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Flüchtlinge statt Promis: Luxushotel wird Erstaufnahmelager

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Das Luxushotel Kobenzl.
Die Präsidentensuite des Luxushotels Kobenzl. © dpa

Salzburg - Einst logierten US-Präsident Richard Nixon oder Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß in dem Salzburger Luxushotel. Nun wird es ein Erstaufnahmelager für Flüchtlinge.

Im vorigen Sommer versuchte Kobenzl-Erbe Peter Herzog noch, dem ehemaligen Hotel der internationalen Prominenz am Fuße des Salzburger Gaisbergs wieder Leben einzuhauchen. Doch das „Bed-and-Breakfast“-Konzept ging nicht auf. Jetzt wird das Haus ein Erstaufnahmelager für Flüchtlinge im Bundesland Salzburg. Bis zu 100 Asylbewerber sollen hier nach ihrer Ankunft untersucht und nach drei bis zehn Tagen auf andere Plätze im Land verteilt werden.

Damit will Salzburg die vereinbarte Quote zur Aufnahme von Flüchtlingen in letzter Sekunde erfüllen. Derzeit leben 1800 Asylbewerber in dem Bundesland. Nach Angaben aus dem Wiener Innenministerium erfüllt Salzburg die Quote damit erst zu 87 Prozent - 270 Plätze fehlen demnach noch.

Neben den beiden österreichweit zuständigen zentralen Aufnahmelagern in Traiskirchen (Niederösterreich) und Thalham nahe dem Attersee wird nun auch in Salzburg ein Zentrum zum Weiterleiten von Flüchtlingen eingerichtet. Peter Herzog hat das frühere Luxushotel Kobenzl dem Land angeboten, wie es in Kreisen der Landesregierung heißt. Von einer 15-jährigen Laufzeit ist die Rede. Herzog selbst will sich zu den Details nicht äußern. Das Anwesen am tief verschneiten Gaisberg ist mit dem Hinweis „Privatgrund, Betreten verboten“ jedenfalls bereits abgesperrt.

Das Haus war bis in die späten 1980er Jahre eines von drei Nobelhotels der Stadt Salzburg. Politgrößen wie US-Präsident Richard Nixon oder Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß stiegen zu Festspielzeiten dort ab. Aber auch Künstler wie Udo Jürgens, Peter Ustinov oder Herbert Grönemeyer waren Stammgäste.

Kobenzl ist wegen Familienstreits seit 2006 geschlossen 

Nach einem Familienstreit wurde das Kobenzl 2006 geschlossen. Investoren aus Deutschland wollten 12,5 Millionen Euro investieren, die Übernahme kam aber nicht zustande. Im Sommer 2014 versuchte Familienspross Peter Herzog mit einer Jausenstation und der Vermietung von 20 ehemals luxuriösen Zimmern die Wiederbelebung. Doch er scheiterte offensichtlich.

Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sagte in einem Fernsehinterview, dass es „natürlich auch ein bisschen ein Symbol ist für einen Niedergang eines Betriebs, wenn am Ende eines Luxusbetriebs Asylbewerber untergebracht werden“. Ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums sagte, es hätten mehrere Objekte in Salzburg zur Auswahl gestanden, „das Kobenzl erschien uns am geeignetsten“. Den Vorwurf, die Asylbewerber würden absichtlich weit weg von der Innenstadt und damit fast ohne Nachbarn untergebracht, wies er zurück: „Das ist für uns kein Kriterium, für uns ist nur wichtig, dass sich die Liegenschaft an sich eignet.“

Vergoldete Spiegel und wertvolle Bilder aus Zimmern entfernt

Die verbliebenen Luxusgegenstände wie vergoldete Spiegel oder Bilder wurden bereits aus den Zimmern entfernt, die Ausstattung soll denen anderer Aufnahmelager angepasst werden, so das Ministerium. Die wenigen Nachbarn am Berghang erfuhren erst aus der Zeitung, dass das Kobenzl mit Beginn der Woche bis zu 100 Flüchtlinge aufnehmen wird.

dpa

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