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„Werden immer mehr“: Aktivist der „Letzten Generation“ macht neue Protestform dafür verantwortlich

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Von: Moritz Bletzinger

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Viele kämpfen aktuell in Berlin für mehr Klimaschutz: Die umstrittene Gruppe „Letzte Generation“ findet immer mehr Mitstreiter und Mitstreiterinnen.
Viele kämpfen aktuell in Berlin für mehr Klimaschutz: Die umstrittene Gruppe „Letzte Generation“ findet immer mehr Mitstreiter und Mitstreiterinnen. © Hannes P Albert/picture alliance/dpa

Die Klima-Demonstrationen der „Letzten Generation“ in Berlin sind so groß wie nie. Auch durch eine neue Protestform bindet die Bewegung immer mehr Aktive.

Berlin – 27 Straßenblockaden hat die „Letzte Generation“ am Montag (24. April) durchgezogen. „Dreimal so viele wie noch im vergangenen Herbst“, freute sich Sprecherin Aimée van Baalen: „Unsere höchsten Erwartungen wurden deutlich übertroffen!“ Die Bewegung hat in den letzten Monaten viele neue Mitstreiter:innen gewonnen – und damit auch an Wucht. „Es ist klar, dass hier gerade etwas ins Rollen kommt“, sagt van Baalen. In Berlin läuft gerade ein Protest-Marathon.

„Letzte Generation“ ist deutlich gewachsen: Mehr Mitglieder wegen neuer Protestform?

„Wir sind deutlich mehr geworden im letzten halben Jahr, gerade über den Jahreswechsel. Deutschlandweit werden es immer mehr Menschen“, bestätigt Sprecher Theodor Schnarr FR.de von IPPEN.MEDIA. Die „Letzte Generation“ wächst. Das könnte auch daran liegen, dass die Gruppe mittlerweile neben radikalen Aktionen wie Straßenblockaden oder Angriffen auf Kunstwerke auch Protestmärsche durchführt. Dabei laufen die Teilnehmenden sehr langsam, deshalb werden die Aktionen auch Schleich- oder Bummel-Märsche genannt.

„Diese Protestform ist weniger konfrontativ und bietet noch mehr Menschen die Möglichkeit, Teil der Proteste zu werden“, erklärt Schnarr. Viele Menschen wollen für mehr Klimaschutz einstehen, möchten sich aber nicht unbedingt an den Straßenblockaden beteiligen.

Das deutete auch eine Umfrage des Norddeutschen Rundfunks an. Demnach halten 70 Prozent der Teilnehmenden die Klebe-Aktionen der „Letzten Generation“ für überhaupt nicht oder eher nicht angemessen, trotzdem fordert eine Mehrheit mehr Klimaschutz.

Radikaler Klima-Protest: „Letzte Generation“ polarisiert – aber zwingt niemandem den Kleber auf

Schnarr klebt seine Hand immer wieder auf die Straße, aber manche Dinge sind auch ihm zu gefährlich. „Ich würde mich nicht trauen, meine Hand an die Straße zu betonieren“, verrät er. Diese Methode haben Aktivist:innen erst vor wenigen Wochen entdeckt. Ist die Hand betoniert, müssen die Einsatzkräfte sie mit schwerem Gerät aus der Straße schneiden. Die Straße zu räumen, dauert dadurch noch länger.

Ein Klimaaktivist hat seine Hand an die Straße betoniert: Die Polizei muss ihn aus der Straße schneiden.
Ein Klimaaktivist hat seine Hand an die Straße betoniert: Die Polizei muss ihn aus der Straße schneiden. © Florian Gaertner/photothek.de/Imago

„Jede Person bringt ein, was sie kann“, betont Schnarr und erklärt: „Viele Menschen wollen sich nicht festkleben, ich kann das verstehen. Die bilden dann zum Beispiel die Rettungsgasse.“ Zur Erklärung: Bei jeder Straßenblockade verspricht die „Letzte Generation“ Rettungswagen passieren zu lassen. Dafür kleben sich meist drei oder vier Teilnehmende nicht fest, damit sie für die Einsatzkräfte aus dem Weg gehen können.

Streit über Klebeaktionen: „Letzte Generation“ freut sich über Klima-Debatte

Aber kann das allein der Grund für das Wachstum der Gruppierung sein? Schließlich ist die Kritik an der „Letzten Generation“ groß. Selbst die Grünen und die Klima-Bewegung „Fridays for Future“ kritisieren die radikale Gruppe. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, bezeichnete sie als „elitär“ und „selbstgerecht“. Die „Letzte Generation“ polarisiere zu stark und stehe einer einheitlichen Klimabewegung deshalb selbst im Weg.

Schnarr versteht die Kritik und kann ihr sogar etwas abgewinnen. „Wenn ehrlich über die Protestform gestritten wird, wird zwangsläufig auch über die Bedrohung der Klimakrise gesprochen.“

Außerdem geht die „Letzte Generation“ auch aktiv auf Stimmenfang. Deutschlandweit veranstalten die Aktivist:innen immer wieder Vorträge. Dort sprechen sie über die Klimakrise, den Einfluss des Menschen und zivilen Widerstand. Zusätzlich bieten sie Protesttraining an. (moe)

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