1. Startseite
  2. Welt

Strafen bis 50.000 Euro drohen: Deutsche Stadt verhängt Hausarrest für Katzen

Erstellt:

Von: Romina Kunze

Kommentare

In einer Stadt in Baden-Württemberg macht ein mehrmonatiges Ausgehverbot für Katzen Schlagzeilen. Wer sein Tier dennoch nach draußen lässt, riskiert saftige Strafen.

Walldorf – Wollen sich Kinder und Jugendliche partout nicht an die Hausregeln halten, sprechen Eltern schon gerne einmal einen Hausarrest für den Nachwuchs aus. In einer Stadt in Baden-Württemberg wird ein solches Ausgangsverbot großflächig verhängt – nicht etwa für eine Gruppe ungezogener Teenager, sondern für Katzen.

Was zunächst absurd klingt und als verfrühter Aprilscherz anmutet, ist bei näherer Betrachtung alles andere als lustig. Gilt der Hausarrest für Heranwachsende als Höchststrafe für schlechtes Benehmen, haben die Miezen per se nichts weiter angestellt, außer einen natürlichen Jagdtrieb zu haben. Die Ausgangssperre der Vierbeiner soll deren Instinkten ein Schnippchen schlagen, um so letztlich die Natur vor ihnen zu schützen.

Hausarrest für Katzen: Allgemeinverfügung gegen vogelwilde Freigänger

Hintergrund der Maßnahme gegen die Katzen ist die vom Aussterben bedrohte Haubenlerche, wie unter anderem die Deutsche-Presse-Agentur (dpa) berichtet. Seit Jahren geht deren Bestand drastisch zurück: von gezählten 670 Brutrevieren Ende der 80er Jahre auf 74 im Jahr 2022. Der südliche Teil der Stadt Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis zählt zu den wenigen Brutgebieten der seltenen Vogelart. Um vor allem die Jungtiere der Lerchen, die anders als andere Vogelarten nicht im Baum, sondern am Boden brüten, vor Fressfeinden zu schützen, erließ die örtliche Naturschutzbehörde eine Allgemeinverfügung gegen Freigänger-Katzen.

Eine Katze sitzt von innen an einem Fenster.
Stubenarrest für den Stubentiger: Im baden-württembergischen Walldorf haben Katzen mehrere Monate Ausgangssperre. (Symbolfoto) © Jaana Dielenberg/dpa

Demnach dürfen die Walldorfer Katzen von April bis August nicht mehr ins Freie. Ausnahmen: die Samtpfote trägt einen GPS-Tracker oder wird an der Leine geführt. Wird die Katze trotz Verbot mehrfach bei Streifzügen durch die Nachbarschaft gesichtet, drohen dem Besitzer oder der Besitzerin empfindliche Strafen von 500 Euro. Reißt die Katze gar einen der bedrohten Vögel, kann das Bußgeld um zwei Nullen wachsen.

Missachtung von Hausarrest für Katzen kann Strafen bis 50.000 nachsichziehen

Bereits 2022 galt die Ausgangssperre für die Miezen in Walldorf. Der „Katzen-Lockdown“ sorgte damals bundesweit für Aufsehen in den Medien und für Diskussionen um Tierschutz. Ein Bußgeld von 50.000 Euro wurde zwar laut dpa bislang noch nicht verhängt, doch sorgte die Ausgangssperre für Unmut; nicht nur unter Katzenbesitzerinnen und Katzenbesitzern in der Region.

„Das Ausgangsverbot für Katzen ist völliger Irrsinn“, kritisierte Baden-Württembergs Landtagsabgeordnete Klaus Hoher die Maßnahme laut dpa. Für Freigänger-Katzen führe es zu „massiven Stress und unermesslichen Leid“, wenn sie von heute auf morgen komplett eingesperrt würden, so der FDP-Politiker. Sein Partei-Kollege und Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler sagte, die Verfügung sei „sehr realitätsfern und nicht lebensnah“.

Hausarrest für Katzen: Artenschutz versus Tierschutz?

Für den Deutschen Tierschutzbund sei der Hausarrest für Katzen nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch tierschutzwidrig. In einem Statement warnt er außerdem davor, Hauskatzen als Hauptschuldige für das Vogelsterben abzustempeln: „Indem die Bedürfnisse verschiedener Tierarten in Konkurrenz zueinander gestellt werden, duckt man sich auch vor der Verantwortung, die der Mensch für den Schutz aller Tiere trägt.“

Für Landrat Stefan Dallinger sei die Ausgangssperre zwar keine beliebte, aber eine effektive Maßnahme. 2022 seien dadurch acht junge Haubenlerchen aus dem Brutgebiet hervorgegangen. Noch bis 2025 soll die Allgemeinverfügung gelten und die Katzen von Walldorf-Süd temporär zu Stubentigern verdonnern. Vielleicht kann der eine oder andere seiner Mieze einen Tapetenwechsel ja im Büro geben, wobei Haustiere da auch nicht immer ein gern gesehener Gast sind. (Romina Kunze)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion