1. Startseite
  2. Welt

Schwerer Vorwurf von Reinhold Messner: „Italienischer Hotelier hat diesen Bären angefüttert“

Erstellt:

Von: Marcus Giebel

Kommentare

Einige der in den Alpen lebenden Bären scheinen immer aggressiver zu werden. Das muss sich laut Abenteurer Reinhold Messner auch der Mensch ankreiden lassen.

München – In den Alpen ist seit einigen Jahren wieder der Bär los. Und das wird zusehends zum Problem für die dort lebenden Menschen. Denn die teilweise etwas putzig wirkenden Tiere können zu einer echten Bedrohung werden. Ein Jogger aus Südtirol zahlte diese Erfahrung mit dem Leben.

Der Angriff von Gaia, einer Schwester des als bayerischer Problembär in die Geschichte eingegangenen Bruno, machte ebenso Schlagzeilen wie die Sichtung von Bärenspuren im Landkreis Rosenheim. Hier hat das offenbar übergesiedelte Raubtier zwei Schafe auf dem Gewissen. Während auch in der Politik bereits Forderungen laut werden, die Bären sollten zum Abschuss freigegeben werden, bringt Reinhold Messner eine andere Lösung ins Spiel.

Messner über frei lebende Bären als Touristenattraktion: „Hotelier hat Futter ausgelegt“

In der ARD-Sendung Maischberger gab der Abenteurer zudem dem Mensch die Schuld an der jetzigen Situation. Oder genauer: der Unerfahrenheit der Europäer. Zugleich warf der 78-Jährige manchem Zeitgenossen vor, die Bären als Touristenattraktion zu missbrauchen: „Diese Bären – das ist das Problem – sind angefüttert worden. Ein Hotelier hat da Futter ausgelegt, auf dass die Touristen diesen Bären vom Frühstückszimmer aus fotografieren können.“

Dieses Vorgehen lockt aber eben nicht nur Besucher, sondern hat auch Einfluss auf das Verhalten des betroffenen Tieres: „Das macht die Bären dann nicht böse oder aggressiv, aber sie wollen dann, ohne selber auf Futtersuche zu gehen, ihr Futter dann einfach irgendwo geschenkt kriegen.“ Und so nähern sie sich menschlichen Siedlungen durchaus auch dann an, wenn das gar nicht gewollt ist. Ein Einspieler zeigt einen Bären, der sich auf einen Balkon müht, außerdem wird die Begegnung eines Fußgängers mit einem Bären auf einem Wanderweg dokumentiert - zum Glück scheint die Person zu wissen, wie sich zu verhalten hat.

Reinhold Messner bei Maischberger
Schlägt die Umsiedlung einiger in den Alpen lebender Bären vor: Reinhold Messner hält den Lebensraum der Tiere für zu klein. © Screenshot ARD

Messner fordert Umsiedelung einiger Bären aus den Alpen: „Haben nicht das richtige Habitat“

Messner kritisiert vor allem, dass das vor einigen Jahrzehnten gestartete Bären-Projekt in den Alpen aus dem Ruder gelaufen ist: „Diese Bären-Population hat im Trentino, wo man sie angesiedelt hat, mächtig zugenommen.“ Sogar auf der Autobahn Bozen-Meran seien schon Bären aufgetaucht und überfahren worden – und das müsse ein Alarmsignal sein: „Wenn die Bären auf der Autobahn überfahren werden, haben sie nicht das richtige Habitat.“ Also: zu wenig Lebensraum für zu viele Bären, die als Einzelgänger durch die Wälder streifen und dabei schonmal immense Strecken zurücklegen können.

„Wenn wir die Bären so behandeln, wie sie behandelt gehören, ist es gar kein Problem. Wir haben jetzt zu viele Bären“, warnt Messner, der einst als Vertreter Südtirols für die Grünen im Europäischen Parlament saß. Nun ist es seiner Meinung nach höchste Zeit, zu handeln. Heißt: Einige der Bären sollten wieder umgesiedelt werden.

Messner über Bären-Projekt: „Wir Europäer haben den Umgang mit diesen Raubtieren verloren“

Im Hinblick auf Brunos Schwester Gaia, die mittlerweile eingefangen wurde, sagte Messner: „Vielleicht nimmt ihn jemand. Es gibt in Deutschland einen Raum im Schwarzwald, wo Bären sind. Die gehen sehr gut damit um, die haben eine Bärenstiftung gegründet und sind beim Forschen.“ Gemeint ist der Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald in Bad Rippoldsau-Schapbach, der schlecht gehaltenen Bären, Wölfen und Luchsen auf zehn Hektar Wald und Wiese ein neues Zuhause bietet.

„Die anderen könnte man in die Karpaten aussiedeln. Nicht alle, aber einen Teil. Dass die Population zur Fläche passt, wo sie sind“, schlug der Extrembergsteiger weiter vor. Um dann klarzustellen, dass das ganze Bären-Projekt offenbar nicht wirklich durchdacht war: „Wir Europäer haben die Bären ausgerottet, vor 100 bis 150 Jahren. Wir haben den Umgang mit diesen Raubtieren verloren, wir haben die Kultur nicht mehr, wir haben auch nicht gelernt, unsere Schafe, Ziegen, Pferde zu schützen.“

Ein Braunbär im Wald
Imposanter Anblick: Ein Bär streift durch einen europäischen Wald. (Symbolbild) © IMAGO / R. Kistowski/wunderbare-Erde

Bären und Wölfe als Bedrohung: Messner forder EU-Regelung bezüglich Abschüssen

Deutlich mehr Lebensraum würden die Bären im Osten von Tibet, in Sibirien oder eben in den Karpaten finden. Als „viel gefährlicher als der Bär“ bezeichnete Messner hinsichtlich der Angriffe auf Nutztiere allerdings den „Wolf, weil er Rudel bildet. Die Bauern in Südtirol beginnen zu jammern und sagen: Wenn das so weitergeht, gehen wir weg.“

Hier fordert er eine klare EU-Regelung bei der Frage, wer Wölfe abschießen dürfte. In Messners Heimat hatten Bauern-Vertreter bereits vor einem „Gemetzel auf Südtirols Weideflächen“ gewarnt, sollte nicht auf die Angriffe auf Schafe und Ziegen reagiert werden. In Bayern sollen rund zwei Dutzend Wölfe leben, erst im März sorgte ein Video für Aufsehen, dass eines der Raubtiere bei einem Streifzug durch einen Ort im Landkreis Bad Kissingen zeigen soll.

Auch im Freistaat wird bereits über einen Abschuss diskutiert. Die Wildtiere könnten also bald wieder gefährlich leben. (mg)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion