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100.000 Euro Strafe für Fremdwort oder falsche Aussprache? Italiens Postfaschisten planen wildes Gesetz

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Von: Richard Strobl

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Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, spricht in einer Parlamentssitzung. (Symbolbild)
Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, spricht in einer Parlamentssitzung. (Symbolbild) © Roberto Monaldo/dpa

Bis zu 100.000 Euro Strafe könnten in Italien bald auf sprachliche Fehler oder das Verwenden von englischen Fremdwörtern stehen. So sieht es ein Entwurf der Fratelli d‘Italia vor.

Rom – Italiens Postfaschisten um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sorgen einmal mehr für Aufregung. Diesmal nicht nur in Italien selbst, denn mit einem neuen Gesetzes-Entwurf würden sie wohl vor allem auch Ausländer und internationale Firmen, die Büros in Italien betreiben, treffen. Doch auch den Italienern selbst drohen Strafen.

Wildes Italien-Gesetz soll Fremdwörter unter Strafe stellen

Denn laut dem Entwurf drohen in Italien womöglich bald Geld-Bußen zwischen 5.000 und 100.000 Euro, etwa falls Fremdwörter in offiziellen Mitteilungen verwendet werden. Besonders im Fokus dabei: Englische Fremdwörter, die auch in Italien in allen Lebensbereichen mehr und mehr Einzug nehmen. Diese Anglizismen würden die italienische Sprache aber „erniedrigen und beschämen“, wie es in dem Entwurf laut CNN heißt. Noch schlimmer sei die Situation demnach nun, da Großbritannien seit dem Brexit nicht einmal mehr Teil der EU sei.

Ein Fallbeispiel laut La Stampa: Berufsbezeichnungen in Firmen müssten dann auf Italienisch benannt werden, insofern sie nicht übersetzt werden können. Die Bezeichnung Bachelor of Law kommt hier etwa schon an ihre Grenzen. Ebenso, wie der CEO oder Human Resources.

Doch bei dem Gesetz geht es nicht nur um Fremdwörter.

Meloni-Gesetz: Bußgeld für falsche Aussprache?

So sollen öffentliche und private Einrichtungen alle Unterlagen in italienischer Sprache vorlegen, die „im Land produziert oder vertrieben werden“, zitiert die La Repubblica aus dem Entwurf. Jegliche öffentliche Kommunikation von Firmen oder Staatsorganen muss zudem auf Italienisch vollzogen werden. Das würde etwa auch Werbung beinhalten. Bei allen Konferenzen oder Veranstaltungen in Italien müssen Dolmetscher oder Übersetzungstools angeboten werden. Laut CNN müssten auch ausländische Unternehmen alle internen Vorschriften und Arbeitsverträge dann auch auf Italienisch herausgeben. Außerdem müsste man sicherstellen, dass auch in Büros, die mit nicht italienischsprachigen Ausländern zu tun haben, Italienisch die Hauptsprache bleibe.

Zudem sollen an Universitäten und Schulen „die Ausbildungsangebote, die nicht speziell auf das Erlernen von Fremdsprachen ausgerichtet sind, auf Italienisch angeboten werden müssen“.

Italien plant wildes Gesetz: Strafe für falsche Aussprache?

Laut CNN müssten sich im Falle einer Verabschiedung des Gesetzes neben Ämtern und Beamten auch Lehrer und Journalisten an das Gesetz halten. Insofern dürften etwa auch Journalisten der staatlichen RAI-Sender keine Anglizismen, wie „streamen“ oder „surfen“, mehr verwenden. Zudem würden nach dem CNN-Bericht auch Strafen für falsche Aussprache drohen. CNN nennt als Beispiel etwa das Wort „Bruschetta“. Wer „Bru-schetta“ statt „Bru-sketta“ sagt, dem würde eine Geldstrafe drohen.

Die Opposition ist entsetzt ob des Entwurfs, der stark an Gesetze zum Schutz der Sprache unter Benito Mussolini und später auch unter Adolf Hitler in Deutschland erinnert.

„Wir dachten, wir hätten schon viele nicht schlüssige und an Lächerlichkeit grenzende Vorschläge dieser Mehrheit gesehen, aber der, der mit einem speziellen Gesetzentwurf des Vizepräsidenten der Kammer Rampelli kommt, schlägt sie alle“, zitiert die Repubblica eine Antwort der 5-Sterne-Bewegung.

Mit viel Häme machen die anderen Parteien auch darauf aufmerksam, dass die Fratelli d‘Italia selbst häufig und gerne Anglizismen verwenden. Meloni hatte sich selbst etwa als „Underdog“ bezeichnet. Zudem benannte man etwa das Industrieministerium um in: „Ministerium für die Unternehmen und das ‚Made in Italy‘“.

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