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Drei Häuser für drei Euro – und das in Italien? Touristin schlägt zu

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Sonnenuntergang in dem alten Dorf von Poggioreale, einer Geisterstadt auf Sizilien. In ländlichen Regionen in Italien gibt es zahlreiche verlassene Dörfer. © IMAGO/Zoonar.com/Stefan Laws

Ein Haus in Italien für nur einen Euro? Eine US-Amerikanerin kaufte sich gleich drei Immobilien für drei Euro und hält die Idee trotz Zusatzkosten weiterhin für ein Schnäppchen.

Mussomeli (Sizilien) - Inflation und steigende Zinsen ließen die Immobilienpreise in vielen großen Städten in Deutschland seit Mitte 2022 einbrechen. Trotzdem liegt der Traum vom Eigenheim für viele Menschen hierzulande noch immer in weiter Ferne. Ein Ferienhaus im Sehnsuchtsort Italien könnte jedoch zur Realität werden: Ein kleines italienisches Dörfchen bietet Zuwanderern Immobilien zu einem Kaufpreis von einem Euro an. Die US-Amerikanerin Daniela Andrade schlug zu und kaufte gleich drei Häuser. Das Ganze hat jedoch einen Haken.

Italien: Häuser in sizilianischer Kleinstadt kosten so viel wie ein Espresso in einem Straßencafé

Die kleine sizilianische Stadt Mussomeli liegt auf einem kleinen Berg in der Gemeinde Caltanisetta. Die traditionellen italienischen Häuser schmiegen sich an den Hang und geben den Blick frei auf die Weiten des umliegenden Landes. Bäume und vereinzelte Palmen umranden das idyllische Gesamtbild. Rund eine Stunde fährt man von hier zum Meer, nur wenige Minuten bis in fast unberührte Natur. Nur noch etwa 10.000 Menschen wohnen in dem kleinen Örtchen, viele junge Menschen zieht es in die großen Städte.

Die findige Gemeinde des Ortes wollte sich damit nicht abfinden und rief bereits vor der Corona-Pandemie das Projekt „ein Haus für einen Euro“ ins Leben. „Kaufen Sie Ihren Traum für einen Euro in der fabelhaften Stadt im sizilianischen Hinterland, nur wenige Kilometer von den bezaubernden Stränden und den historischen Tempeln von Agrigento entfernt“, heißt es auf der Homepage des Projekts. In Mussomeli könne man das alte Sizilien, das echte Sizilien, erleben. „Bereits hundert Menschen haben ein Haus gekauft, worauf warten Sie noch?“, so die Gemeinde weiter.

Mussomeli ist eine von mindestens 34 italienischen Gemeinden, die Häuser zu günstigen Preisen verkaufen teilweise zum Gegenwert eines Espresso in einem Straßencafé. Die Idee stammt einem Bericht der US-Zeitung Washington Post zufolge von der TV-Persönlichkeit Vittorio Sgarbi, der dies bereits vor über einem Jahrzehnt erstmals vorschlug. Kurz darauf setzte der damalige Bürgermeister von Salemi in Südsizilien den Vorschlag in die Tat um, mit durchschlagendem Erfolg.

Vizebürgermeister von Mussomeli in Italien: „Die meisten geben am Ende 20.000 bis 40.000 Euro aus“

Eine der hundert Menschen, die in Mussolemi fündig wurden, ist die gebürtige Brasilianerin Rubia Andrade (auch Daniels). Sie kaufte in dem kleinen sizilianischen Ort nicht nur eines, sondern gleich drei Häuser – für den Preis von drei Euro. Die in Kalifornien ansässige US-Amerikanerin hatte das Angebot im Jahr 2019 entdeckt. „Der erste Gedanke ist natürlich, dass das nicht wahr sein kann. Ich musste es mit eigenen Augen sehen“, so Andrade zur Washington Post. Kurzerhand buchte sie einen Flug nach Italien und stellte schnell fest, dass es einen Grund gab, warum die Häuser zum Spottpreis den Besitzer wechselten.

Der Großteil der angebotenen Immobilien muss zunächst renoviert werden. Um die Renovierungsarbeiten sicherzustellen, hinterlegen Käufer eine Kaution in Höhe von 5.000 Euro bei der Stadt. „Wir sagen den Leuten, dass sie zuerst hierherkommen sollen, denn wir wollen keine Überraschungen erleben. Wir wollen, dass [die Menschen] wissen, worauf sie sich einlassen“, sagte Toti Nigrelli, der Vize-Bürgermeister der Stadt, laut dem Bericht der US-Zeitung. Die Anschaffungskosten liegen bei einem Euro, doch für die Übertragung der Immobilie auf den neuen Besitzer werden beim Kauf rund 3.500 Euro fällig, zudem müssen sich die neuen Besitzer dazu verpflichten, die Häuser innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu renovieren, was je nach Ansprüchen, Größe und verwendeten Materialien bis zu 100.000 Euro kostet. „Die meisten geben am Ende 20.000 bis 40.000 Euro aus“, schätzt Nigrelli.

Aus Sicht von Daniela Andrade, die in der kalifornischen Solarindustrie arbeitet, ein Schnäppchen: „Selbst mit den Gebühren und den Kosten für die Renovierung kostet es weniger als ein Timesharing in den USA“, so die Immobilienbesitzerin, die sich zum Ziel gesetzt hat, zur Wiederbelebung der kleinen sizilianischen Stadt beizutragen. Zusammen mit ihrem Sohn will sie ihre drei Häuser in Mussomeli in eine Kunstgalerie, ein Wellness-Center und ein Restaurant verwandeln und langfristig sogar dauerhaft in das kleine Örtchen ziehen, wie die Washington Post berichtet. Andrade ist nicht die einzige. Zahlreiche weitere Ausländer - vor allem US-Amerikaner - haben ebenfalls Ein-Euro-Häuser gekauft. Schon jetzt hat das Programm in Mussomeli dazu beigetragen, die Anzahl der Touristen von wenigen hundert jährlich auf mehrere tausend pro Jahr zu steigern.

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