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Neue Untersuchungen: So gefährlich sind E-Zigaretten wirklich

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E-Zigaretten gelten als die gesündere Alternative zu Tabakrauch, doch neuere Daten weisen darauf hin, dass die Gesundheit von „Vapern“ auf andere Art leidet.

Hannover – In Deutschland raucht laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schnitt jeder vierte Mensch über 15 Jahren. Jeder achte Todesfall ist auf das Rauchen zurückzuführen. E-Zigaretten scheinen auf den ersten Blick zwar eine gesündere Alternative zu sein. Neuere Studienergebnisse weisen allerdings darauf hin, dass Raucher von E-Zigaretten – auch „Vaper“ genannt – andere gesundheitliche Probleme haben.

Rauchen von E-Zigaretten im Trend – „Vaper“ verursachen vor allem Gesundheitsschäden im Mundraum

Bei Zigarren und Zigarillos gab es laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 8,9 Prozent. Besonders bei jüngeren Menschen geht der Trend hin zur E-Zigarette. Influencer werben dafür in sozialen Netzwerken und Geschmacksrichtungen wie „Cheesecake“ oder „Wassermelone“ vermitteln einen harmlosen Eindruck. „Vermutlich ist die Schadstoffbelastung durch den Konsum der Produkte geringer als beim Rauchen von Zigaretten“, heißt es in einem Bericht des Gesundheitsministeriums. „Dennoch sind Tabakerhitzer keine harmlosen Produkte“, betont die Behörde.

Public Health England, eine Behörde des britischen Gesundheitsministeriums, geht in einer viel zitierten Studie davon aus, dass E-Zigaretten um 95 Prozent sicherer seien als herkömmliches Rauchen. Die Schlussfolgerung basierte auf der geringeren Schadstoffmenge im Aerosol der E-Zigaretten – was den Forschenden auch Kritik einbrachte. Man könne nicht einfach von weniger Giftstoffen direkt auf weniger Schaden schließen, hieß es von Kritikern.

Das Rauchen von E-Zigaretten birgt gesundheitliche Risiken, es kann zum Beispiel Entzündungen verursachen und die Aktivität der Gene verändern. Aus einer Untersuchung der Zahnmedizinischen Fakultät der New York University geht außerdem hervor, dass der Mundraum von „Vapern“ mit anderen Bakterien besiedelt ist, als der von Nichtrauchern oder Tabakrauchern. Die Häufigkeit von Porphyromonas und Veillonella-Bakterien war bei Dampfern höher. „Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass Nutzer von E-Zigaretten anfälliger für Infektionen sind“, so die Forscher.

Gesundheitsschäden durch E-Zigaretten: Das sind die Gefahren des Dampfens

Rauchen ist erwiesenermaßen schädlich für die Mundgesundheit. Doch auch das „Dampfen“ von E-Zigaretten kann die körpereigene Mundflora verändern, wie eine Metastudie der von Forschenden der Emory Universität belegt. Die möglichen Folgen: schwere Formen von Karies, Zahnfleischerkrankungen und Parodontitis. Einer Studie von Forschern der Tufts University School of Dental Medicine zufolge, liegt das Risiko an schwerem Karies zu erkranken bei „Vapern“ bei 79 Prozent, bei Nichtrauchern bei 60 Prozent – ein statistisch signifikanter Unterschied.

In vielen E-Zigaretten ist Nikotin enthalten, dazu kommen Aromen, deren Wirkung noch nicht vollständig untersucht ist. Auch toxische Stoffe – etwa Cadmium – sowie Metalle wie Chrom oder Blei finden sich im Dampf, teilweise sogar noch mehr als bei Tabak-Zigaretten. Langfristig könnte „Vapen“ auch Mundkrebs fördern, so die Vermutung von Wissenschaftlern, doch Langzeitdaten dazu fehlen.

Die beim Rauchen von E-Zigaretten eingeatmeten Aerosole haben laut einer Studie von Wissenschaftlern des Volpe-Forschungszentrums, einer Stiftung der US-amerikanischen Zahnärztekammer, „ähnliche physikalisch-chemische Eigenschaften wie zuckerhaltige, gelatineartige Süßigkeiten und saure Getränke“. Bei Rauchern von E-Zigaretten mit Aroma stellten die Forscher fest, dass der Zahnschmelz im Vergleich zu Verdampfern ohne Aroma deutlich weicher war.

