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„Das große Problem sind die Eltern“: Ostsee-Restaurant sperrt Kinder aus und erntet Hass

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Von: Christoph Gschoßmann

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Restaurant Schipperhus Kinder unter 12 verboten Ostsee Kinder-Verbot Mecklenburg Vorpommern
Kinder unter 12 Jahren sind im Restaurant „Schipperhus“ in Dierhagen an der Ostsee verboten. © Volker Preusser/Imago

Kinder machen Krach und verursachen Chaos: So weit, so normal. Ein Restaurant an der Ostsee sperrt die Kleinen nun aus - und muss mit den Folgen leben.

Dierhagen/München - Ein radikaler Schritt mit Folgen: In einem Restaurant im Ostseebad Dierhagen (Mecklenburg-Vorpommern*) sind künftig keine Kinder unter zwölf Jahren mehr erlaubt. Die verzweifelte Wirtin erklärt, wie es zu dieser Entscheidung kam - und wie sehr sie nun darunter leidet.

Im „Schipperhus“, einem Fischrestaurant, kam es vermehrt zu unschönen Szenen. So erzählte Ricarda Biebl der Bild: „Wir waren ausgebucht. Stammgäste saßen an einem Tisch neben einem Ehepaar aus München. Er war Arzt, um die 50. Sein Kind war drei. Nachdem es mit Buntstiften unsere Wände voll gemalt hatte, lief es barfuß mit sandigen Beinen den Tisch rauf und runter und schmiss Nudeln mit Tomatensoße gegen die Wand.“

Die Bitte, das Kind zu stoppen, sei nicht gut angekommen. „Wir wurden wüst beschimpft – wie eigentlich immer, wenn wir etwas sagen. Das habe ich mir lange genug angesehen.“ Und prompt entschied sie sich zu der seither kontrovers diskutierten Lösung - per Aushang teilte sie den Gästen Folgendes mit: „Aufgrund vieler unschöner Ereignisse in der Vergangenheit haben wir uns dazu entschlossen, keine Familien mit Kindern unter zwölf Jahren mehr zu bewirten.“

Ostsee-Restaurant sperrt Kinder aus: Wirtin des Schipperhus „hatte große Angst vor diesem Schritt“

Die vierfache Mutter erklärt: „Ich hatte große Angst vor diesem Schritt – obwohl Hotels für Erwachsene oder Spa-Bereiche ab 16 Jahren das Normalste der Welt sind. Das große Problem sind nicht die Kinder – sondern die Eltern! Es gibt nur noch wenige, die sich wirklich um die Erziehung ihrer Kinder bemühen. Die meisten saßen hier und guckten ins Telefon, während ihre Kinder schreiend durchs Lokal rannten.“

Seit der Entscheidung muss Biebl mit den Konsequenzen leben - vor allem mit schlechten Bewertungen im Internet. So kommentiert beispielsweise ein Kunde, die Kartoffeln seien „geschmacklos“ gewesen, mit dem Zusatz: „Hätte ich im Vorfeld gewusst, dass Kinder und Hunde unerwünscht sind, hätte ich das Lokal überhaupt nicht besucht.“

Kinder in Ostsee-Restaurant ausgesperrt: Reaktionen sind unterschiedlich

Der Koch des Restaurants, Stefan Biebl-Piesker, sagt über die Reaktionen: „Der anonyme Hass ist schwer erträglich. Wir werden als Rassisten beschimpft, als Kinderhasser. Einer fragte, wie unser Geschäft überlebt – ob wir nachts noch anschaffen gehen.“

Biebl habe für ihre Entscheidung aber auch Lob erhalten. So kämen manche Gäste nur deshalb wieder, weil sie abends in Ruhe essen könnten. Eine Nutzerin auf Twitter sagt: „Ich bin Mutter von zwei Kindern unter zwölf, aber auch Pädagogin. Ich fände es schade, dass wir ausgeschlossen werden würden, weil meine Kinder sich zu benehmen wissen, aber ich hab auch Verständnis, denn auch ich erlebe, dass manche Eltern Kinder gewähren lassen, weil sie Ruhe wollen.“

Trotzdem nimmt die Wirtin die Kontroverse arg mit - sie denkt nun sogar über einen Verkauf des 2018 erworbenen Restaurants nach: „Ich war 27 Jahre in der Gastronomie angestellt, bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe, ich hatte also einiges erlebt. Aber was hier los ist, geht an die Substanz. Es tut mir leid um alle gut erzogenen Kinder und freundlichen Eltern.“ (cg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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