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Listerien in Wurst: Frühere Mitarbeiter berichten von mangelnder Hygiene bei Wilke -  „Abartige Zustände“

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Hygiene Wilke Wurstwaren Twistetal Berndorf
Mitarbeiter berichten über schlimme Zustände bei der Produktion von Wilke Wurstwaren: Schimmel an der Wurst wurde einfach abgewaschen. © Uwe Zucchi/dpa/privat

Schimmel, Dreck und feuchte Rohre: Ehemalige Mitarbeiter der Firma Wilke Wurstwaren berichten über ekelhafte Hygienezustände.

Gammeliges Fleisch direkt neben frischen Würsten, arbeiten ohne Mundschutz, keine Perspektive: Mehrere ehemalige Mitarbeiter von Wilke haben sich in den vergangenen Tagen gemeldet, auch in Internetforen gibt es entsprechende Einträge. Alle berichten übereinstimmend von grenzwertigen Produktionsverhältnissen.

„Die Zustände dort sind immer schlechter geworden“, sagt ein Berater aus der Fleischwirtschaft, der anonym bleiben möchte. Seit gut 15 Jahren sei er pro Jahr drei- bis viermal bei Wilke gewesen. 

Todesfälle eine "Folge dilettantischer Betriebsführung"

Die Todesfälle durch mit Listerien verunreinigte Wurst seien „eine Folge dilettantischer Betriebs- und Menschenführung“, sagt der Lebensmitteltechnologe. Zum Teil seien Bereiche in der Produktion tage- oder wochenlang nicht gereinigt, Hygieneregeln insgesamt seien völlig außer Acht gelassen worden. "Ich betreue viele Betriebe, auch im Ausland, aber nicht einmal in Rumänien gebe es einen derart leichtfertigen Umgang mit der Gesundheit anderer."

Berater hat auf Hygienemängel hingewiesen

Bei jedem Besuch, sagt der Berater, habe er die Geschäftsführung und die Betriebsleitung auf die „abartigen Zustände“ aufmerksam gemacht, doch davon habe dort niemand etwas wissen wollen. „Das geht dich nichts an“, sei ihm gesagt worden. Er selbst habe auch nichts unternommen, da er zum einen Sorge hatte, Wilke als großen Kunden zu verlieren. Zum anderen „hätte das dem Veterinäramt auffallen müssen“, betont er.

Fotos belegen dramatische Hygienezustände bei Wilke

Im September 2018 sei er zuletzt im Betrieb gewesen und hat – zum ersten Mal – Fotos gemacht. „Sonst hätte mir das niemand geglaubt, wie es dort aussieht“, sagt der Berater. 

Festgehalten hat er Schimmel auf Fleischkäse und Salami, auf Formen, außerdem frische Wurst auf verdreckten Rauchwagen, fertige Produkte neben tropfenden und schimmelnden Wasserrohren. Ähnliches beschreibt ein 27-jähriger Korbacher, der in diesem Jahr für drei Monate bei Wilke arbeitete. In einem Kühlraum, so berichtet er, habe beispielsweise frische Wurst direkt neben großen Fässern gestanden, in denen sich Gammelfleisch befunden habe.

„Den Mundschutz haben wir nie getragen“, sagt er. Lediglich bei angekündigten Kontrollen. Bei der Reinigung einer Maschine habe er mal kleine Leberwurstverpackungen, wie es sie in Hotels gibt, zutage befördert, die bereits 2004 abgelaufen gewesen seien.

Der Lebensmitteltechnologe fühlt sich „schwer betroffen“ durch die Todesfälle. Ihm sei es jetzt wichtig, dass die Verantwortlichen bestraft würden.

Ein Forscherteam unter Gießener Leitung identifiziert in China eine bislang unbekannte Form von Listerien-Keimen.

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