1. Startseite
  2. Welt

Heuschnupfen-Saison: Engpässe bei Medikamenten – Apothekerverband warnt vor Folgen

Erstellt:

Von: Michelle Brey

Kommentare

Die Pollen in Deutschland fliegen und lösen bei vielen Heuschnupfen aus. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte werden Medikamente knapp.

Kassel – Erkältung oder Pollenallergie? Diese Frage dürften sich aktuell wohl nicht wenige Menschen stellen. Denn hierzulande befinden wir uns mitten in der Heuschnupfen-Saison. „In Deutschland werden die meisten Pollenallergien durch den Blütenstaub frühblühender Bäume wie Hasel, Erle, Birke, Gräser und Kräuter wie Beifuß ausgelöst“, informiert der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) auf seiner Website. Während viele Menschen mit den typischen Symptomen zu kämpfen haben, gibt es Lieferengpässe bei insgesamt zehn Medikamenten.

Pollenallergie: Zahl der heuschnupfengeplagten Menschen in Deutschland steigt

Zwischen 2011 und 2021 ist die Zahl der an Heuschnupfen leidenden Menschen hierzulande spürbar gestiegen. Das ergab eine neue Untersuchung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). In dem angegebenen Zeitraum stieg die Zahl der Pollenallergikern um 11,5 Prozent. Das teilte die KKH am Mittwoch (12. April 2023) mit. Frauen seien öfter betroffen als Männer. Die KKH ist mit über 1,6 Millionen Versicherten eine der größten bundesweiten gesetzlichen Kassen.

Besonders auffällig nach Einschätzung der KKH: Vor allem bei Erwachsenen mittleren Alters wurde in den vergangenen 10 Jahren häufig Heuschnupfen diagnostiziert. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen stieg die Zahl der Betroffenen demnach um etwa ein Drittel, bei den 70- bis 74-Jährigen verdoppelte sie sich sogar fast. 

Heuschnupfen-Saison: Medikamente gegen Allergien knapp – zehn Arzneimittel betroffen

Bei zehn Arzneimitteln gegen Allergien gebe es derzeit Lieferengpässe. Das sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der Rheinischen Post. Betroffen sind demzufolge unter anderem das Heuschnupfen-Spray Mometason, das Antihistaminikum Fexofenadin und der Wirkstoff Budesonid.

Bei der Wirkstoffkombination Natriumcromoglicat/Reproterol, die etwa zu Behandlung von Asthma eingesetzt wird, sei ein Lieferengpass teilweise bis Ende September prognostiziert, erklärte der BfArM-Sprecher. Er fügte gegenüber der Zeitung an: „Grundsätzlich stehen für alle Wirkstoffe neben teilweise wirkstoffgleichen Arzneimitteln auch therapeutische Alternativen als Kompensationsmaßnahme zur Verfügung.“

Die Pollen fliegen, die Nase läuft. Der Heuschnupfen plagt viele Menschen in Deutschland.
Die Pollen fliegen, die Nase läuft. Der Heuschnupfen plagt viele Menschen in Deutschland. © Arno Burgi/dpa

Lieferengpässe bei Allergie-Medikamenten: Apothekerverband warnt

Als problematisch betrachtet der Apothekerverband Nordrhein die Engpässe - und warnt vor Folgen. „Rezeptfreie Heuschnupfenmittel sind zwar ausreichend vorhanden“, sagte Verbandschef Thomas Preis der Zeitung. „Doch das rezeptpflichtige Mittel Fexofenadin ist nicht mehr lieferbar, dabei ist es für viele Allergiker besonders verträglich und wirksam.“ Apotheker könnten stattdessen das Antihistaminikum Ebastin geben. Hierzu müssten die Patienten allerdings erneut zum Arzt, um ein neues Rezept zu erhalten.

Heuschnupfen: Symptome, Folgen, Pollenflug

Zu den typischen Symptomen bei Betroffenen zählen etwa eine allergische Reaktion in den Schleimhäuten von Nasen, Bronchien und Augen. Dabei schütte der Körper sogenannte Histamine aus, die für Niesattacken, Augenjucken oder eine laufende Nase sorgen, informierte die KKH. Wichtig sei, einen Heuschnupfen rasch zu erkennen und zu behandeln, warnte die Krankenkasse. Unbehandelt könne Heuschnupfen sich verschlimmern und zu chronischem Asthma führen.

In einer Interviewserie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) erklärte Prof. Dr. Felix Herth, Medizinischer Geschäftsführer der Thoraxklinik am UKHD, exemplarisch: „Viele Patienten mit Birkenpollen-Allergie haben mit Beschwerden in den oberen Atemwegen zu kämpfen, mit Schnupfen oder Augenbrennen. Zu uns kommen sie, wenn das Problem die Etage wechselt und auf die Lunge übergeht. Dann sprechen wir von allergischem Asthma. Wenn es unbehandelt bleibt, besteht die Gefahr, dass es chronisch wird.“

Indes hat sich der Pollenflug in den vergangenen Jahren verändert. „Je nach Witterung dauert die Pollenflugzeit länger und fängt auch früher wieder an“, informierte der DAAB. So sei es möglich, dass im November die letzten Gräserpollen und im Dezember schon die ersten Haselpollen fliegen. Eine Übersicht zu den Flugzeiten bietet der Pollenflugkalender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Der aktuellste Kalender basiert auf Daten von 2016 bis 2021.

Eine Übersicht zur Pollenflugzeit bietet der Kalender der Pollenstiftung.
Eine Übersicht zur Pollenflugzeit bietet der Kalender der Pollenstiftung. © Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst

Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Der Pollenflug beschränkt sich nicht auf vereinzelte Jahreszeiten oder gar Monate. Und auch der Klimawandel spielt rund um die Thematik eine Rolle. Was bedeutet er für Heuschnupfen-Geplagte konkret? (mbr mit dpa/afp)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion