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Horror in Klinik: Patient wacht während Kopf-OP auf – „Narkose war zu schwach“

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Von: Andreas Thieme

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Vadim P. (53) erlebte den Horror aller Patienten: Seine Narkose wirkte nicht, als er operiert wurde
Vadim P. (53) erlebte den Horror aller Patienten: Seine Narkose wirkte nicht, als er operiert wurde © SIGI JANTZ

Er musste sich am Kopf operieren lassen und wurde dabei schwer verletzt - von seinem Arzt. Sein Fall beschäftigt jetzt das Münchner Landgericht.

München – Es war nur ein Routine-Eingriff - aber er endet als Albtraum für Vadim P. (53, Name geändert). Im Klinikum Großhadern hatte sich der Kellner die Polypen herausnehmen lassen. Doch seine Narkose wirkte nicht richtig – mitten in der Operation bewegte sich sein Kopf. Mit schlimmen Folgen: Im Kopf wurde eine Arterie verletzt, bis heute leidet Vadim unter der Folgen.

„Seit der OP bin ich nicht mehr derselbe Mensch“: Patient klagt auf Schmerzensgeld

„Ich habe schlimme Zeiten hinter mir und bin seit dieser OP im Jahr 2017 nicht mehr derselbe Mensch“, sagt der Kellner. Arbeiten konnte er nur eingeschränkt. „Ich habe ständigen Druck am Kopf und muss viele Medikamente nehmen, es geht mir nicht gut.“

Am Landgericht klagt Vadim P. deshalb auf Schmerzensgeld und fordert insgesamt 40 000 Euro. „In meinem Job als Kellner konnte ich lange gar nicht mehr arbeiten, weil es nicht möglich war, mich über Stunden hinweg zu konzentrieren.“ Erst seit einem Jahr ist es Vadim möglich, im Alltag wieder berufstätig zu sein – mehrere Anläufe hatte es dazu gebraucht. Denn noch immer muss der Kellner seinen Kopf kühlen, der bei dem Eingriff in Großhadern innerlich schwer verletzt worden war.

Das Klinikum entschuldigte sich sogar bei ihrem Patienten. „So eine Geste habe ich in drei Jahrzehnten nicht oft erlebt“, sagte die erfahrene Münchner Fachanwältin für Medizinrecht, Karin Brandenburger, die Vadim P. vertritt.

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Klinik wehrt sich gegen Vorwürfe: Vorgehen bei Narkose sei üblich gewesen

Ein Gutachter sollte gestern vor Gericht seinen Fall einschätzen und kam zu dem Ergebnis: Die Narkose war nicht ausreichend gewesen. Ziel sei, das Bewusstsein während eines Eingriffs und die Erinnerung daran auszuschalten. Zudem müsse sichergestellt werden, dass der Patient sich nicht bewegt.

Dagegen aber wehrt sich die Klinik. Das Vorgehen bei der Narkose sei so üblich gewesen. Bei stärkerer Dosierung könne es zu Komplikationen bei der Atmung und nach dem Aufwachen kommen. Aber: Mit der angewendeten Narkose-Stärke könne statistisch in drei von 100 Fällen zu einer Mobilität während eines Eingriffes auftreten, hätten Studien gezeigt. Das Risiko bei einer OP nehmen Patienten in Kauf.

Aber: „Gerade die Dosierungen im Kopf-Bereich muss höher sein, um Bewegungen dort unbedingt zu vermeiden“, mahnte der Experte. Bitter: Nicht jede Bewegung führt zum Schaden - bei Vadim P. war dieser leider immens. Eine „unglückliche Kombination“, resümierte Richter Mittelsten Scheid. Er regte einen Vergleich an: P. soll 28 000 Euro erhalten. Patient und Klinik müssen aber noch zustimmen.

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