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„Wurde mit einem Kaugummi bespuckt“: Klima-Kleber der „Letzten Generation“ spricht nach Ekel-Vorfall

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Von: Moritz Bletzinger

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Sogenannte Klima-Kleber ziehen die Wut von etlichen Passanten und Autofahrern auf sich. Wie wirkt sich das auf die Aktivisten der „Letzten Generation“ aus? Ein Gespräch mit Theodor Schnarr.

Berlin – Klima-Kleber, Chaoten, Terroristen. Die Aktivisten der „Letzten Generation“ müssen für ihren umstrittenen Protest viel einstecken. Für Menschen, die unter ihren Aktionen leiden, sicher oft auch zurecht. Problematisch wird es aber, wenn es auf der Straße über Beschimpfungen hinaus geht. Ein Mitglied berichtet darüber, wie ihn der Zorn auf der Straße trifft.

Mit einem Kaugummi angespuckt: Aktivist der „Letzten Generation“ spricht über seine psychische Belastung

„Es ist wahnsinnig anstrengend. Körperlich und psychisch“, sagt Theodor Schnarr im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Gutes Wetter gebe es für Klebe-Aktionen eigentlich nicht: „Bei Regen kriecht dir die Nässe von unten in die Klamotten, bei Sonne wird es auf dem Asphalt unfassbar heiß.“

Wenn Autofahrer wütend reagieren, wird es auch noch schwierig für den Kopf. „Die Menschen schreien dich an, am Montag (24. April, d.R.) hat mich eine Person mit einem Kaugummi bespuckt. Das ist nichts, was man zum Spaß macht.“ Ein Kaugummi in den Haaren, eklig. Aber die Angriffe auf Aktivisten und Aktivistinnen fallen teils noch viel heftiger aus. Auf der A100 zerrte ein Mann beispielsweise zwei junge Frauen an den Zöpfen von der Straße. Natürlich begeben sich die Klima-Aktivisten freiwillig in diese Situationen und müssen mit Ärger rechnen, allerdings ist Gewalt keine Lösung.

Viele Autofahrer reagieren frustriert auf die Straßensperrungen. In einer Umfrage des Norddeutschen Rundfunks gaben 70 Prozent der Befragten an, die Aktionen der Klimaschützer überhaupt nicht oder eher nicht angemessen zu finden. Eine Mehrheit forderte dennoch mehr Klimaschutz. Und klar ist auch: Gewalt gegen die Aktivisten kann zu Anzeigen und je nachdem auch zu Strafen führen.

Klima-Aktivisten stecken Beleidigungen und Angriffe ein: „Die Menschen müssen uns als Gruppe nicht mögen“

Beleidigt und angespuckt – trotzdem machen die „Klima-Kleber“ immer weiter. „Die Menschen müssen uns als Gruppe nicht mögen. Darum geht es nicht, es geht um die Sache“, sagt Aktivist Schnarr. „Wir wollen keine Aufmerksamkeit für uns, sondern für die Klimakrise und es braucht diese schöpferische Spannung, damit wir als Gesellschaft eine Lösung erarbeiten können.“ Für Theodor Schnarr ist damit sein Protest gerechtfertigt.

Die „Letzte Generation“ fordert Maßnahmen für den Klimaschutz. Als Erstes sollen ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket eingeführt werden. Dann ein Gesellschaftsrat, der mit der Bundesregierung Maßnahmen erarbeitet, wie Deutschland die Nutzung von fossilen Rohstoffen bis 2030 beendet.

Radikaler Protest für Klimaschutz: „Letzte Generation“ kassiert auch Kritik von „Fridays for Future“

Für ihren radikalen Ansatz, mit Straßenblockaden und Angriffen auf Kunstwerke, kassiert die Gruppe viel Kritik. Unter anderem auch von anderen Klimaschützern. Die Bewegung „Fridays for Future“ distanzierte sich von den Klebeaktionen. „Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen, und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen“, sagte Sprecherin Annika Rittman vor der Protestwelle in Berlin. Der Verfassungsschutz prüfte die „Letzte Generation“ bereits auf Extremismus.

„Wir sind für alle Menschen auf der Straße, auch für diejenigen, die uns beleidigen.“

Klimaaktivist Theodor Schnarr über den Protest der „Letzten Generation“.

„Wir sind für alle Menschen auf der Straße, auch für diejenigen, die uns beleidigen“, sagt hingegen Schnarr. Die Angst vor der Klimakrise und den drohenden Folgen sei so groß, dass die „Letzte Generation“ darauf aufmerksam machen will. Egal, wie unangenehm das für sie selbst und alle anderen ist, so der Aktivist. (moe)

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