„Das Rauchen von E-Zigaretten kann ein ähnliches Potenzial wie das Rauchen von Zigaretten haben, da es die bakterielle Zusammensetzung des Speichels im Laufe der Zeit verändert, was zu einer Zunahme der relativen Häufigkeit von mit Parodontitis assoziierten Krankheitserregern wie Porphyromonas gingivalis und Fusobacterium nucleatum führt“, hieß es in einer weiteren Studie der Zahnmedizinischen Fakultät der New York University.

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E-Zigaretten haben den Ruf, gesünder als herkömmliche Zigaretten zu sein. Doch stimmt das? © Koen van Weel/ANP/Imago

Langzeitstudien zu gesundheitlichen Folgen durch E-Zigaretten stehen noch aus

Klar ist, dass Nikotin auch bei E-Zigaretten eine Schlüsselrolle bei der gesundheitlichen Belastung spielt. Das süchtig machende Nervengift verengt die Blutgefäße und schränkt so die Durchblutung ein, auch im Zahnfleisch und der Mundschleimhaut. Im schlimmsten Fall können sich Zähne lockern oder sogar ausfallen. „Je mehr geraucht wird, umso größer ist die Gefahr, dass sich die Zähne lockern“, heißt es vonseiten der Bundesärztekammer. Gründliches Zähneputzen, die Verwendung von Zahnseide sowie regelmäßige Zahnarztbesuche werden empfohlen, um Langzeitschäden vorzubeugen. Zahnärzte können auch erste Anzeichen von Mundkrebs frühzeitig erkennen, wie etwa die Initiative proDente der Dentalindustrie betont. Das wirksamste Mittel gegen Folgeschäden ist allerdings ein Rauchstopp – egal ob Tabak oder E-Zigarette. Die guten Nachrichten: Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören, wie eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrum belegt.

Die Gesundheitsrisiken der E-Zigarette lassen sich derzeit noch nicht in vollem Umfang abschätzen. Das Deutsche Ärzteblatt weist darauf hin, dass sowohl Öffentlichkeit als auch die Politik beim Thema E-Zigaretten schnelle Antworten auf offene Fragen fordern, methodisch stichhaltige Studien allerdings oft lange dauern. Entsprechend steige der Druck auf Forschende, Untersuchungen möglichst schnell zu veröffentlichen, worunter teilweise die Sorgfalt leiden könne.

Die Untersuchungen werden auch dadurch erschwert, dass viele vorherige Raucher auf E-Zigaretten umsteigen – etwa 90 Prozent der jetzigen „Vaper“ haben zuvor Tabak-Zigaretten geraucht. Entsprechend können langfristige Schäden nicht eindeutig zugeordnet werden und das letzte Urteil zu den gesundheitlichen Folgen des Rauchens von E-Zigaretten ist wohl noch nicht gesprochen.

Verdampfer oft achtlos in Hausmüll geworfen: Negative Folgen von Einweg-E-Zigaretten für die Umwelt

Die E-Zigarette wirkt aber nicht nur negativ auf die Gesundheit, sondern auch auf die Umwelt. Der Bundesrat will deshalb ein Verbot der Einweg-Version der elektronischen Zigarette durchsetzen. Die Produkte könnten „bauartbedingt weder erneut mit Liquid befüllt noch kann die Batterie ausgetauscht werden, weswegen sie im Hinblick auf die Ziele der Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung wie auch andere kurzlebige Kleingeräte auf Batteriebasis sehr kritisch zu bewerten sind“, heißt es in der Entschließung der Länderkammer von Anfang März.

Einweg-E-Zigaretten würden „vielfach nach dem Konsum über den Hausmüll entsorgt“, hieß es weiter. „Bei einer nicht fachgerechten Entsorgung über den Hausmüll besteht neben dem Rohstoffverlust auch die Gefahr von Bränden durch die häufig enthaltenen Lithiumionen-Batterien.“

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