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10.000-Schritte am Tag: Was ist dran an der Regel?

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Von: Carina Ottillinger

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Seit Jahrzehnten hält sich der Gesundheitsmythos der 10.000 Schritte am Tag. Das Bewegungsziel basiert auf einer Werbung aus den 1960ern. Der Werbeslogan hält sich bis heute.

Boston – Fast jeder trägt sein Handy immer bei sich. Bei jedem Schritt zählt der Sensor mit. Nach einer Stunde Sitzen erinnern Smartphone und Fitness daran, doch mal wieder eine Runde um den Block zu gehen. Als optimales Bewegungsziel sind bei Smartphone und Fitnessuhr meist 10.000 Schritte voreingestellt. Ein Gesundheitsmythos, der sich seit Jahren hartnäckig hält.

Denn diese Zahlengrenze basiert nicht auf medizinischer Forschung, sondern laut ARD alpha auf einer über halben Jahrhundert alten Werbung. Die japanische Firma Yamasa brachte 1964 den ersten Schrittzähler namens „Manpo-kei“ auf den Markt – übersetzt heißt das der 10.000-Schrittzähler. Der Hersteller behauptete, diese Anzahl entspreche dem optimalen Bewegungsziel und wirke sich somit positiv auf die Gesundheit aus.

Die 10.000-Schritte-Regel einer Werbung schafft es bis in die WHO

Innerhalb eines halben Jahrhunderts verfestigte sich dieser Mythos in den Köpfen der Menschen. Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte diese willkürliche Grenze laut ARD alpha bis 2020 in ihre Fitnessempfehlungen übernommen. Niemand erinnerte sich offenbar mehr daran, woher diese Schrittanzahl ursprünglich kam.

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Forscher widerlegen den über 50 Jahre alten 10.000-Schritte-Mythos. © Imago/ PheelingsMedia

Unumstritten bleibt, dass Sport gesund ist. Es gibt zum Beispiel Sportarten, die besonders effektiv beim Abnehmen helfen. Darüber hinaus soll das Training bestimmter Muskelgruppen sogar helfen, das Demenzrisiko zu verringern. Die Forscher zweifelten jedoch immer mehr an der Angabe der 10.000 Schritte. In den letzten Jahren zweifelten immer mehr Wissenschaftler an der Zahl. Mehrere Forscherteams begannen, diesem Mythos auf den Grund zu gehen. So kam eine Studie der Harvard University aus dem Jahr 2019 zu einem überraschendem Ergebnis: Etwa 7.500 Schritte am Tag reichen aus, um die Lebenserwartung zu steigern.

7.500 Schritte am Tag reichen laut einer Harvard-Studie aus

Die Studie verglich die tägliche Schrittzahl mit dem Sterberisiko. Es nahmen 16.000 ältere Frauen aus den USA daran teil. Frauen mit mindestens 4.400 Schritten am Tag hatten ein geringeres Sterberisiko als weniger aktive Teilnehmerinnen mit nur 2.700 Schritten. Der Gesundheitsgewinn steigerte sich bis zu einem Grenzwert von 7.500 Schritten pro Tag. Jeder Schritt darüber hinaus machte keinen Unterschied bei der Lebenserwartung.

In einer anderen Untersuchung aus dem Jahr 2011 wurden 10.000 Schritte hingegen als zu wenig eingestuft und auf mindestens 15.000 Schritte plädiert. Daran ist leicht zu erkennen, wie uneinig sich die Wissenschaftler über die optimale Schrittzahl sind. (ot)

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