen durch die Eltern. Ein Beispiel: Wenn Eltern während der Schwangerschaft rauchen, werde die Spermienmenge des Sohnes halbiert. Generell gelte, dass die meisten Menschen ein „anfälliges Organ“ hätten, zum Beispiel zu Kopf- oder Magenschmerzen neigen. „Dasselbe gilt für Hoden (mit Spermienqualität) – auch die können von Natur aus anfälliger für Erkrankungen oder degenerative Veränderungen sein.“

Für ungewollt kinderlose Paare empfiehlt die Medizinerin: Klappt es nach eineinhalb Jahren nicht mit dem Kinderwunsch, sollte das Paar gemeinsam zum Arzt. „Dann sollten Mann und Frau gleichzeitig zur Untersuchung. Denn als Faustregel gilt: Es liegt zu einem Drittel am Mann, zu einem Drittel an der Frau und zu einem Drittel an beiden gleichzeitig.“

Hinweis der Redaktion

Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.

Sinkt die Fruchtbarkeit in der Bevölkerung? Ärztin äußert sich

Und was passiert dann? „Wir machen ein Basis-Spermiogramm, das Menge, Bewegtheit und äußere Form der Spermien untersucht und bei Bedarf eine DNA-Fragmentationsanalyse, die untersucht, ob der Erbgutstrang in der DNA gut gepackt ist und ob es mögliche Brüche in der DNA gibt.“ Die stünden nämlich mit einer erhöhten Quote von Fehlgeburten in Verbindung. Bei Problemen könnten dann reproduktionsmedizinische Techniken in Betracht gezogen werden. „Da ist die Fertilitätsmedizin schon sehr weit!“

Ob generell die Fruchtbarkeit in der Bevölkerung sinke, könne man nicht sagen. „Das Problem ist, dass wir keine verlässlichen Daten haben, gerade in Deutschland“, so Salzmann. „Ein Einbruch der Fruchtbarkeit lässt sich so gar nicht klar belegen. Auch gibt es gar keine Grenzwerte für eine ‚normale Fruchtbarkeit‘.“

Apropos Gesundheit und Männer: Viele Nahrungsergänzungsmittel richten sich gezielt an Männer, können aber auch Krebs erzeugen. 17 Produkte wurden untersucht, das Ergebnis überrascht. (cgsc)

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